Ein mörderisches Komplott (German Edition)
war er noch unschlüssig, dann
klickte er den Namen honeybee an. Es öffnete sich ein Fenster, worin er
die Option Telegramm senden anklickte. In die Textzeile schrieb er: » Was
für Informationen haben Sie für mich? « Im Nachhinein wurmte es ihn, sich
unter seinem Hauptnamen hforster eingeloggt zu haben und er hoffte,
damit keinen Fehler begangen zu haben. Während er darüber nachdachte, meldete
ein akustisches Signal den Eingang einer Nachricht. Darin wurde er
aufgefordert, sich in einem privaten Chatroom unter der Bezeichnung Childreen anzumelden.
Harry Coleman hielt das Internet für eine segensreiche
Einrichtung. Am Telefon hätte ihn bestimmt der Mut verlassen; er hätte nur
herumgestottert und sich möglicherweise verraten. Darum war er nach Inverness
gefahren, wo er in dem Internet-Lokal Chat&Café einen freien Platz
vor einem der vielen Computer fand. Es war genau 18 Uhr, als er sich einloggte
und den Namen hforster entdeckte. Alles war bisher ganz einfach gewesen.
Er eröffnete einen Chatroom unter dem Namen Childreen und schickte hforster eine Einladung. Er brauchte nicht lange zu warten, bis die Textzeile » Was
für Informationen haben Sie für mich? « erschien. Harry bediente die
Tastatur des Laptops und antwortete sogleich:
»Hallo, Mr Forster, nett dass Sie gekommen sind!«
»Sie wollten mir etwas zum Vorgang Kinderpornografie
mitteilen, falls mir das richtig übermittelt wurde?«
»Nein, das wollte ich nicht. Vielmehr will ich mich mit
Ihnen über Ihren Rover Streetwise unterhalten, der hat doch das
Kennzeichen UB51OYD , nicht wahr?«
Für die Dauer einer halben Minute kam keine Antwort.
»Sind Sie noch da, Mr Forster?« Es vergingen erneut
einige Sekunden, bis die Antwort erschien.
»Ja, aber ich überlege mir gerade, was Sie das angeht.«
»Dann denken Sie doch mal nach: Ihr Rover hatte eine
ganz schöne Schramme abbekommen. Doch viel schlimmer ist es dem roten Austin
Mini ergangen. Hatten Sie das schon vergessen?«
Wieder herrschte längeres Schweigen. Coleman spielte
nervös mit den Fingern seiner rechten Hand auf der Tischplatte, bis endlich
eine Antwort kam.
»Was wollen Sie von mir? Ich weiß überhaupt nicht, wovon
Sie da reden.«
»Sie haben drei Tote auf dem Gewissen. Davon rede ich.«
»Da müssen Sie schon den Autodieb fragen. Der Rover
wurde kürzlich gestohlen. Ich meldete den Diebstahl bereits meiner
Versicherung.«
Nun wusste Harry nicht mehr weiter. Wenn der Rover
tatsächlich gestohlen wurde, war Forster natürlich unschuldig. Ohne ein
weiteres Wort zu verlieren loggte er sich wieder aus. Damit war sein Traum vom
leicht verdienten Geld beendet.
Henry Forster war schockiert. Irgendjemand musste
herausbekommen haben, wer der Besitzer des Rovers ist, vermutlich durch die an
der Windschutzscheibe angebrachte Versicherungspolice. Nun würde es wohl nicht
mehr lange dauern, bis man auch seinen Freund Gordon am Wickel hatte. Er musste
unbedingt feststellen, wer dieser honeybee ist. Doch wer könnte ihm dabei
helfen? Plötzlich fiel ihm der Name eines Mannes ein, den er einst vor einer
Verurteilung zu einer Haftstrafe bewahrte hatte: Brian McAndrew .
In jenem Strafprozess war es um den Erfinder und
Verbreiter eines Internetwurms namens Snopfy gegangen . Die Kripo
unter DCI O’Brien hatte als Täter Brian McAndrew überführt, einen als › Hacker‹ berüchtigten, mittlerweile freiberuflich tätigen Netzwerkadministrator. Der
junge Mann war sogar Vorsitzender eines Clubs, der es sich zur Aufgabe machte,
Sicherheitslücken in Betriebssystemen und Software aufzudecken.
Damals informierte Henry Forster seinen Freund Gordon
Bayne täglich über den Stand der Gerichtsverhandlung. Beide waren sich einig in
ihrer Abneigung gegen den selbstsicher wirkenden Paul O’Brien, der als
Nebenkläger auftrat. Obwohl kein Zweifel an der Täterschaft McAndrews bestand,
hatte Gordon seinem Freund vorgeschlagen, O’Brien den Prozess zu vermasseln.
Anstelle des Staatsanwalts Forster, der sich nicht dem
Vorwurf der Befangenheit aussetzen wollte, nahm nun DSupt Bayne Kontakt zu
Brian McAndrew auf und erklärte ihm, dass er mit einer langen Haftstrafe zu
rechnen hätte. Allerdings böte sich ihm noch eine Chance: Er müsse einen
Jugendlichen dazu bewegen, die Schuld auf sich zu nehmen.
Tatsächlich fand sich Brians Neffe Frank Pinkham aus
Glasgow dazu bereit. Frank war hochintelligent und galt bereits
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