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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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fliegen?« fragt er. »Bitte, sag, daß du es wirklich nicht willst.«
    Joanne lacht. »Ich will wirklich nicht.«
    »Ich muß sagen, du hast mich heute überrascht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich dachte, du würdest vielleicht …«
    »Du dachtest, ich würde zusammenbrechen.«
    »Ich dachte, du würdest zusammenbrechen«, wiederholt er.
    Joanne sieht ihn nachdenklich an. »Wie oft kann man zusammenbrechen?« fragt sie. »Irgendwann reißt man sich ganz einfach zusammen – oder man geht vor die Hunde.«
    »Und du hast dich zusammengerissen?«
    »Sagen wir mal, ich bin im Begriff, es zu tun.«
    »Ich bin froh, daß du das sagst. Wirst du dich nicht wieder aufregen, wenn Paul später noch mal vorbeikommt?«
    »Doch, wahrscheinlich werde ich mich aufregen«, gibt Joanne zu.
    »Glaubst du, daß du morgen wieder zur Arbeit kommen kannst?«
    »Sieh es endlich ein«, sagt Joanne mit einem Pokerface. »Ohne mich läuft bei dir gar nichts.«
    »Das wußte ich von dem Augenblick an, als du meinen Kugelschreiber gefunden hattest.«
    Nervös betritt Paul kurz nach halb neun das Haus. Joanne merkt, daß er sich umgezogen hat; er trägt jetzt eine hellbraune Hose und ein beiges Hemd, das gut zu seinen schokoladenbraunen Augen paßt. »Wie geht es dir?« fragt er, während er ihr ins Wohnzimmer folgt. Schnell setzt sich Joanne in den drehbaren Sessel, der früher immer für Paul reserviert war. Habe ich das absichtlich getan? fragt sie sich. Paul macht es sich auf dem Sofa bequem. »Das Zimmer sieht gut aus«, sagt er, während er sich gedankenverloren umschaut.
    Joanne nickt. »Möchtest du etwas trinken?«
    Sofort steht Paul auf. »Ja. Kann ich dir auch etwas bringen?«
    »Nein, danke.« Sie bemerkt ein gewisses Zögern in seinen Bewegungen trotz der selbstsicher klingenden Stimme. Er sieht, daß das, was er immer als sein Haus betrachtete, eine kaum merkliche Veränderung erfahren hat, und obwohl alles so aussieht wie früher, ist er etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, weiß nicht mehr, wo sich was befindet, ob die Gegenstände immer noch dort sind, wo sie waren, als er ging.
    Sie hört, wie er sich etwas einschenkt, fühlt sein Zögern an der Tür, bevor er wieder ins Wohnzimmer tritt.
    »Es war nett, Warren wieder einmal zu sehen«, sagt er, setzt sich und nippt an seinem Drink.
    »Er sieht gut aus.«
    »Mit seiner Frau kann ich ja nicht viel anfangen.«
    »Konntest du noch nie.«
    »Sie hat irgend etwas an sich, dem ich nicht traue.«
    »Sie ist okay. Ich glaube, sie meint es gut.«
    »Wahrscheinlich mag ich einfach keine Frauen, deren Stimme tiefer ist als meine.«
    Joanne lächelt.
    »Schade, daß sie so schnell nach Hause mußten.«
    »Na, ich bin doch jetzt erwachsen«, sagt Joanne ungeduldig. So ein Gespräch hat sie heute schon einmal geführt. »Ich muß lernen, auf mich selbst aufzupassen.«
    Paul scheint verwundert zu sein. »Hast du das mit deinem Weihnachtsbesuch in Kalifornien ernst gemeint?«
    »Ich dachte mir, das könnte ich doch machen. Warum?«
    »Nur so.«
    »Ich bin schon lange nicht mehr in Kalifornien gewesen.«
    »Bist du sicher, daß Ron dir Urlaub geben wird?« Die Frage ist mit einem bestimmten unterschwelligen Ton gestellt, der die sehr viel wichtigere Frage verbirgt, die dahintersteckt. »Glaubst du wirklich, daß es gut ist, wenn du weiterarbeitest?« fährt er fort. Er starrt sein Glas an, um ihren Blick zu vermeiden.
    »Das glaube ich wirklich«, sagt sie einfach.
    »Was ist mit den Mädchen?«
    »Was soll mit ihnen sein?«
    »Sie sind daran gewöhnt, daß du zu Hause bist.«
    »Dann werden sie sich jetzt eben daran gewöhnen müssen, daß ich in der Arbeit bin.«
    »Es wird schwierig werden, ganztags zu arbeiten und gleichzeitig einen Haushalt zu führen.«
    »Dann werden wir eben öfter im Restaurant essen, und die Mädchen werden mir mehr helfen müssen als bisher. Das ist gar nicht schlecht für sie. Und für mich wird es sehr gut sein«, fügt sie mit fester Stimme hinzu.
    Paul trinkt aus und stellt das leere Glas auf den Couchtisch. »Du hast dich verändert«, sagt er nach einer langen Pause.
    »Du hast mir keine andere Wahl gelassen.«
    Diese Antwort macht ihn gereizt. »Es ist vollkommen unnötig, daß du arbeitest, Joanne. Ich habe versprochen, daß ich dich finanziell unterstütze. Du brauchst nicht für Geld zu arbeiten.«
    »Es ist doch nicht wegen des Geldes«, sagt sie schnell. Dann macht sie einen Rückzieher. »Na ja, nein, das ist nicht ganz wahr. Zum Teil ist es wegen

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