Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Mauerwerk umgebenen Ruinenhof. Vor der zu den Kasematten
hinunterführenden Wendeltreppe blieb er stehen. Dieser Platz erschien ihm ideal
für sein Vorhaben, denn von hier aus hatte er freie Sicht nach allen Seiten und
beste Rückendeckung. Plötzlich hatte er wieder das Hanfseil in der Hand und
band damit Jennys Handgelenke an einen verrosteten Eisenring, der wie
geschaffen dafür aus dem Mauerwerk ragte.
»Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst!« Auch
weiterhin hielt er die Pistole auf sie gerichtet.
Jenny vernahm jetzt Motorengebrumm. Kurz danach klappten
Autotüren und es herrschte hektisches Stimmengewirr. Einige schwer bewaffnete
Polizisten gerieten in ihr Gesichtsfeld, unter ihnen Paul O’Brien, ein Megaphon
in der Hand haltend. Dann hörte sie seine dröhnende Bassstimme:
»Henry Forster, geben Sie auf! Sie sind umstellt, eine
Flucht ist nicht mehr möglich. Lassen Sie sofort von meiner Frau ab und kommen
Sie mit erhobenen Händen herunter!«
Forster grinste nur höhnisch und brüllte zurück: »Dass
ich nicht lache, Ihre Frau! Sollten Sie es wagen, sich uns zu nähern, erschieße
ich die Kleine. Wie Sie sehen, ist das kein Problem.« Dabei drückte er den
Pistolenlauf so fest an Jennys Schläfe, dass sie laut aufschrie. »Aber falls
Sie mir freien Abzug gewähren, wird ihr nichts geschehen. Allerdings muss sie
mich ein bisschen chauffieren.«
Da rief Jenny verzweifelt: »Bitte Paul, lass ihn gehen,
er wird mich sonst umbringen!«
»Also, hören Sie auf Ihre Frau!« Es folgte hämisches
Lachen.
Nun wagte sich Ken McGilroy ein paar Schritte vor und
rief Forster zu: »Ich kann es nicht fassen, Henry! Du sollst also
Gordons Mörder sein und sogar noch weitere Morde begangen haben? Ist das wahr?
Hast du wirklich unseren Freund umgebracht und damit den Schwur gebrochen, den
wir an dieser Stelle leisteten? Was ist in dich gefahren? Nun mach es nicht
noch schlimmer und gib die junge Frau frei. Und falls du noch einen Funken
Courage besitzt, dann komm runter und stell dich der Justiz!«
»Ha, ausgerechnet jemand wie du führt sich jetzt
als Moralapostel auf!« Forsters wildes Gelächter hallte durch das alte Gemäuer.
»Du mit deinem unsoliden Lebenswandel warst doch der Auslöser von allem.
Hattest du uns nicht zur Teilnahme an deinen Orgien in der Findhorn-Lodge
verführt und nachher stockbesoffen zwei Schulkinder totgefahren und ein
weiteres schwer verletzt? Du Feigling bist dann auf und davon!«
»Das ist eine infame Lüge!«, brüllte Ken zurück.
»Halt's Maul, jetzt packe ich aus, damit es alle
hören können! Jawohl, du begingst Fahrerflucht. Gordon verschaffte dir
daraufhin ein ziemlich wackliges Alibi, obwohl es glaubwürdige Zeugen gab und
alles gegen dich sprach. Ich als Staatsanwalt musste wegen Gordons
Falschaussage deinen Freispruch befürworten. Aber womit hast du mir gedankt? Du
stelltest deinen beschädigten Mercedes in einem Steinbruch ab, wo man ihn wenig
später entdeckte. Bei der Durchsuchung dieses angeblich gestohlenen Wagens
stieß die Polizei auf ein Adressbuch mit meinem Namen und meiner Privatadresse.
So dämlich konntest nur du sein. Niemand wusste bis dahin von unseren
freundschaftlichen Kontakten. Als diese publik wurden, bekam ich Probleme mit
der Dienstaufsicht, denn ich hätte mich vor der Gerichtsverhandlung für
befangen erklären müssen. Weil ich das versäumte, warte ich bis heute auf meine
längst überfällige Beförderung zum High State Prosecutor (Generalstaatsanwalt) ,
und das nur deinetwegen!«
Paul O’Brien wollte den sich ausufernden Disput beenden
und rief jetzt energisch: »Schluss mit der Debatte! Forster, geben Sie auf!«
Der aber höhnte nur: »Sie haben gar nichts zu fordern,
Sie verdammter Engländer! Ziehen Sie ab, oder es ist um die junge Dame hier
geschehen.«
Forster zeigte jetzt zunehmende Nervosität, was Jenny
nicht verborgen blieb. Als er seine Pistole noch fester an ihre Schläfe
drückte, fiel von schräg gegenüber plötzlich ein Schuss. Forster schrie laut
auf und betätigte gleichzeitig den Abzug seiner Pistole. Aber nichts passierte.
Entsetzt starrte er auf die Waffe und griff mit der anderen Hand an seinen
Oberschenkel, aus dem Blut heraussickerte. Diesen Augenblick nutzte Jenny, ihm
einen Tritt in die Kniekehle zu versetzen. Er geriet dadurch ins Straucheln und
rollte – sich mehrmals überschlagend – die steile Wendeltreppe hinunter in die
Kasematten. Zwei
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