Ein mörderisches Komplott (German Edition)
mit seinen 14
Jahren als versierter Computerfreak. Weil ihm eine hohe Belohnung versprochen
wurde, stimmte er der Mitwirkung an diesem Deal zu, obwohl er nach britischem
Recht bereits strafmündig war. Seine alleinerziehende Mutter, Brians Schwester,
zeigte sich trotzdem damit einverstanden.
Henry Forster ließ in seinem Schlussplädoyer zur
Überraschung und Freude der Verteidigung die Anklage gegen Brian McAndrew
fallen. Die Ermittlungen von DI Walter Adams hätten die Täterschaft Frank
Pinkhams klar bewiesen. Das Verfahren gegen Brian McAndrew wurde daraufhin
eingestellt.
Die Blamage, die sie damit Paul O’Brien zufügten, hatten
Bayne und Forster mit Genugtuung erfüllt. Brian McAndrew hatte sich für die
faire Behandlung bedankt und freudestrahlend den Gerichtssaal verlassen. In
einem weiteren Verfahren wurde Frank Pinkham lediglich verwarnt und zu 30
Stunden Sozialleistungen verurteilt. Außerdem durfte er sich für die Dauer von
einem Jahr nicht mehr ins Internet einloggen.
Henry Forster nahm wieder Kontakt mit Brian McAndrew auf
und bat ihn um Mithilfe in einem schwierigen Fall, sozusagen als Gegenleistung
für seinen damaligen Freispruch. Es gehe darum, eine Bande von Kinderschändern
einzukreisen. Brian sagte sofort zu. Aufgrund seiner guten Beziehungen war es
für ihn relativ einfach, den Standort des PC herauszufinden, Doch zu seinem
Bedauern hatte sich honeybee von einem Computer des Internet-Cafés Chat&Café in Inverness eingeloggt. Daraufhin nahm Forster Kontakt zu dessen Inhaber auf,
der sich allerdings an keinen bestimmten Internetsurfer erinnern konnte.
Jetzt entsann sich Forster, dass honeybee zuerst
bei der Staatsanwaltschaft angerufen hatte. Er hoffte daher, über die
Telefongesellschaft die Nummer des Anrufers zu erfahren. Man teilt ihm jedoch
mit, dass der Anruf von einer Telefonzelle aus getätigt wurde. Nun wandte sich
Forster an den Inverness Report mit der Bitte um Veröffentlichung eines
Aufrufs an die Leserschaft. Dieser erschien bereits am nächsten Tag:
Der
Verursacher des grauenvollen Verkehrsunfalls bei Aviemore konnte noch immer
nicht ermittelt werden. Die Staatsanwaltschaft Inverness verfügt über Hinweise,
dass jemand mit dem Spitznamen ›honeybee‹ direkt oder indirekt an dem Unfall
beteiligt sein könnte. Wem ist eine Person bekannt, die so betitelt wird oder
sich selbst so nennt? Vertrauliche Mitteilungen sind an die Staatsanwaltschaft
unter 01463-336708 zu richten.
Kurz darauf meldete sich eine Emily Taylor aus Aviemore.
Ja, sie kenne jemanden, auf den der Spitzname honeybee zuträfe.
Staatsanwalt Forster ließ sich ihre Adresse geben und suchte sie gleich am
nächsten Morgen auf. Die etwa 30-jährige, bereits verwitwete Mrs Taylor zeigte
sich zu weiteren Auskünften bereit, allerdings nur gegen ein entsprechendes
Honorar. Daraufhin erklärte Forster der Dame, dass sie zu einer Mithilfe
verpflichtet sei, unabhängig von einer eventuell ausgesetzten Belohnung.
Andernfalls müsse sie mit einer Strafanzeige wegen Vereitelung einer Straftat
rechnen.
»Hätte ich mich nur nicht gemeldet!«, jammerte Mrs
Taylor und war den Tränen nahe. »Darf ich wenigstens erwarten, dass Sie meine
Aussage vertraulich behandeln?«
Forster beruhigte sie. »Natürlich! Kein Mensch wird je
davon erfahren, wer mir einen Hinweis zu dem geheimnisvollen Mister honeybee gegeben hat. Also schießen Sie los!«
Mrs Taylor druckste eine Weile herum, schließlich fasste
sie sich ein Herz: »Also, einige Frauen meiner Generation nennen ihn schon seit
jeher nur honeybee . In Wirklichkeit heißt er Harry Coleman und besitzt
hier in Aviemore eine Auto-Reparaturwerkstatt. Den Spitznamen verpasste man ihm
schon vor vielen Jahren, weil er es mit den meisten Mädchen hier trieb – so wie
eben eine Biene von Blüte zu Blüte fliegt. Ans Heiraten dachte er nie, wollte
nichts als seinen Spaß. Auch ich hatte ein intimes Verhältnis mit ihm, aber
dann tauchte plötzlich seine Verlobte aus Aberdeen auf, die er kurz darauf
heiratete. Die Schlampe ist Gott sei Dank schon eine Weile tot. Nur – was hat
Harry mit dem Unfall zu tun?«
»Wahrscheinlich nichts, aber vermutlich ist er ein
wichtiger Zeuge und wir sind für jeden noch so vagen Hinweis dankbar.«
Damit verabschiedete sich Forster und ersuchte Mrs
Taylor, sich für etwaige Rückfragen zur Verfügung zu halten. Er war felsenfest
davon überzeugt, dass Harry Coleman alias honeybee seinen Namen auf
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