Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Titel: Ein mörderisches Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
Vom Netzwerk:
und
meinte: »Eine Glatze steht Ihnen viel besser als diese scheußliche, graue
Perücke, mit der man Sie hier einlieferte. So etwas brauchen Sie doch wirklich
nicht. Inzwischen sind Ihre Haare aber deutlich nachgewachsen. Soll ich Ihnen
für morgen den Friseur bestellen?« Sie lachte und rief ihm noch beim Weggehen
zu: »Ich bin übrigens Schwester Claire.«
       Alles um ihn herum erschien ihm noch wie in einem Nebel.
Er fühlte sich schwach und konnte nicht begreifen, weshalb er hier lag. Mühsam
versuchte er sich aufzurichten. ›Sepsis, hatte die Schwester gesagt. Wieso
Sepsis? Und warum nannte sie mich ›Mr Foreman‹?‹ Er ließ den Kopf
ins Kissen zurückfallen und begann zu grübeln. ›Was war mit mir geschehen?‹ Da erinnerte er sich an den kleinen Hund, der ihm eine Bisswunde zugefügt
hatte. Angestrengt überlegte er, wo das gewesen war.
     
    Gleich nach dem Frühstück traten zwei Ärzte ein, gefolgt
von drei Krankenschwestern, unter ihnen auch Schwester Claire.
       »Sie sind gerade noch einmal dem Tod von der Schippe
gesprungen, im wahrsten Sinne des Wortes«, sagte der Arzt, auf dessen weißem
Kittel das Namenschild Dr. Berger angebracht war. »Aber ich denke, dass wir Sie
schon in wenigen Tagen entlassen können.« Mit kurzem Händedruck verabschiedete
sich Dr. Berger und verließ wieder mit seinem Team das Krankenzimmer.
       Auf einmal erkannte Henry Forster die auswegslose
Situation, in der er sich befand: Die Wende in seinem bisher tadellosen Leben
hatte mit einem Totschlag begonnen. Die Prostituierte Betty Findlay hatte er
bestimmt nicht töten wollen; sondern wieder einmal die Kontrolle über sich
verloren. Wenn man ihm – dem als Moralapostel angesehenen Staatsanwalt – die
Förderung gewerblicher Unzucht zur Last gelegt hätte und seine masochistischen
Neigungen ans Tageslicht gekommen wären? Das hatte er doch nicht zulassen
dürfen.
       Aber warum nur hatte er sich mit einem Mann vom Schlage
Henrik Jörgenssons eingelassen? Denn erst durch ihn war er, der von
Gesetzesbrechern gefürchtete Staatsanwalt Henry Forster, zum mehrfachen Mörder
geworden.
     
    Nun lag er in einem Krankenhausbett. Wie lange wohl schon?
Er schaute auf die billige Kaufhausuhr an der gegenüberliegenden Wand. Erst
jetzt bemerkte er, dass die Zeiger immer an der gleichen Stelle verharrten.
Vermutlich hatte man vergessen, eine neue Batterie einzusetzen. Wo lag nur
seine Armbanduhr? Er fand sie in der Nachttischschublade. Mit Entsetzen starrte
er auf das Datum. Das konnte doch nicht wahr sein! Lag er tatsächlich schon so
lange hier? Kaum zu fassen!
       Ob man Baynes Leiche inzwischen entdeckt hat? Und auch
die drei anderen Toten? Was alles mochte während seines Komas draußen passiert
sein? Egal, er musste unbedingt Bettys Tagebuch finden, noch bevor Gordons
Wohnung aufgelöst würde und man dieses corpus delicti entdeckte. Er durfte
keine Zeit mehr verlieren.
     
    Seinen Anzug hatte man ganz unten in den schmalen Schrank
neben der Tür gelegt, denn es gab keine Kleiderbügel. Die schmutzige
Unterwäsche und das Hemd lagen so, wie man sie ihm ausgezogen hatte, auf einem
Fachboden. Schuhe und Socken standen unter einem Stuhl und waren leicht
angestaubt. Hastig kleidete sich Henry an und bemerkte erst jetzt den dicken
Verband auf seinem Unterschenkel. Vorsichtig drückte er darauf und verspürte
dabei einen stechenden Schmerz. Aber das war kein Grund, um noch länger hier zu
bleiben, denn schließlich konnte jeder niedergelassene Arzt genauso gut einen
Verbandswechsel vornehmen.
       Forster betrachtete sich verwundert im Spiegel über dem
Waschbecken. Sein sonst immer glatt rasierter Kopf war inzwischen von einem
Teppich grauer Haare überzogen worden und ein dichter Bart zeugte davon, dass
er sich eine ganze Weile nicht mehr rasiert hatte. Da kein Rasierapparat
vorhanden war, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich unrasiert auf den Weg
zu machen.
       In den Taschen seines Jacketts fand er Autoschlüssel und
Brieftasche, sah sich noch einmal im Zimmer um und verließ das Hospital – vom
Pflegepersonal unbemerkt – über den ausgeschilderten Fluchtweg.
       Beim Kiosk am Ausgang besorgte er sich eine
Boulevardzeitung und setzte sich in sein Auto, das er von Straßenstaub
verunreinigt vorfand. Argwöhnisch schlug er die Zeitung auf in der Hoffnung,
dass noch nichts über ihn drinstand. Aber bereits auf der zweiten Seite starrte
ihn sein Porträtfoto an. Unter stockendem Atem las er den darunter

Weitere Kostenlose Bücher