Ein mörderischer Sommer
silikongefüllten Brüsten und Arschbacken zurück, die ich jeden Tag sehe.« Er lacht.
»Ich liebe dich, Warren.«
»Ich liebe dich auch.«
Während Joanne den Hörer auflegt, sieht sie auf ihre Armbanduhr. Es ist beinahe neun Uhr abends. Ein Gespräch will sie noch führen, aber sie muß dazu in die Küche, um die Nummer zu holen. Sie blättert in ihrem Adreßbuch, bis sie die gesuchte Nummer gefunden hat.
»Camp Danbee«, sagt wenige Minuten später eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
»Ich möchte mit meinen Töchtern sprechen. Ich weiß, es ist nicht üblich, aber in diesem Fall ist es sehr wichtig.«
»Die Namen Ihrer Töchter bitte?« fragt die Frau, die offenbar eingesehen hat, daß Widerspruch keinen Erfolg hätte.
»Robin und Lulu – Lana – Hunter.«
Eine kurze Pause folgt. Joanne hört, daß irgend etwas durchgeblättert wird.
»Sie sehen sich gerade im Aufenthaltsraum einen Film an.«
»Könnten Sie sie bitte holen?«
»Das wird einige Minuten dauern. Kann ich ihnen nicht einfach sagen, daß sie zurückrufen sollen?«
»Wie lange?«
Die Frau klingt jetzt sehr aufgeregt. »Also, ein paar Minuten brauche ich, um rüberzugehen, und noch ein paar, um sie hierherzubringen. Insgesamt dürfte es nicht länger als fünf Minuten dauern. Ist es ein Notfall, Mrs. Hunter? Soll ich die Mädchen auf irgend etwas vorbereiten?«
»Nein«, sagt Joanne. »Ein richtiger Notfall ist es nicht. Ich muß nur mit meinen Töchtern sprechen.«
»Ich werde veranlassen, daß sie Sie in ein paar Minuten anrufen.«
»Danke.« Joanne legt auf und wartet, die Hand noch immer auf dem Hörer, daß es klingelt.
Es klingelt.
»Hallo, Robin?«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung ist schrill, hysterisch. »Joanne«, kreischt sie, »hier ist Eves Mutter.«
»Mrs. Cameron«, sagt Joanne dumpf, besorgt, aber sie will nicht die Leitung besetzen. Die Mädchen wollen doch anrufen. »Was ist denn los? Ist Eve irgend etwas passiert?«
Die folgenden Worte werden kurz, stakkatohaft ausgestoßen. Joanne hat Schwierigkeiten, sie zu verstehen.
»Ich weiß nicht. Ich habe angerufen bei ihr, und da hat sie angefangen zu schreien und mich zu beschimpfen, daß ich eine Hexe sei, hat sie gebrüllt, daß ich ihr Leben zerstört habe und daß sie sich wünscht, ich wäre tot!«
»Mrs. Cameron, bitte, versuchen Sie sich zu beruhigen. Ich bin sicher, daß Eve das nicht so meint. Ich weiß, daß sie das nicht so meint!«
»Ich weiß überhaupt nichts mehr!« schluchzt die alte Frau. »Du hättest sie hören müssen, Joanne. Sie hat gar nicht wie sie selbst geklungen. Sie hat wie etwas Unmenschliches geklungen. Das war nicht ihre Stimme. Sie sagt, sie ist meine Eve, aber, Joanne, das ist nicht sie. Es ist jemand, der ihren Körper benutzt. Das ist nicht mein Kind. Mein Kind würde sich nie wünschen, daß seine Mutter tot wäre!«
»Was kann ich denn jetzt für Sie tun?« fragt Joanne hilflos und wirft einen Blick auf die Uhr. Sie kennt die Antwort schon. »Geh zu ihr, Joanne«, sagt Eves Mutter. »Bitte. Brian ist nicht zu Hause. Sie ist ganz allein. Ich habe ihr gesagt, ich würde kommen, aber sie hat gesagt, sie würde mich umbringen, wenn ich in ihre Nähe käme. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Du wohnst doch gleich nebenan. Dir würde sie nie etwas antun. Bitte, geh zu ihr! Sieh nach, ob alles in Ordnung ist mit ihr!« Joanne starrt durch die gläserne Schiebetür in die Dunkelheit hinaus. »Okay«, sagt sie nach einer kurzen Pause.
»Ruf mich zurück«, befiehlt Eves Mutter, als Joanne schon auflegen will.
»Wie ist Ihre Nummer?« Hektisch sucht Joanne auf dem kleinen Tischchen nach einem gespitzten Bleistift, findet einen, dessen Mine gerade noch zum Schreiben taugt, und notiert sich die Telefonnummer von Eves Mutter.
»Ruf mich an!« hört sie Mrs. Cameron noch einmal sagen, als sie den Hörer auflegt.
Ihre Hand liegt noch auf dem Telefon, als es klingelt.
»Hallo, Robin?« sagt sie sofort.
»Mom?« Robin klingt ängstlich. »Ist alles in Ordnung?«
Alle fragen mich das, denkt Joanne. Sie ist froh, die Stimme ihrer Tochter zu hören. »Alles ist in Ordnung, mein Liebling.«
»Warum rufst du dann an?« Robin ist sehr erstaunt.
»Ich vermisse dich. Ich wollte nur mal ein paar Minuten mit dir sprechen.«
Robins Stimme wird ganz sanft, ganz leise. Joanne kann sich gut vorstellen, wie ihre Tochter jetzt ihre Körperhaltung ändert, die Hand über die Sprechmuschel des Hörers wölbt, damit niemand in der
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