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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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erregen. Es ist ja möglich, daß er sie noch nicht entdeckt hat. Vielleicht hofft er, seine Stimme werde sie so erschrecken, daß sie ihr Versteck verrät. Es ist ganz wichtig daß sie sich völlig ruhig verhält.
    »Linda …«, ruft die Stimme wieder, diesmal ist sie näher.
    Wo ist die verdammte Polizei? Warum sind die Bullen nicht hier? Wofür hat man überhaupt eine Alarmanlage, wenn im Ernstfall niemand von ihr Notiz nimmt?
    Das Mädchen, das ›Feuer‹ schrie; sie muß an die früheren falschen Alarme denken. Wo ist Officer Whitaker? Wo Officer Statler? Sie sagten, sie würden das Haus beobachten. Aber das ist Stunden her. Es ist nach zwei Uhr morgens. Inzwischen liegen sie wahrscheinlich schon im Bett, sind seit langem eingeschlafen.
    Sie nimmt eine kleine Bewegung über sich wahr und erkennt eine Sekunde zu spät, daß es eine Hand ist, die sich auf sie zubewegt. Innerhalb von Sekunden wird ihr Haar wie ein festes Knäuel gepackt, die kräftigen Hände ihres Gegners ziehen sie aus der Kauerstellung auf die Füße. Sie dreht den Kopf und sieht ein Messer durch die Luft blitzen, ein entsetzlicher Schrei entfährt ihrer Kehle, als das Messer durch ihr Haar zischt.
    »Cowboys und Indianer!« jauchzt der Junge. Joanne rennt zur gegenüberliegenden Wand im tiefen Teil des bumerangförmigen Pools.
    »Laß mich in Ruhe!« schreit sie. Trotz der Dunkelheit kann sie seine Augen sehen.
    »Ich bin noch nicht fertig mit dir«, sagt er lachend. Er wartet, wohin sie laufen wird.
    »Die Polizei wird jede Minute hier …«
    »Ich habe sehr viel Zeit«, sagt er zuversichtlich.
    »Bitte …«
    »Aber vielleicht hast du recht. Vielleicht werde ich besser nicht übermütig. Vielleicht verschaffe ich dir jetzt erst mal den Spaß, den ich dir versprochen habe …«
    Joanne beginnt langsam, immer an der Wand entlang, auf das seichte Ende des Pools zuzugehen.
    Er geht mit. »Braves Mädchen«, sagt er. »Komm zu Daddy.«
    Entsetzt sieht Joanne zu, wie Alan Crosby leichtfüßig in den seichten Teil des Schwimmbeckens springt.
    Joanne rennt auf die Stufen zu, spürt, wie ihre Waden schmerzhaft umklammert werden, verliert das Gleichgewicht. Sie stolpert, knickt ein, ihre Finger verhaken sich in den Saiten ihres Tennisschlägers, als sie den Sturz reflexartig abzufangen versucht. Wie durch ein Wunder gelingt es ihr, sich auf den Beinen zu halten, sie ergreift den Schläger, krabbelt die Stufen hinauf, feindliche Hände strecken sich nach ihr aus, um sie an ihrem T-Shirt zurückzuhalten.
    Sie schlägt um sich, aber er hat ihr T-Shirt fest im Griff und zieht sie zu sich hin wie einen Fisch am Angelhaken. Sie hört das bedrohliche Klicken eines Klappmessers.
    »Du hast mir versprochen, daß ich meinen Spaß haben werde«, stößt sie plötzlich hervor. »Das hier ist kein Spaß!«
    Was rede ich da, verdammt noch mal? denkt Joanne. Sie fühlt, wie sein Griff schwächer wird, nimmt diesen Vorteil sofort wahr und entwindet sich seinen Händen.
    Sie versucht wegzulaufen, aber er ist dicht hinter ihr. Wieder hört sie das Messer durch die Luft zischen. Die Schneide fährt durch das Rückenteil ihres T-Shirts. Eine Reihe von Schnappschüssen, winzige Schwarzweißfotos der Opfer des Würgers tauchen vor ihr auf. »Nein!« brüllt sie trotzig. Ihre linke Hand legt sich neben die rechte um den Griff ihres Tennisschlägers. Sie beobachtet sich selbst, während sie sich wie in Zeitlupe umdreht, in die Knie geht und den Schläger mit aller Kraft schwingt.

31
    Als sie die dritte Tasse ihres Frühstückskaffees austrinkt, hört Joanne den Wagen. Sie setzt die Tasse ab und wartet auf das vertraute Läuten. Sie wirft einen Blick auf die Sprechanlage, geht raschen Schritts zur Tür und sieht durch das Guckloch.
    »Hi«, sagt sie und öffnet die Tür.
    »Hi«, sagt er. Sie starren sich verlegen an. »Kann ich reinkommen?«
    Joanne erwidert nichts, sondern tritt einfach zurück, damit Paul eintreten kann. Er schließt die Tür hinter sich. »Du siehst müde aus«, bemerkt Joanne. »Willst du eine Tasse Kaffee?«
    »Ich bin ziemlich fertig«, sagt er. »Ja, ich hätte gerne eine Tasse Kaffee.«
    Er folgt ihr in die Küche, geht zur gläsernen Schiebetür und sieht in den Garten hinaus.
    »Es war eine anstrengende Woche«, sagt er beinahe gedankenverloren.
    Joanne entfährt ein seltsamer Laut, halb Lachen, halb Weinen. Sie stellt seine Tasse auf den Tisch.
    »Ich habe versucht, dich zu erreichen«, fährt Paul fort. »Sobald ich gehört hatte, was

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