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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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überlegt sie, nachdem die Verbindung unterbrochen ist. Sie haben die falsche Nummer? Sie meinen eine andere Mrs. Hunter? Welchen Unterschied macht es schon, ob sie die Mrs. Hunter ist, die sterben wird, oder eine andere? »Und Sie sind bald tot«, hört sie die häßliche Stimme sagen.
    Sie rennt zur Tür, die Schlüssel fest umklammert, schaltet die Alarmanlage ein und läuft aus dem Haus.

29
    Joanne nimmt die Abkürzung über den Rasen. Sie wirft einen verstohlenen Blick die Straße hinunter und stopft die Schlüssel in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Am Eck ist eine Telefonzelle. Aus dieser Entfernung und in der Dunkelheit ist unmöglich zu erkennen, ob jemand darin ist oder nicht. Die Straßenlampen erhellen fast nichts, sind nur dazu da, die Schatten hervorzuheben. Ist dort jemand?
    Ich komme und hole Sie mir, Linda.
    Die hat Glück, denkt sich Joanne zynisch, während sie die Treppe zu Eves Haus hinaufläuft und laut an die Tür klopft. Sie ist nicht die Frau, die er eigentlich meint. Die Geschichte meines Lebens! Die Geschichte meines Todes!
    Niemand öffnet auf ihr Klopfen hin.
    »Eve!« ruft sie und drückt auf den Klingelknopf. Dann klopft sie wieder. »Eve! Ich bin's, Joanne. Laß mich rein!«
    Ich komme und hole Sie mir, Linda.
    In Joannes Kopf wirbelt alles durcheinander. »Eve, mach doch auf! Komm schon. Ich habe keine Lust, ewig hier draußen zu stehen.«
    »Ich kann nicht aufmachen, Joanne«, ertönt eine schwache Stimme aus dem Inneren des Hauses.
    »Warum nicht?«
    »Ich sterbe, wenn ich aufmache.«
    Und ich sterbe, wenn du nicht aufmachst, denkt Joanne. »Um Himmels willen, Eve, mach auf!«
    Ich komme und hole Sie mir, Linda.
    »Ich kann nicht.«
    »Mach endlich die verdammte Tür auf!« brüllt Joanne, und sofort öffnet sich die Tür. Joanne verschafft sich unsanft Eintritt und schlägt sie hinter sich zu. »Was soll dieser Unsinn, daß du stirbst, wenn du die Tür öffnest?« fragt Joanne wütend. Sie ist erleichtert, endlich im Haus zu sein.
    »Ich habe solche Angst«, winselt Eve. Sie geht auf die Treppe zu und fällt an der untersten Stufe plötzlich wie leblos um.
    Joanne starrt ihre Freundin an. Eves Haar ist in unregelmäßigen Strähnen aus dem hageren Gesicht gestrichen und wird von zahlreichen zu großen Spangen gehalten; der Baumwollkittel, den sie trägt, ist voller Flecken und riecht nach Schweiß; an den bloßen Füßen trägt sie schäbige Pantoffeln.
    »Vor was?«
    »Ich will nicht sterben.«
    »Du wirst nicht sterben.«
    »Ich will leben, Joanne. Was geschieht nur mit mir? Hilf mir!«
    Joanne geht zu ihr. »Hör mir zu, Eve. Laß mich ausreden.« Eve nickt. Joanne fühlt, wie Eves Körper unwillkürlich zusammenzuckt, als sie ihren Arm um die Schulter der Freundin legt. »Was ich jetzt sagen werde, wird dir wahrscheinlich nicht gefallen …«
    »Sag es«, drängt Eve, überraschend fügsam.
    »Du hast einen Nervenzusammenbruch«, erklärt Joanne ihr so sanft sie kann. »Du wirst nicht sterben. Ich weiß, dir ist, als ob du sterben würdest, aber du wirst nicht sterben.«
    Erstaunlicherweise protestiert Eve auch jetzt nicht. Statt dessen starrt sie Joanne fragend an. »Wie definierst du einen Nervenzusammenbruch?« fragt sie ganz ruhig.
    Joanne muß beinahe lachen bei dem Gedanken, daß vielleicht sie selbst es ist, die einem Nervenzusammenbruch nahe ist. Das klassische Beispiel des Blinden, der den Blinden führt. »Ich weiß nicht genau«, sagt sie ehrlich. »Ich bin mir nicht sicher, wie ein Psychiater es definieren würde, aber ich würde sagen, ein Mensch, der einen Nervenzusammenbruch erleidet, hat aufgehört zu funktionieren.«
    »Und du glaubst, das trifft auf mich zu?«
    »Etwa nicht?«
    Eve schweigt.
    »Vor vier Monaten«, erklärt Joanne, »warst du eine aktive, vitale Frau, eine Psychologielehrerin, die abends Extra-Seminare besuchte, um sich auf die Promotion vorzubereiten, ein Energiebündel, das in jeden Tag dreißig Stunden packte, das Tennisstunden nahm und zur Gymnastik ging und immer beschäftigt war. Ich konnte es nie fassen, daß ein Mensch in der Lage war, soviel zu tun.«
    Joanne spürt, wie Eves Schultern sich verspannen. »Und jetzt?« fragt sie dumpf.
    »Und jetzt tust du nichts«, sagt Joanne ganz einfach. »Deine ganze Persönlichkeit ist damit beschäftigt, krank zu sein.«
    »Ich habe Schmerzen!« entgegnet Eve und windet sich aus den Armen ihrer Freundin. »Was willst du von mir? Glaubst du, es macht mir Spaß, krank zu sein?«
    »Ich glaube, du

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