Ein moerderisches Geschaeft
vornehmen Zurückhaltung und Diskretion würde niemand außer dem Personal etwas von ihrem Aufenthalt dort erfahren. Würden die Geschäftsführer sie bitten, auch ein paar anerkennende Zeilen zu verfassen, die dann der Broschüre beigelegt wurden? Gott, wäre das nicht großartig? Wenn ihr Name auf der Liste der Reichen und Berühmten stehen würde, wäre das eine hervorragende Werbung für ihre Firma. In ihrer Branche legte man heutzutage Wert darauf, mit seinen Unternehmungen andere zu beeindrucken. Nur in den Medien viel beachtete, gut betuchte Leute, die im Grunde gar nicht mehr zu arbeiten brauchten, bekamen in Hollywood Aufträge.
Aber welche Garantie hatte sie, dass ihr Name auf die Liste der Promis kam? Carrie rechnete auf den Cent genau aus, wie viel jeder Tag in dem Gesundheitstempel kostete, und entschied, zu Hause zu bleiben. Sie würde nie zulassen, dass Tony so viel von ihrem Geld ausgab. Sie würde gleich morgen im Utopia anrufen und sich die bereits geleisteten Zahlungen zurückerstatten lassen. Auf keinen Fall wollte sie so viel Kohle zum Fenster rausschmeißen. Dies musste sie Tony mindestens schon fünfmal und in immer deutlicheren Worten entgegengehalten haben, bevor er laut die Namen der Stammgäste vorlas, die ihre Loblieder auf Utopias Verjüngungskuren sangen. Carrie brach abrupt ab, als der Name Barbara Rolands fiel. Alle Welt sprach davon, dass die mit drei Oscars ausgezeichnete ältere Schauspielerin das beste Facelifting an der gesamten Westküste hatte. Barbara war im letzten Jahr für drei Wochen verschwunden gewesen, und bei ihrem nächsten öffentlichen Auftritt bei einer vornehmen Wohltätigkeitsveranstaltung sah sie umwerfend aus. Hatte sie die Operation im Utopia machen lassen?
Carrie riss Tony die Papiere aus der Hand und überflog die Namen der dienstbaren Geister, die den Gästen in der Wellnessfarm jeden Wunsch von den Augen ablasen. Zwei weltbekannte Schönheitschirurgen führten die Liste an.
Würde sie von denselben Ärzten, die einige der einflussreichsten Männer und Frauen dieses Jahrhunderts verschönert hatten, begutachtet werden? Sie konnte weiß Gott eine kleine Auffrischung vertragen. Kein Facelifting – sie war noch nicht einmal fünfundvierzig –, aber die Tränensäcke unter ihren Augen wurden immer ausgeprägter, und dagegen musste sie wirklich etwas tun. Schlafmangel, lange Arbeitstage, zwanzig Tassen starker Kaffee täglich, kaum Bewegung – das alles forderte seinen Tribut.
In dem Brief vom Utopia stand, dass sie von L. A. nach Denver fliegen und dort in eine kleinere Maschine nach Aspen umsteigen würde. Das Utopia lag in den Bergen, etwa fünfzehn Minuten vom nächsten Skigebiet entfernt. Sie würde am Abend ankommen und am folgenden Morgen den Ärzten vorgeführt werden. Carrie las, dass Fettabsaugung zu den Behandlungen gehörte, die in der Schönheitsfarm angeboten wurden; gleich darunter stand: Ganzkörpermassage.
Wie konnte sie das ablehnen? Zumal Tony ihr erklärt hatte, dass sie sich den Gegenwert dieses anonymen Geschenks nicht auszahlen lassen konnte. Sie wusste einfach, dass er diesen Urlaub mit Firmengeldern bezahlt hatte. Dieser Mann konnte keinen Cent auf die hohe Kante legen. Seit sie ihre beiden Firmen zusammengelegt hatten und Carrie den ersten Multimillionen-Dollar-Auftrag an Land gezogen hatte, lebte Tony auf großem Fuß. Er besaß absolut keinen Geschäftssinn.
Es spiele doch keine Rolle, wer diesen Urlaub bezahlt hatte, erklärte Tony jetzt und schlug vor, ihn als verfrühtes Geburtstagsgeschenk zu betrachten. Sein Motto war: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Und er verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie die Zeit nutzen und über Dr. Pricks weise Worte, die Heiligkeit der Ehe betreffend, nachdenken würde. Denn Tony rechnete wohl insgeheim damit, dass sie, sobald sie sich ein wenig entspannte, was ja der Sinn und Zweck eines Urlaubs war, bald merken würde, wie Unrecht sie ihm mit ihren Beschuldigungen getan hatte und wie sehr sie ihn im Grunde ihres Herzens noch liebte.
Carrie hingegen hatte ihre eigene Agenda. Während sie sich »aufmöbeln« ließ, wollte sie eine aufsehenerregende Werbekampagne planen, die ihrer Firma einen weiteren Clio einbringen konnte. Es war lange her, seit sie den letzten Preis entgegengenommen hatte – fast vier Jahre –, und sie machte sich allmählich ernsthafte Sorgen. Die Werbung war ein mörderisches Geschäft, und ihre Konkurrenz, die zum größten Teil in Manhattan
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