Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Gleichgewicht überfluteten nun auch Schottland. Vielerorts wurden
Bürgerinitiativen gegründet, die zum Teil militant gegen die Neuanlage von
Lachsfarmen vorgingen und sogar den Abriss bereits in Betrieb befindlicher
Anlagen forderten. Das ergab eine völlig neue Situation, der man mit einer
geänderten Strategie entgegentreten musste.
Für Henry Forster alias Charles Foreman begann der
moralische Abstieg an dem Tag, als er die Bekanntschaft des skrupellosen Henrik
Jörgenssons machte. Nie hatte er auch nur erwogen, die Anführer der
Protestbewegungen gleich umbringen zu lassen. Das war ein bedauerliches
Missverständnis seitens Henriks gewesen, womit er sich zähneknirschend abfinden
musste.
Als Forster dann von Oban aus wieder zurückfuhr, wollte
er sich bei der Lachsfarm am Loch Eil umsehen, die auf sein Betreiben hin
entstanden war. Dummerweise geriet er dort in eine Verkehrskontrolle. Hätte der
Police Constable den Schussapparat im Kofferraum entdeckt, wäre das
katastrophal gewesen. Darum war ihm nichts anderes übrig geblieben, als den
Polizisten in den Kofferraum zu befördern. Er war überrascht gewesen, wie
leicht ihm dies gelang. Der arglose Constable hatte dann den Fehler begangen,
ein Telefonat zu wagen, wohl nicht damit rechnend, dass sein Entführer trotz
des Motorlärms jedes Wort verstand. Um sein Leben zu retten verriet er, mit
einem Inspector Adams gesprochen zu haben. Schließlich musste er seine Uniform
ablegen. Forster hatte laut lachen müssen, als er den Constable nur mit
Unterwäsche bekleidet einen Hügel emporsteigen sah.
Dass Gordon Bayne die Stimme seines Freundes Henry am
Telefon nicht erkannte und auf seinen ›vertraulichen Hinweis‹ tatsächlich hereinfiel, hatte ihm weiteren Auftrieb gegeben. Warum sollte er es
nicht Henrik nachmachen? Er besaß jetzt eine todsichere Waffe, die er vorher
allerdings noch ausprobieren musste. Dazu fand er Gelegenheit in einem
verlassenen Bauerngehöft.
Den jungen DI Walter Adams kannte Henry Forster zwar nur
vom Sehen, wenn er aus dienstlichen Gründen im CID zu tun hatte. Trotzdem war
es nicht schwierig gewesen, diesen dürrhälsigen Kriminalbeamten auch im Dunkeln
wiederzuerkennen. Adams’ Eliminierung verlief daher völlig problemlos. Die
laute Musik eines mit grölenden Jugendlichen vorbeifahrenden Autos hatte ihm
die Ausführung seines Plans erleichtert.
Nun bereute es Henry nicht mehr, seinen Freund getötet zu
haben, denn dieser trug die Mitschuld an seinem schrecklichen Ende. Stets hatte
Gordon es abgelehnt, die Beweisstücke ›Betty Findlay‹ aus der
Asservatenkammer zu vernichten. Aber eines Tages hätte man doch herausgefunden,
wer den Verkehrsunfall mit drei Toten in Aviemore verursachte. Für Henry hätte
dann die Gefahr bestanden, wegen Vereitelung einer Straftat vor Gericht zu
kommen, mit allen beruflichen Konsequenzen. Und wenn Gordon im Gefängnis
einsaß, würde man bestimmt seine Wohnung durchsuchen und dabei auf Betty
Findlays Notizbuch und den Brief stoßen, auch wenn beides noch so gut versteckt
war. Schließlich würde der Mordprozess erneut aufgerollt werden, was er
unbedingt verhindern musste.
Henry befand sich in dem guten Glauben, alles nur zu
seinem persönlichen Schutz unternommen zu haben. Wer konnte ihm das verwehren?
Endlich war der Weg frei für die Suche nach Bettys Hinterlassenschaften. Doch
zunächst musste er noch Jane McNiven und Harry Coleman aus dem Weg räumen.
Inzwischen war er in der Rolle eines Charles Foreman völlig aufgegangen und fühlte sich recht wohl darin. Eine Perücke mit grauem,
lockigem Haar verschaffte ihm nun auch äußerlich eine neue Identität. Seine
Glatze hätte ihn womöglich verraten.
Auch Jane McNivens Tötung war ein notwendiges Übel, denn
sie konnte wegen der wahren Identität Oliver Robinsons Verdacht
geschöpft haben . Warum sonst hatte sie sich zu einem Besuch in der
Redaktion des Inverness Report verabredet? Bestimmt war ihr bekannt, wer
den Autounfall verursacht hatte. Vielleicht wusste sie sogar, wem der Rover
gehörte. So musste auch sie daran glauben.
Mit Sicherheit liefen inzwischen die polizeilichen
Ermittlungen auf Hochtouren. Aber wegen der Suche nach einem Dr. Gregor
Goldmann dürften die Fahnder bestimmt viel Zeit verlieren; sein Vorsprung war
daher kaum noch einzuholen.
Harry Coleman dagegen hatte ihn zu erpressen versucht, wenn
auch ziemlich laienhaft. Allerdings schien er mehr zu wissen, als er am
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