Ein mörderisches Komplott (German Edition)
musste
kurz nachdenken. Dann sagte er:
»Nein. Aber würden Sie mich bitte mit dem Herrn
Staatsanwalt verbinden?«
»Herr Forster ist zurzeit am Gericht. Kann ich ihm etwas
ausrichten?«
Wieder zögerte Harry mit der Antwort. Die Sache
entwickelte sich doch etwas schwieriger, als er sich das vorgestellt hatte.
Sein Herz pochte wie wild und Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Da fiel
ihm etwas ein, das seit vielen Wochen die Medien beschäftigte und die
Bevölkerung in große Aufregung versetzte:
»Richten Sie bitte Staatsanwalt Forster aus, dass es
sich um eine heiße Spur im Fall Kinderpornografie handelt. Dazu könnten
ihm konkrete Hinweise geliefert werden. Allerdings möchte der Informant aus
Gründen der persönlichen Sicherheit seine Identität nicht preisgeben. Wenn Mr
Forster also an einer baldigen Aufklärung dieses Falls interessiert ist, dann
möge er sich in den Internet-Chatroom www.lovemechat.uk einloggen. Dort
trifft er täglich von 18 bis 19 Uhr einen gewissen honeybee an. Diesem
soll er ein Telegramm schicken. Gleich darauf bekommt er die Einladung in einen
privaten Chatroom. Sagen Sie Mr Forster, dass es sehr eilt, denn der Informant
ist nur noch für kurze Zeit erreichbar.«
Harry trocknete sein verschwitztes Gesicht. Das war noch
einmal gut gegangen, denn zum Glück war ihm die Internet-Adresse eines von ihm
hin und wieder besuchten Chatrooms eingefallen. Die Sekretärin hatte
versprochen, den Staatsanwalt unverzüglich zu informieren und gemeint, dass er
sich bestimmt bald meldete.
Kapitel 6
Als Staatsanwalt Henry Forster von einer mehrtägigen
Dienstreise zurückgekehrt war, beorderte er seine Sekretärin Sophie Gray zu
sich, um über alle wichtigen Vorfälle während seiner Abwesenheit informiert zu
werden.
»Gestern ging hier ein anonymer Telefonanruf ein, Sir.
Der Mann – der leider seinen Namen nicht nennen wollte – kennt angeblich
jemanden, der Ihnen nähere Hinweise zum Fall Kinderpornografie liefern könnte.«
Sie gab Henry Forster einen detaillierten Bericht über die Mitteilung des
Anrufers. »Es wäre äußerst eilig, hatte er noch bemerkt.«
»Sind Sie sicher, dass der Anrufer ein Mann war?«, rief
Forster Mrs Gray noch zu, bevor er in seinem Arbeitszimmer verschwand.
»Ja, bestimmt! Er schien ziemlich nervös zu sein und
legte bereits auf, ehe ich Fragen an ihn richten konnte.«
Henry Forster war dankbar für jeden diesbezüglichen
Hinweis. Zudem war er darauf erpicht, Chief Inspector O’Brien zuvorzukommen, um
dessen Erfolglosigkeit auch in diesem speziellen Fall hervorheben zu können.
Seit Wochen empfingen Abgeordnete, Geschäftsleute und sogar Geistliche der
verschiedenen Kirchen Pornofotos von Minderjährigen und sogar Kindern, was in
der Bevölkerung Entsetzen auslöste. Sollte es ihm aber gelingen, endlich diesen
Schmutzfink ausfindig zu machen, wäre er der Beförderung zum High State
Prosecutor (Generalstaatsanwalt) einen Schritt näher gekommen
und könnte sogar als Politiker Karriere machen. Natürlich durfte er sich
keinesfalls von seinem Amtszimmer aus ins Internet einwählen. Es könnte
immerhin sein, dass jemand im Haus herumschnüffelte und über die verschiedenen
Netzwerkverbindungen an seine Ermittlungsdaten gelangte. So etwas traute er
sogar O’Brien zu, diesem raffinierten, strafversetzten Engländer, dessen
bullige Boxervisage er seit der ersten Begegnung mit ihm nicht ausstehen
konnte.
Henry Forster
hatte arbeitsreiche Tage hinter sich und machte früher als gewohnt Feierabend.
Zu Hause nahm er gleich vor seinen Computer Platz, zündete sich eine Zigarre an
und loggte sich in die angegebene Website www.lovemechat.uk ein. Mehr als zwanzig Teilnehmer hatten sich in dem Chatroom eingefunden, von einem honeybee war jedoch noch nichts
zu sehen. Jetzt fiel ihm ein, dass der Unbekannte erst ab 18 Uhr zu erreichen
war. Ungeduldig wartete er und wiederholte den Vorgang pünktlich zu der
genannten Zeit. Sogleich entdeckte er honeybee und seinen eigenen
Nicknamen . In dem jedermann zugänglichen Chat ging es um die üblichen Belanglosigkeiten
und Henry Forster fragte sich, wie man nur seine Zeit mit derartigem Unsinn
verplempern konnte. Da hatte er schon ganz andere Chatforen kennengelernt, die
zwar einiges kosteten, aber seine sexuellen Begierden voll befriedigten, zumal
er nach dem Desaster mit Betty Findlay kaum noch Lust zum Besuch einschlägiger
Etablissements verspürte. Einen Augenblick lang
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