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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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auszumachen, den sie dort hineingeworfen hat, aber sie kann ihn nicht finden. Mensch! beschließt sie plötzlich, wenn ich den Sommer überlebe, kaufe ich mir diesen neuen Tennisschläger, den Steve Henry empfohlen hat.
    Es ist ganz still. Sie fühlt einen warmen Lufthauch an ihren nackten Armen. Sie hört das vertraute Rauschen der Blätter in den Bäumen, es erinnert sie an das Häuschen ihres Großvaters. Sie sieht sich, eingemummelt in ihrem kleinen Bett, durch das Moskitonetz des offenen Fensters auf die dahinterliegenden Bäume starren. Sie schließt die Augen, hört wieder die leisen Stimmen ihrer Eltern und Großeltern aus dem Nebenzimmer. Sie hört das entfernte Pfeifen eines vorbeifahrenden Zugs. Sie ist ganz ruhig, ganz heiter.
    Das Klingeln des Küchentelefons stößt Joanne abrupt in die Gegenwart zurück. Sie dreht sich nach dem Geräusch um und sieht Eve, die aus dem Fenster ihres nach vorne hin gelegenen Schlafzimmers schaut.
    Schnell läuft Joanne die Stufen zur Terrasse hinauf und ins Haus. Die Schiebetür läßt sie hinter sich offen. »Hallo?« sagt sie in die Sprechmuschel. Sie ist ganz außer Atem.
    »Hast du mit Eve gesprochen?« fragt die Stimme ohne irgendwelche einleitenden Worte.
    »Mrs. Cameron …«
    »Warst du bei ihr?«
    »Ich hatte noch keine Zeit …«
    »Wie meinst du das, du hattest noch keine Zeit?«
    »Ich rufe sie jetzt gleich an, Mrs. Cameron. Wenn ich mit ihr gesprochen habe, rufe ich Sie an.«
    »Ruf nicht an, Joanne. Geh rüber zu ihr.«
    »Ich rufe Sie später an«, sagt Joanne und legt auf. Ihr gesamtes Leben scheint in letzter Zeit ums Telefon zu kreisen. Zögernd wählt sie Eves Nummer. Das Telefon klingelt fünf-, sechsmal, bevor abgehoben wird. Vom anderen Ende der Leitung ist nichts zu hören.
    »Eve?« fragte Joanne. »Eve, bist du dran?«
    Die Stimme, die jetzt antwortet, klingt weit entfernt, als ob es ein Ferngespräch wäre. »Was willst du?« fragt sie.
    »Ich will wissen, was los ist«, antwortet Joanne. »Deine Mutter hat mich angerufen. Sie war völlig durcheinander.«
    »Wie in den alten Zeiten«, gackert die Stimme.
    »Wo ist Brian?«
    »Wer?«
    »Bist du allein?«
    »Allein mit meinen Schmerzen.« Eve lacht und klingt zum erstenmal in diesem Gespräch wie sie selbst.
    »Willst du zu mir rüberkommen?« fragt Joanne.
    »Ich sterbe, Joanne«, schreit Eve plötzlich.
    »Du stirbst nicht.«
    »Doch, ich sterbe!« brüllt Eve. »Ich sterbe, und niemand glaubt mir.«
    »Ich komme rüber.«
    »Jetzt gleich!«
    »Jetzt gleich.«
    »Ich sterbe, Joanne!«
    »Warte, bis ich drüben bin.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es schaffe.«
    »Du schaffst es. Warte. Ich bin sofort bei dir.«
    »Beeil dich!«
    »Ich komme sofort.« Joanne feuert den Hörer auf die Gabel und rennt zur Haustür. Beinahe vergißt sie die Schlüssel, läuft in die Küche zurück, fischt sie aus ihrer Handtasche, läuft wieder zur Haustür und erinnert sich plötzlich, daß sie die Schiebetür in der Küche offengelassen hat. »Idiotin«, murmelt sie, rennt in die Küche zurück, schließt die Tür und sperrt sie ab. »Du würdest sogar deinen Kopf vergessen, wenn er nicht angewachsen wäre«, sagt sie laut.
    Genau in dem Moment, als sie am Telefon vorbeihetzt, klingelt es. Automatisch nimmt sie den Hörer ab.
    »Ich bin sofort bei dir«, verspricht Joanne hastig.
    »Mrs. Hunter …«, beginnt die Stimme, und Joanne bleibt das Herz stehen. Sie sagt nichts. »Hat Ihnen mein Kranz gefallen, Mrs. Hunter?«
    Joannes Hand umkrampft die Schlüssel, das Metall drückt sich ins Fleisch.
    »Das mit Ihrem Großvater tut mir leid«, fährt die Stimme fort. »Trotzdem, ich wette, Sie sind froh. Eine Verpflichtung weniger. Da haben Sie jetzt mehr Zeit für den Spaß des Lebens.«
    »Wer sind Sie?« fragt Joanne mit fester Stimme.
    »Nun, wenn ich Ihnen das sagen würde, würde ich die Überraschung verderben, nicht wahr, Mrs. Hunter? Und das wollen wir doch nicht, oder? Besonders jetzt, wo ich doch bald kommen werde, dann können Sie es ja selbst sehen. Ich komme bald, Mrs. Hunter.«
    Unwillkürlich seufzt Joanne auf.
    »Oh, das gefällt mir, Mrs. Hunter. Das war sexy. Sex mit Angst. Meine Lieblingskombination.«
    »Sie sind verrückt!«
    Die Stimme verliert den scherzhaften Ton. »Und Sie sind bald tot.« Ein paar Sekunden, dann beginnen wieder die Drohungen. »Ich komme und hole Sie mir, Linda!«
    »Warten Sie mal – ich heiße nicht … Sie haben die falsche …«
    Was wollte ich da gerade sagen?

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