Ein mörderisches Komplott (German Edition)
mit laufendem Motor stehenden Bus. Harry
Coleman schaute ihm nach, wie der Mann sich hinter das Lenkrad des großen
Fahrzeugs setzte und in Richtung Inverness davonfuhr.
Zu Harry Colemans Erstaunen wurde am Montagmorgen der auf
seinem Hof abgestellte Rover von einem klapprigen Ford-Kleintransporter an den
Haken genommen. Auf die Frage an den Fahrer, weshalb er den Unfallwagen wieder
abhole, gab dieser in einem fremdartigen Dialekt zur Antwort, er handle im
Auftrag eines Unbekannten. Mehr könne er dazu nicht sagen. Ehe Harry ein
Firmenschild entdecken konnte, schwang sich der Fahrer auf seinen Sitz und fuhr
davon. Aber aus alter Gewohnheit hatte er sich Harry vorher noch den Namen des
Fahrzeughalters von dem Versicherungsnachweis an der Windschutzscheibe des
Rovers notiert. Henry Forster hatte draufgestanden. Dieser Name war
leicht zu merken, denn die Besitzerin des kleinen Souvenirladens schräg
gegenüber hieß ebenfalls Forster – Evelyn Forster.
Eine Woche später las Harry Coleman im Inverness Report den mit J. S. unterzeichneten Artikel:
Die
näheren Umstände des folgenschweren Verkehrsunfalls, der sich kürzlich im
Luftkurort Aviemore ereignete, konnten noch immer nicht geklärt werden. Aber
nicht nur das. Der Fahrer des Rovers, der an dem Unfall beteiligt war, ist
inzwischen spurlos verschwunden. Den am Unfallort erschienenen Polizeibeamten
hatte er sich als Detective Chief Superintendent Dylan Jameson vom CID
ausgewiesen. Nachforschungen ergaben allerdings, dass dort ein Mann dieses
Namens unbekannt ist, auch von seinem ebenfalls beschädigten Fahrzeug fehlt
jede Spur. Zudem ist die Unfallakte nicht mehr auffindbar. Seltsamerweise
scheint die Polizei nicht an der Aufklärung dieses mysteriösen Vorfalls
interessiert zu sein. Auch der die Untersuchung leitende Staatsanwalt Henry
Forster hüllt sich in Stillschweigen.
Jack
Packard, der Ehemann der bei dem Unglück ums Leben gekommenen Helen Packard und
Vater seiner beiden ebenfalls getöteten Kinder Anne und Robert, wandte sich nun
an unsere Zeitung mit der Bitte, die Leserschaft zu mobilisieren. Gern kommen
wir seinem Ersuchen nach. Allerdings fragen wir uns, wie es sein kann, dass in
einer staatlichen Behörde eine Akte spurlos verschwindet und dadurch eine
weitere Untersuchung jenes folgenschweren Verkehrsunfalls fast unmöglich ist.
Wer
kann bei der Aufklärung dieses seltsamen Vorfalls helfen? Hinweise an den Inverness Report werden absolut vertraulich behandelt.
Harry konnte in den folgenden Nächten vor Aufregung kaum
schlafen, so sehr bewegte ihn diese Zeitungsnotiz. Handelte es sich vielleicht
bei dem Besitzer des Rovers und dem Staatsanwalt Henry Forster um ein und
dieselbe Person? Das wäre ungeheuerlich. ›In diesem Fall muss ich etwas unternehmen!‹ ,
sagte er sich und überlegte ob er sich bei der Zeitung melden oder gleich eine
Anzeige erstatten sollte.
Wie immer, wenn er einen Rat brauchte, setzte er sich per
E-Mail mit seinem Schwager Peter McDavid in Verbindung. Er schilderte seine Beobachtungen,
ohne allerdings den Namen Forster zu erwähnen. Es handle sich um eine
Person des Öffentlichen Dienstes, deshalb müsse er sehr vorsichtig sein.
Peter McDavid antwortete sofort. Er meinte, dass man aus
der Sache Kapital schlagen könne, sofern es sich bei dem Unfallverursacher
tatsächlich um den Besitzer des Rovers handelte. Wenn der erst einmal bezahlt
hätte, könnte man immer noch Anzeige erstatten. Er empfahl Harry, mit dem
Verdächtigten ein Date in einem Internet-Chat zu vereinbaren, um dann ein
Schweigegeld zu verlangen. Er solle sich am besten in einem der zahlreichen
Internet-Cafés einloggen, das wäre sicherer als vom eigenen Computer aus und
kein Mensch würde ihm auf die Spur kommen.
Harry zeigte sich von diesem Vorschlag begeistert. Allerdings
wollte er zuvor noch klären, ob der Roverbesitzer Henry Forster und der
gleichnamige Staatsanwalt tatsächlich identisch wären. Im Telefonbuch fand er
die Nummer der Staatsanwaltschaft. Er war ziemlich aufgeregt, als er von einer
Telefonzelle aus dort anrief. Es meldete sich eine Frauenstimme, vermutlich die
Sekretärin.
»Entschuldigen Sie bitte, aber fährt Herr Staatsanwalt
Forster einen silbergrauen Rover?«, erkundigte sich Harry mit verstellter
Stimme.
»Ja, das ist sein Privatauto« antwortete die Sekretärin
und fragte verwundert zurück. »Ist was mit dem Wagen?«
Harry war auf diese Gegenfrage nicht gefasst und
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