Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Polizisten setzten ihm nach. Sie fanden ihn rücklings auf dem
feuchten Steinboden liegend und vor Schmerzen jammernd vor. Ohne jeden
Widerstand ließ er sich Handschellen anlegen.
Sekunden nach dem Schuss stürzte Paul O’Brien auf Jenny zu,
löste ihre Fesseln und drückte sie liebevoll an sich. Die Strapazen der
Entführung waren ihr anzumerken. Ihre Augenlider waren gerötet, ihr Haar
zerzaust. Sie wirkte aber gefasst und lächelte, als Paul zärtlich über ihren
Kopf strich und ihre nass geschwitzte Stirn küsste.
»Was bin ich froh, dass dir weiter nichts geschehen ist,
mein Liebling!«, sagte er und stieß einen Seufzer aus. »Ich hatte wahnsinnige
Angst um dich, als du so hilflos dort oben standst. Jetzt mache ich mir die
bittersten Vorwürfe.«
»Das sollst du aber nicht, Paul, denn nun ist ja alles
überstanden!«, sagte sie erleichtert. »Hastings hat übrigens geschossen, ich
sah ihn plötzlich in der Fensterhöhlung da oben auftauchen.« Sie deutete auf
ein dunkles Rechteck im Mauerwerk, durch das sich bereits der Abendhimmel
abzeichnete. »Er muss von außen hochgeklettert sein. Forster hatte ihn nicht im
Blickfeld, der war zu sehr mit mir und dem anderen Mann beschäftigt. Gott sei
Dank hatte dein Sergeant eine sichere Hand, wie leicht hätte er auch mich treffen können.«
»Kaum auszudenken! Aber zum Glück ist Hastings ein
erstklassiger Schütze. Außerdem betreibt er Klettersport. Dadurch gelang es ihm
wohl, von außen die Fassade zu erklimmen und Forster von einem der Fenster aus
ins Visier zu nehmen. Trotzdem werde ich ihn mir vorknöpfen, er muss mit einem
Disziplinarverfahren rechnen. Wenn er unbedingt glaubte, eingreifen zu müssen,
warum hat er dann nicht auf Forsters Kopf gezielt? Derartige Situationen werden
in jeder Polizeischule durchexerziert. Er ging wohl davon aus, dass Forster vor
Schreck die Pistole fallen ließe und schoss nur auf sein Bein. Allerdings tat
ihm Forster diesen Gefallen nicht, sondern drückte ab. Zum Glück hatte seine
Waffe Ladehemmung, sonst wäre es um dich geschehen gewesen.«
»Aber du begabst dich meinetwegen in große Gefahr. Er
hätte auch auf dich schießen können.«
Paul öffnete seine Jacke und deutete auf eine
schusssichere Weste. »Die besorgte ich mir vorsorglich bei einem der
Polizisten.«
»Forster hätte dich auch am Kopf treffen können!«
»Bei größerer Entfernung zielt man stets auf die
Körpermitte und nicht auf den Kopf, Jenny. Nur wollte Forster nicht mich
sondern dich töten, was ihm allerdings misslang!«
Henry Forster konnte es noch nicht fassen. Er hatte seine
Pistole immer nur auf dem Schießstand benutzt. Deshalb war er davon
ausgegangen, dass sie noch geladen war. Doch plötzlich fiel ihm der Tag ein,
als Gordon winselnd vor ihm lag und schrie: » Ich Vollidiot hatte doch
tatsächlich vergessen, Patronen einzulegen! « Mit einem Mal begriff er,
warum sich kein Schuss lösen konnte: Nach der Erschießung Gordons hatte er sich
schon gewundert, dass Gordon das gleiche Pistolenmodell wie er besaß. Daraufhin
hatte er versehentlich Gordons Waffe an sich genommen und seine eigne
weggeworfen.
Das Projektil aus Hastings Pistole hatte Forsters
Oberschenkel eine schmerzhafte Wunde bereitet. Als er von zwei Sanitätern auf
einer Bahre zu dem inzwischen eingetroffenen Ambulanzwagen transportiert wurde,
richtete er sich mühsam auf und rief Jenny zu: »Du hast Glück gehabt, dass
meine Waffe nicht geladen war! Es wäre wirklich schade um dich gewesen,
Mädchen!« Nach einem bösen Seitenblick auf O’Brien verließen ihn die Kräfte und
sein Kopf sank matt hintenüber.
»Er wird die gerechte Strafe erhalten«, meinte Paul, als
er dabei zusah, wie die Bahre mit Forster in das Sanitätsauto geschoben wurde.
»Ich muss noch kurz mit Hastings sprechen, der unterhält sich dort gerade mit
einem der Polizisten. Bitte entschuldige mich für einen Augenblick.«
Jenny setzte sich auf einen Baumstumpf und beobachtete,
wie Paul mit Hastings und dem Beamten sprach. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie
sehr sie Paul liebte.
Als er schon nach wenigen Minuten zurückkam, schloss er
Jenny erneut in die Arme.
»Ich mache mir große Vorwürfe, Liebste, dass ich dich in
diese gefahrvolle Situation brachte. Nie hätte ich dich in diese Sache
hineinziehen dürfen. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass sich Forster in
Baynes Wohnung aufhielt, sonst hätte ich die Tür nicht so arglos
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