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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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irgendwie aufgebe, daß ich dann einen neuen Weg einschlage, einen Weg, den ich nicht mehr zurückgehen kann, und soweit bin ich noch nicht. Ich weiß nicht, ob das einen Sinn ergibt …«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich bin Tennislehrer«, sagt er, »was weiß ich schon von Sinn?«
    Sie lächelt. »Ich mag dich.« Sie meint es ehrlich. Sie hofft, daß er es merkt.
    »Ich mag dich auch.«
    Sie lachen.
    »Du bist ein netter Junge.«
    »Mann«, verbessert er.
    Sie nickt.
    »Ich finde schon allein hinaus.« Joanne sieht die Frage in seinem Blick. Er überlegt, ob er ihr einen Gutenachtkuß geben soll. »Auf Wiedersehen«, sagt er schließlich, nachdem er sich dagegen entschieden hat, und verläßt das Zimmer. Joanne lauscht seinen Schritten, hört, wie die Haustür geöffnet und gleich darauf wieder geschlossen wird und das Haus in Stille versinkt. Sie zieht die Knie ans Kinn hinauf, läßt das Gesicht in die Hände sinken und rauft sich in stiller Verzweiflung die Haare.
    Das Telefon klingelt.
    »Nein!« schreit sie, springt aus dem Bett, rennt ins Bad und wirft die Tür hinter sich zu. Das beharrliche Klingeln des Telefons verfolgt sie, während sie an die Badewanne geht und wie wild die Hähne aufdreht, um so das Läuten zu übertönen. »Hör auf!« kreischt sie. »Hör auf! Ich halte das nicht mehr aus!« Das Telefon aber klingelt weiter.
    Joanne reißt die Badezimmertür auf. »Los, komm schon! Komm doch!« schreit sie. »Aber hör auf, mit mir zu spielen!« Irgendwo dort draußen ist er und beobachtet mich, denkt sie und dreht sich mit einem Ruck um. Dort draußen versteckt er sich, den ganzen Abend hindurch hat er sich versteckt und darauf gewartet, daß Steve Henry das Haus verläßt. Dort draußen ist er jetzt – jetzt, in dieser Sekunde. Er weiß, was ich getan habe. Er weiß, daß ich leichtsinnig war. Bald wird er mich dafür bestrafen.
    Sie läuft zum Telefon und reißt den Hörer von der Gabel. Sie sagt gar nichts, wartet bloß.
    »Joanne?«
    »Eve?« Joanne läßt sich aufs Bett fallen. Ihre Augen füllen sich mit Tränen.
    »Warum bist du so lange nicht ans Telefon gegangen? Was ist denn los? Ist Steve Henry gegangen?«
    »Ich war in der Badewanne«, antwortet Joanne. »Nichts ist los. Er ist heimgegangen.«
    »Was heißt das, er ist heimgegangen? Kommt er wieder zurück?«
    »Nein, er kommt nicht zurück.«
    »Ihr seid schon fertig?«
    »Es ist nichts passiert, Eve.«
    »Bitte, sag das nicht, Joanne, du bringst mich um den Schlaf. Was soll das heißen: es ist nichts passiert?«
    Joanne zuckt die Achseln. Sie ist froh, Eves Stimme zu hören, aber nur widerwillig bereit, Details zu erzählen. Diese Nacht will sie so schnell wie möglich vergessen.
    »Du meinst, er hat gegessen, und dann ist er gegangen? Keine Anmache? Überhaupt nichts?«
    »Nichts«, bestätigt Joanne.
    »Nichts? Ich kann es nicht fassen! Du verschweigst mir etwas, Joanne, das spüre ich.«
    »Er hat mich angemacht«, gibt Joanne zu. »Ich habe nein gesagt.«
    »Du hast nein gesagt? Bist du wahnsinnig?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Wenn du es nicht weißt, dann sage ich es dir: Du bist verrückt! Ich kann einfach nicht glauben, daß du diesen Wahnsinnstypen ausgelassen hast. Als ich sein Auto wegfahren sah, habe ich mir gesagt, es kann doch nicht sein, daß sie ihn gehen läßt. Vielleicht holt er Zigaretten, vielleicht hat er seine Zahnbürste vergessen und will sie bei sich zu Hause holen, aber ganz bestimmt, ganz bestimmt hat sie ihm nicht gesagt, daß er gehen soll!«
    »Du beobachtest also mein Haus?« fragt Joanne plötzlich.
    »Ich habe nicht dein Haus beobachtet«, erwidert Eve abwehrend. »Ich warf gerade ganz zufällig einen Blick aus dem Fenster und sah, wie er mit dem Wagen wegfuhr. Das hat doch nichts mit Beobachten zu tun! Was soll das denn?«
    »Nichts«, sagt Joanne schnell. Wirklich, was soll das? »Wo ist Brian?«
    »Schläft.«
    »Warum schläfst du nicht?«
    »Ich kann nicht. Ich bin zu nervös.«
    »Weswegen?«
    »Wegen der Tomographie Montag vormittag.«
    »Versuch einfach, nicht daran zu denken. Komm doch am Montag in die Praxis, wenn du es hinter dir hast, dann gehen wir zusammen essen.«
    »Ich kann nicht.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Ich kann einfach nicht. Du, wir sprechen morgen weiter. Geh wieder in die Wanne zurück und denk darüber nach, was für eine Idiotin du bist!«
    Joanne starrt den Hörer an. Die Leitung ist tot.
    Was mache ich hier? wundert sich Joanne, als die frische Luft wie eine

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