Ein moerderisches Geschaeft
Dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist Ihnen wirklich ernst, oder? Sie glauben tatsächlich …«
»Es ist wahr«, fiel ihr Carrie ins Wort.
Anne nickte. »Wie heißen Sie? Ich hab’s vergessen.«
»Carolyn«, antwortete sie. Es kostete sie große Anstrengungen, die beschränkte Frau nicht anzuschreien. »Sie können mich Carrie nennen, wenn Sie wollen.«
»Schön, Carrie. Ich komme zu Ihnen und Sara ins Wohnzimmer.«
»Falls Sie sich zu schwach fühlen, könnten Sara und ich hierher …«
»Was bringt Sie auf die Idee, dass ich zu schwach sein könnte?«, entgegnete Anne aufgebracht.
»Ich habe gehört, dass sie sich im Bad erbrochen haben.«
»Sie haben selbst gesagt, dass etwas im Essen war.«
»Ja.«
»Deshalb habe ich mich übergeben. Ich bin nicht krank.«
Am liebsten hätte Carrie ihr klar gemacht, dass sich kein Mensch einen Deut darum scherte, ob sie krank war oder nicht. Stattdessen holte sie tief Luft und nickte. »Gut. Kommen Sie herunter.«
»Ich kapiere immer noch nicht, was das ganze Theater überhaupt soll.«
Jetzt riss Carrie der Geduldsfaden. »Theater?«, brüllte sie. »Wir sitzen hier in einer Zeitbombe. Haben Sie denn kein Wort von dem verstanden, was ich Ihnen erklärt habe?«
»Doch, ich habe zugehört. Aber liegt die Lösung nicht auf der Hand? Heben Sie einfach den Telefonhörer ab und rufen Sie im Utopia an. Bitten Sie sie, jemanden zu schicken, der die Sprengkörper entschärft.«
Das Telefon. Mein Gott, warum hatte sie nicht daran gedacht, Hilfe herbeizurufen? Carrie lief auf die andere Seite des Bettes und nahm den Hörer ab. Ihre Hoffnung wurde jäh erstickt. Die Leitung war tot.
»Es funktioniert nicht«, sagte sie. Sie machte sich nicht die Mühe, den Hörer auf die Gabel zu legen, sondern warf ihn aufs Bett.
»Was ist mit unseren Handys?«, fragte Anne. »Meinen Sie, wir bekommen hier oben eine Funkverbindung?« Sie warf einen Blick aufs Nachtkästchen und runzelte die Stirn. »Wo ist mein Handy? Ich habe es gestern Abend hier auf das Ladegerät gelegt, aber jetzt ist es nicht mehr da. Haben Sie es weggenommen?«
»Nein, das waren die«, rief Carrie. Sie rannte zu der gläsernen Balkontür, zog die Vorhänge zurück und sagte: »Sehen Sie das Blinklicht, Anne? Schauen Sie hin!«
»Schreien Sie mich nicht so an.«
»Sehen Sie all die dünnen Kabel? Das ganze Haus ist verdrahtet«, sagte Carrie. »Verstehen Sie jetzt?«
»Ja, ist ja schon gut«, versetzte Anne verdrossen.
Vielleicht konnte Sara zu der Frau durchdringen. Carrie atmete tief durch. »Ich laufe nur schnell noch in mein Zimmer und sehe nach, ob die meine Handys auch an sich genommen haben. Bitte beeilen Sie sich«, fügte sie hinzu, »und vergessen Sie nicht, dass Sie weder ein Fenster noch eine Tür öffnen können.«
»Ich hab’s kapiert.«
Da war sich Carrie nicht so sicher. Aber sie wollte Anne nicht noch mehr verstimmen, daher gab sie sich zufrieden. Sie blieb in der Tür noch einmal stehen und sagte: »Und bringen Sie den Brief mit nach unten … bitte. Sara und ich nehmen unsere auch mit.«
»Es lag kein Brief auf meinem Nachtkästchen«, fauchte Anne.
Carrie drehte sich um. »Ich habe kein Wort von einem Nachtkästchen gesagt.«
Anne drehte das Gesicht weg. »Machen Sie die Tür hinter sich zu.«
Was, in Gottes Namen, war nur los mit Anne? Warum log sie? Was konnte sie damit gewinnen?
Carrie kannte die Antworten auf diese Fragen nicht. Sie stürmte in ihre Suite, blieb aber gleich an der Tür abrupt stehen. Ihre schönen Gucci-Taschen waren aufgeschlitzt, und all ihre Kleider lagen auf dem Sofa und den Stühlen verstreut. Warum war ihr das Durcheinander vorhin nicht aufgefallen? Genau wie sie es erwartet hatte, waren eines ihrer Handys, die Ladegeräte und der Laptop weg.
Sie eilte zum Schrank. »Bitte, lieber Gott«, flüsterte sie, als sie die Doppeltüren aufriss. Vielleicht hatte Jilly nicht gründlich genug gesucht und das zweite Handy in der Jackentasche nicht gefunden.
Carry fing an zu weinen, als sie den Blazer auf dem Boden entdeckte. Ihre Schwester hatte das Handy gefunden. Carrie schluchzte, als ihr klar wurde, wie aussichtslos ihre Lage wirklich war.
Sie überließ sich eine Weile ihren Tränen und der Verzweiflung, dann nahm sie sich zusammen. »Ich verliere noch den Verstand«, sagte sie laut. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen, ging ins Bad und starrte in den Spiegel. Gott, sie sah fürchterlich aus. Ihre Augen waren verschwollen, und ihr
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