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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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des Geldes. Es gefällt mir, mein eigenes Geld zu verdienen. Es gibt mir … ein bißchen Macht. Es gibt mir Unabhängigkeit. Das soll nicht heißen, daß ich von dir nicht erwarte, daß du etwas beisteuerst. Mein Gehalt ist nicht sensationell, und ich muß mich um ein ganzes Haus kümmern. Du hast zwei Töchter, die du finanziell unterstützen mußt …«
    »Du redest, als ob ich nie mehr zurückkommen würde«, sagt er leise.
    »Wirst du denn zurückkommen?«
    »Ich habe dich gebeten, mir Zeit zu lassen.«
    »Ich habe dir Zeit gelassen.« Joannes Blick zwingt Paul, sie anzusehen. »Die Zeit ist abgelaufen.«
    »Das verstehe ich nicht. Vor ein paar Wochen …«
    »Vor ein paar Wochen haben mein Mann und ich miteinander geschlafen, und ich dachte, alles sei wieder in Ordnung. Am nächsten Morgen erwachte ich aus diesem Traum durch deine Mitteilung, nichts habe sich geändert. Da ist mir klargeworden, daß sich, solange ich mich dagegen auflehne, nie etwas ändern wird.«
    »Hat Ron Gold etwas mit dieser plötzlichen Erleuchtung zu tun?« fragt Paul spitz.
    Joanne muß fast lachen über seine Ausdrucksweise. Sie steht auf und beginnt im Zimmer hin- und herzugehen. »Ron Gold ist ein liebenswerter, großzügiger Mann, der mir etwas von dem wiedergegeben hat, was ich in all den Jahren verloren hatte – verschenkt hatte –, nämlich meine Selbstachtung. Dafür werde ich ihn immer lieben und ihm dankbar sein. Aber wir haben keine Affäre miteinander, wenn es das ist, was du andeuten wolltest.«
    Paul scheint erleichtert zu sein. »Warum dann das plötzliche Ultimatum? Warum die Eile?«
    »Es geht nun schon seit fast vier Monaten so, Paul«, sagt sie. »Ich kann nicht noch mehr Zeit damit verschwenden, auf deine Entscheidung über dein weiteres Leben zu warten. Ich muß mein eigenes Leben weiterführen. Das hat mir mein Großvater gesagt.« Paul blickt verwundert drein. »Nachdem wir vom Ferienlager zurück waren, habe ich ihn besucht. Ich war völlig durcheinander. Ich habe mich wie üblich bei ihm ausgeweint, habe mich über all die schrecklichen Dinge beklagt, die mir widerfahren, da hat er plötzlich die Augen aufgeschlagen und mich gefragt, ob ich nicht mit ihm tauschen wolle. Ich weiß nicht, was da passiert ist. Irgend etwas hat plötzlich geklickt, und mir ist bewußt geworden: Nein, ich will nicht mit einem sterbenden alten Mann tauschen. Ich bin jung – auf jeden Fall nicht alt –, und es gibt noch so vieles, was ich tun möchte.« Sie holt tief Luft, sieht, daß Paul dasselbe macht. »Ich liebe dich, Paul. Ich liebe dich sehr. Du bist der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Ich will, daß du zurückkommst. Aber ich lasse mir nicht mehr alles gefallen, und ich bin nicht bereit, noch länger darauf zu warten, daß du wieder zur Vernunft kommst und einsiehst, daß ich eine ganze Ladung kleiner Judys wert bin …«
    Auf Pauls Gesicht zeichnet sich Überraschung ab.
    »… und wenn du auf diese Tatsache noch nicht selbst gekommen bist, dann ist das dein Problem. Nicht meins. Nicht mehr.« Sie schluckt hart, bevor sie weiterredet. »In weniger als zwei Wochen kommen die Mädchen zurück. Dann sind wir entweder wieder eine Familie oder eben nicht. Bis dahin warte ich, dann rufe ich einen Rechtsanwalt an.«
    »Joanne …«
    »Ich will dich nicht mehr sehen, Paul«, sagt Joanne mit fester Stimme, »außer es ist folgender Anblick: Du trägst deine Koffer die Treppen zum Haus hinauf.« Sie marschiert zur Tür. »Bitte, geh!«
    Kurz vor sieben am nächsten Morgen wird sie von lautem Klopfen geweckt. Schlaftrunken greift sie nach dem Wecker, der in ihrer Hand losrasselt. »Verdammt!« ruft Joanne. Sie ist auf einmal hellwach, gibt sich einen Ruck und steigt aus dem Bett. Irgend jemand ist an der Haustür. Sie geht zur Sprechanlage an der Schlafzimmerwand. »Hallo? Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    Völlig starr steht Joanne vor der Sprechanlage. Das Klopfen hat sie nicht geträumt. Sie weiß, daß unten irgend etwas – oder irgend jemand – auf sie wartet.
    Absichtlich langsam geht sie zum Kleiderschrank und zieht einen Morgenmantel an.
    Sie geht die Treppe hinunter, in die Diele, preßt ihren Körper gegen die schwere Eichentür und starrt durch das Guckloch. Sie sieht nichts. Vorsichtig streckt sie den Arm aus, um die Alarmanlage abzuschalten. Abrupt zucken ihre Finger zurück, als sie sieht, daß das Alarmlicht nicht leuchtet. Sie starrt die Haustür an, als ob diese durchsichtig wäre, und geht in

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