Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Wenn der Coup allerdings misslungen wäre, nun, dann hätten Sie es mit
der Staatsanwaltschaft zu tun bekommen. Aber vergessen wir das Ganze; es lief
ja alles glatt. Doch nun verraten Sie mir bitte, wie Sie es schafften, an der
Fassade hochzuklettern.«
Hastings lachte. »Das war nicht schwierig, Chef. Ich bat
einen Constable, sich vor die Ruinenwand zu stellen und stieg über seine
Schultern hoch. Oben fand ich genügend Mauerrisse, die mir den notwendigen Halt
für den weiteren Aufstieg gaben. Das war gar nichts gegen die steilen und
glitschigen Felswände am Ben Nevis . Als ich nach einigen Klimmzügen die
Fensterhöhlung erreichte, erkannte ich sofort, was da unten ablief. Forster
konnte mich von meinem Platz aus nicht sehen, er schaute genau in die andere
Richtung. Und als er dann drohte – na ja, Sie wissen ja, was dann passierte.
Ich war ganz schön aufgeregt, das dürfen Sie mir glauben.«
Paul O’Brien führte die Tasse zum Mund und schlürfte
genussvoll den Kaffee. »Mein Kompliment, Edward! Da kann man sehen, dass die
Kletterei im Gebirge auch einen Nutzen hat.« Er grinste. »Aber nun geht es zu
ebener Erde weiter. Wir müssen jetzt dringend unsere Vorgehensweise planen.
Lassen Sie alles liegen und kommen Sie gleich nach der Mittagspause in mein
Büro!«
Kapitel 43
Paul O’Brien befand sich auf dem Weg zu seinem Zimmer, als
ihm DI Bainbridge entgegenkam. »Chief Inspector, was kann man da machen? Zu
Adams’ PC habe ich leider keinen Zugang, man benötigt dafür ein Passwort. Ich
wollte feststellen, wie weit mein Vorgänger mit der Kinderpornografie kam.
Nirgendwo sonst habe ich etwas darüber vorgefunden.«
Paul O’Brien hatte es stets vermieden, das Büro von
Adams zu betreten. Wenn er mit diesem etwas zu besprechen hatte, dann rief er
ihn zu sich. Anfangs hatte es ihn gewurmt, dass der wesentlich jüngere, noch
unerfahrene Adams in den Genuss eines modern eingerichteten Büros kam, während
ihm selber ein düsterer, mit ausrangiertem Mobiliar vollgestopfter Raum
zugewiesen wurde. Aber niemals hätte er Bayne darüber sein Missfallen gezeigt;
diese Genugtuung wollte er ihm nicht bereiten.
So betrat er mit einigem Widerwillen den auf der anderen
Seite des finsteren Gangs gelegenen, nun von Inspector Bainbridge übernommenen
Raum. Er gönnte dem jungen Mann diesen freundlichen Arbeitsplatz. Bainbridge
deutete auf den Monitor und die darauf zu lesende Aufforderung zur Eingabe des
Passworts. »Ich benötige dringend den Code, sonst müsste ich mit einem anderen
PC wieder bei Null anfangen, das wäre doch die reinste Zeitverschwendung!«
»Ein Passwort findet man häufig im persönlichen Umfeld
des PC-Nutzers. Suchen Sie beispielsweise nach den Namen einer Freundin oder
eines Haustiers«, riet ihm O’Brien. »Vielleicht besaß Adams einen Hund oder
eine Katze. Soviel ich weiß, wohnte er noch bei seiner Mutter. Erkundigen Sie
sich bei ihr nach seiner Lieblingsspeise oder seinen Hobbys. Wenn Sie trotzdem
nicht fündig werden, müssen wir unseren Experten einschalten. Aber das kann
einige Zeit dauern.«
Pünktlich traf Hastings am Nachmittag zu der angesetzten
Besprechung ein. O’Brien räusperte sich und lehnte sich in seinen Drehsessel
zurück.
»Haben Sie wohl eine Ahnung, was für ein Passwort
Adams verwendet haben könnte? Sie kannten ihn viel besser als ich.«
Erwartungsvoll sah er den Sergeant an.
»Hm! Lassen Sie mich kurz überlegen!« Nach kurzer
Denkpause meinte er: »Adams klagte ständig über einen Schluckauf. Auch hatte er
wahnsinnige Angst vor dem Zahnarzt. Der heißt übrigens McKelloch. Und er hatte
eine Freundin gehabt, die ihn aber wegen eines Andern verließ, sie heißt glaube
ich Susan. Vielleicht befindet sich das Passwort darunter?«
»Gut, lassen Sie uns das gleich ausprobieren! Kommen Sie
mit!«
Bainbridge erschrak, als die Tür zu seinem Büro aufgerissen
wurde und O’Brien von Hastings gefolgt hereinstürmte.
»Hallo Roman, versuch es doch mal mit Schluckauf! «,
riet Hastings.
Doch auf dem Bildschirm erschien – wie erwartet – die
Textzeile Falsches Passwort . Auch Susan und McKelloch führten zu keinem Ergebnis. Und als Bainbridge das Stichwort Zahnarzt eingab,
kam die gleiche Fehlermeldung.
Paul O’Brien sah sich nun auf Adams’ Schreibtisch um und
deutete auf ein gerahmtes Foto. Dieses zeigte eine grauhaarige Frau mit einem
Goldhamster in der Hand. »Das könnte seine Mutter sein. Geben
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