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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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müßtest dein Gesicht sehen!« Sie jauchzt auf. »Obwohl es dunkel ist, sehe ich, daß du dir gleich in die Hose scheißt!«
    »Verdammte Scheiße, was machst du hier?« schreit Joanne. Erst als sie ihre Worte in der nächtlichen Stille widerhallen hört, wird ihr bewußt, daß sie geflucht hat.
    Eves Lachen ist jetzt fast hysterisch. »Du hättest deine Stimme hören müssen – ›Was wollen Sie von mir?‹« äfft sie Joanne nach. »Super! Du warst großartig!«
    »Von was redest du da? Was machst du hier?« wiederholt Joanne. Plötzlich geben ihre Knie nach, sie bricht zusammen, liegt schluchzend auf dem Boden. »Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    »Also komm«, erwidert Eve. Es gelingt ihr, so zu tun, als sei sie die Leidtragende. »Wo bleibt dein Humor?« Das Lachen ist aus ihrer Stimme verschwunden. »Ich warf gerade einen Blick aus dem Schlafzimmerfenster und sah dich aus dem Haus kommen. Ich dachte, vielleicht hättest du gern Gesellschaft.«
    »Bist du verrückt?« Joanne kann Eve jetzt ganz klar sehen, als ob irgend jemand alle Lichter angeknipst hätte. Sie sieht, wie Eves Lächeln langsam erstirbt, wie ihr Gesicht erstarrt. »Warum hast du versucht, mir solche Angst einzujagen?«
    »Ich hätte nie gedacht, daß du es so ernst nimmst«, antwortet Eve; wieder klingt es, als sei ihr Böses zugefügt worden. »Mir war entfallen, daß du von der Sache besessen bist.«
    »Besessen?«
    »Ja, besessen. Du solltest dich mal selber hören, wenn du darüber sprichst, da klingst du jedesmal absolut plemplem.« Ihre Stimme fällt wieder in das unheimliche Krächzen zurück. »›Mrs. Hunter‹«, imitiert sie, »›ich komme und hole Sie, Mrs. Hunter …!‹«
    »Hör auf!«
    »Also, Joanne, es tut mir leid, daß ich dich erschreckt habe. Ich hätte wirklich nicht gedacht, daß du so eine Affäre daraus machen würdest.«
    Joanne schweigt. Plötzlich befällt sie eine überwältigende Erschöpfung. Sie bringt kein Wort heraus.
    »Bist du jetzt eingeschnappt?« fragt Eve.
    Joanne schüttelt den Kopf.
    »Also, ich gehe jetzt zurück ins Bett«, sagt Eve, macht aber keine Anstalten, zu gehen. »Geschieht dir ganz recht. Das ist die Strafe dafür, daß du Steve Henry hast gehen lassen«, fügt sie hinzu. Es sollte ein kleiner Scherz sein.
    »Eve«, beginnt Joanne zu sprechen. Mit jedem folgenden Wort wird ihre Stimme schriller. »Hau ab, bevor ich dich in den beschissenen Pool stoße!« Sie steht langsam auf.
    Eine Männerstimme durchschneidet die Dunkelheit. »Was ist denn da unten los, verdammt noch mal?«
    Beide Frauen drehen sich nach der Stimme um, richten den Blick aufwärts, aber sie sehen nur die Umrisse von Eves Haus. Joanne erkennt Brians Stimme. Sie ist froh, diese Stimme zu hören.
    »Joanne, ist alles in Ordnung? Ist Eve bei dir?«
    Joanne schluckt. Ihr ist schwindlig, ihr Kopf ist leer. Sie fühlt sich einer Ohnmacht nahe.
    »Alles in Ordnung«, antwortet Eve für sie.
    »Was macht ihr denn, um Gottes willen? Dies ist kaum die richtige Zeit für eine Weiberfete. Es ist nach Mitternacht! Stimmt irgend etwas nicht?«
    »Alles in Ordnung«, sagt Eve matt. »Hör endlich auf zu schreien, sonst weckst du die ganze Gegend. Ich komme gleich.« Sie dreht sich zu Joanne um. »Du bist doch nicht mehr sauer, oder?« fragt sie in wehleidigem Ton.
    »Doch, ich bin noch immer sauer!« erwidert Joanne in einem frustrierten, ungläubigen Flüstern.
    Eve zieht die Augenbrauen hoch; ihr Gesicht wird hart. Wortlos dreht sie sich um und verschwindet in der Nacht.

24
    »Bist du müde?« fragt er.
    Joanne schließt die Augen vor der hellen Morgensonne – ihre Sonnenbrille hat sie auf dem Küchentisch liegenlassen – und lehnt den Kopf gegen den mit dunkelbraunem Leder bezogenen Autositz. Es ist lange her, seit sie das letztemal auf dem Beifahrersitz im Wagen ihres Mannes gesessen hat. Ein gutes Gefühl, findet sie. Sie wirft einen Blick zu ihm hinüber. »Ein bißchen«, gibt sie zu. »Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen. Ich glaube, ich bin ziemlich nervös.«
    »Brauchst du nicht zu sein«, sagt Paul. »Kommt schon alles in Ordnung.«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    »Du hast doch die Sachen zum Essen dabei, um die sie gebeten haben, oder?«
    »Das ganze ungesunde Zeug, das sie unbedingt haben wollen.«
    »Na, da werden sie aber glücklich sein!«
    Joanne lächelt und versucht selbstsicher zu wirken. Werden die Mädchen sich über ihren Besuch freuen? In Gedanken sieht sie Lulu schon auf das Auto zulaufen,

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