Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein moerderisches Geschaeft

Ein moerderisches Geschaeft

Titel: Ein moerderisches Geschaeft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
seinem persönlich verfassten Selbsthilfe-Ratgeber mit dem sinnigen Titel Lassen Sie Ihr inneres Kind schmutzig werden von sich gab. Redete dieser Schwachkopf über die Ehe oder übers Schlammcatchen? Carrie wusste es nicht und es war ihr im Moment auch herzlich egal.
    Sie schob so unauffällig wie möglich den Ärmel ihrer Seidenbluse ein Stück nach oben und sah auf ihre Cartier-Uhr. Noch zehn Minuten. Gott, würde sie das durchhalten?
    Sie holte tief Luft und streifte den Ärmel wieder herunter, dann lehnte sie sich in dem Plüschsessel zurück und nickte sehr verständig, um ihrem Mann und dem Schwachkopf vorzugaukeln, dass sie gut aufpasste.
    »Die Ehe ist nichts für Zimperliche«, wiederholte der Schwachkopf langsam mit seiner nasalen, tiefen Stimme. Sie erinnerte Carrie an einen Badeschwamm aus Stahlwolle, die jeden Nerv in ihrem Körper reizte.
    Der Eheberater war ein aufgeblasener, fetter, hohlköpfiger Schwindler, der darauf bestand, Dr. Pierce genannt zu werden, weil er meinte, sein voller Name – Dr. Pierce Ebricht – wäre zu formell für eine so intime Besprechung. Immerhin sollte er ihnen helfen, ihr Innerstes nach außen zu kehren. Nach der ersten Sitzung hatte ihn Carrie Dr. Prick getauft. Ihr Mann Tony hatte ihn ausgesucht, weil er gerade »in« war. Der Eheberater mit seinem fragwürdigen Doktortitel war der neueste Guru, zu dem alle, die etwas zählten, strömten, um ihrer Ehe eine Verjüngungskur verpassen zu lassen. Dr. Pierce war der Dr. Phil der Reichen und Berühmten, aber im Gegensatz zu Dr. Phil war Prick ein richtiger Hanswurst.
    Aber das war Tony auch. Er saß neben Carrie, drückte die verschwitzten Handflächen wie im Gebet aneinander und sah ernst und ergriffen aus wie eine hölzerne Kasperlefigur, die der Berater eigenhändig manipulierte. Tony nickte jedes Mal zustimmend, wenn Dr. Prick eine Kunstpause beim Vorlesen aus seiner Bibel einlegte und erwartungsvoll aufschaute.
    Carrie musste sich auf die Unterlippe beißen, sonst hätte sie laut gelacht … oder geschrien. Oh, sie hätte sehr gern geschrien. Aber sie traute sich nicht. Sie hatte eine Abmachung mit ihrem treulosen, verdorbenen Ehemann getroffen, und wenn sie sich schlecht benahm oder nicht wenigstens so tat, als wollte sie ernsthaft ihre Titanic-Ehe retten, müsste sie Tony für den Rest ihres Lebens Unterhalt zahlen. Eine grauenvolle Vorstellung.
    Dann hätte sie schlechte Aussichten. Tonys Vorfahren hatten fast alle ihren hundertsten Geburtstag erlebt. Sein Onkel Enzo zum Beispiel panschte im reifen Alter von sechsundachtzig noch immer Wein auf seinem handtuchgroßen Gut auf der fruchtbaren Seite von Napa und schien gar nicht daran zu denken, allmählich etwas kürzer zu treten. Seine einzige Konzession an ein gesünderes Leben hatte er gemacht, als er an seinem fünfundachtzigsten Geburtstag das Rauchen aufgab – bis dahin hatte er drei Päckchen filterlose Camel täglich gepafft. Dafür würzte er jetzt alles, was er aß, mit noch mehr Knoblauch, auch den Toast zum Frühstück. Falls sich Tony als ebenso robust und fit erwies wie Enzo, dann wären sämtliche Finanzquellen versiegt, wenn Carrie den Löffel abgab, und es gäbe nichts mehr, was sie dem einzigen Menschen hinterlassen könnte, den sie jemals geliebt hatte: ihre Nichte Avery. Wenn Carrie allerdings mit Tony kooperierte, alle zehn Sitzungen bei Dr. Prick mitmachte und die Ehe trotzdem scheiterte – ein Ausgang, der ihrer Ansicht nach bereits feststand –, dann würde ihr Tony, das hatte er versprochen, seinen Anteil an der Firma abtreten und keinen Cent Unterhalt verlangen.
    Carrie war nicht dumm. Als beinharte Zynikerin verließ sie sich nicht auf das Wort eines Mannes, der in ihren Augen ein gewohnheitsmäßiger Lügner und Dieb war. Eines der Geschäftskonten wies einen Fehlbetrag von hundertdreiundzwanzigtausend Dollar auf. Sie konnte zwar nicht beweisen, dass sich Tony das Geld unter den Nagel gerissen hatte, aber sie wusste, dass nur er es genommen haben konnte, und wahrscheinlich hatte er davon teure Klunker für seine Geliebte gekauft. Dieser Mistkerl. Um ganz sicherzugehen, dass er es sich nicht doch anders überlegte und sie auf Unterhalt verklagte, brachte sie ihn dazu, sein Versprechen schriftlich zu formulieren; dann rief sie ihre Assistentin herein, damit sie bezeugen konnte, dass Tony das Dokument selbst unterschrieben hatte. Das Papier verwahrte Carrie sicher in ihrem Bankschließfach bei der First Commerce Bank.
    Wie konnte es

Weitere Kostenlose Bücher