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Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Titel: Ein mörderisches Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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endgültig den Rücken zu kehren.
       Das Paar heiratete zwei Monate später in Dingwall, wo
Helen seit ihrer Kindheit lebt und auch ihre Eltern noch wohnen. Von Jacks
Ersparnissen und wegen eines günstigen Dollarkurses konnten sie ein kleines
Reihenhaus am Ortsrand – mit Blick auf die Bucht des Cromarty Firth – erwerben.
       Schon nach kurzer Suche fand Jack eine Festanstellung
als Busfahrer bei der Highland-Express-Line, zumal er neben einer mehrjährigen
Berufserfahrung auch Tausende Kilometer unfallfreier Langstreckenfahrten
vorzuweisen hatte.
       Anfangs fiel Jack die Umstellung auf die schottischen
Lebensgewohnheiten ziemlich schwer. Alles erschien ihm hier geradezu
rückständig und kleinbürgerlich. Da war er aus dem US-Bundesstaat Massachusetts
etwas anderes gewohnt. So musste ihm Helen zunächst Nachhilfe in Landeskunde
geben. Sie erklärte ihm, dass er nun in der Region Ross&Cromarty mit dem
Hauptort Dingwall lebe, einer Vereinigung der früheren Grafschaften Ross-shire
und Cromartyshire. Für Jack war das zunächst nur ›lächerliche
Kleinstaaterei‹, wie er sich ausdrückte. Doch allmählich stellte er fest,
dass es sich bei seiner neuen Heimat um altes, europäisches Kulturland handelt,
und zwar schon seit vielen hundert Jahren. In seiner Schulzeit hatte er nie
davon gehört, dass bereits in den Jahren 82 bis 208 n.Chr. die Römer mehrmals
den erfolglosen Versuch unternahmen, in dieser nordeuropäischen Region ihre
Herrschaft zu errichten. Zur gleichen Zeit, in der die riesigen Landflächen der
heutigen USA noch von Indianervölkern dünn besiedelt waren, herrschte von 843
bis 858 auf dem Gebiet des heutigen Schottlands Kenneth I. MacAlpin , der
König der Pikten und Skoten .
       Als zuerst Jacks und Helens Tochter Anne, ein gutes Jahr
später ihr Sohn Robert geboren wurden, hatte sich Jack soweit akklimatisiert,
dass er eines Tags laut ausrief » I’m now a Scot! « Helen war
überglücklich, denn erst jetzt waren sie eine richtige schottische Familie und
Jacks Sehnsüchte nach den USA waren mit einem Schlag wie weggewischt.
     
    Die Jahre vergingen und die Kinder wuchsen heran. Anne war
mittlerweile sechs, ihr Bruder Robert knapp fünf Jahre alt. Schon lange hatte
die Familie den Besuch des Wildparks Kincraig bei Kingussie geplant.
Auch Jack hatte sich auf den gemeinsamen Familienausflug gefreut, denn endlich
hatte er einen dienstfreien Sonntag. Deshalb war sein Ärger verständlich, als
er angewiesen wurde, ausgerechnet an diesem Sonntag für einen erkrankten
Kollegen einzuspringen. Als die Kinder erfuhren, dass ihr Vater wieder einmal
keine Zeit hatte und der Besuch des Wildparks erneut verschoben werden sollte, waren
sie zutiefst enttäuscht. Aber letztendlich blieb ihnen nichts anderes übrig,
als ohne ihren Dad zu fahren.
       Am Sonntagmorgen musste Jack bereits in aller
Herrgottsfrühe das Haus verlassen, denn auf seinem Dienstplan stand die
mehrmalige Tour zwischen Dingwall und Edinburgh. Er hatte sich bereits am
Vorabend von seinen Kindern verabschiedet und wurde von Helen zur Tür
begleitet.
       »Bis heute Abend also! Ich habe den Fahrplan zwar nicht
im Kopf, denke aber, dass es nicht zu spät wird. Macht euch nur einen schönen
Tag, auch ohne mich!« Er gab Helen noch einen Kuss und eilte dann zum Depot, wo
er den grünen Mercedes-Bus der Highland-Express-Line abholte und gleich darauf
zu seiner ersten Runde aufbrach.
       Es war Sonntagnachmittag. Der Bus war voller Touristen,
die nach einem Besuch Edinburghs wieder heimfuhren, wo am Abend zuvor das
berühmte Edinburgh Military Tattoo stattfand. Jack fühlte sich nach den
langen Fahrten wie ausgelaugt. Er war froh, dass diese letzte Tour bald beendet
war und freute sich auf Helen und die Kinder.
       Der Bus geriet in die sonntägliche Rückreisewelle. Kurz
vorm Ortsende von Aviemore stockte plötzlich der Verkehr. Ein dicker Mann mit
Polizeikelle leitete den Verkehr an einer Unfallstelle vorbei, aber Jack konnte
wegen einer dichten Menschenansammlung nichts erkennen. Nur ganz allmählich
lockerte sich der Stau und es ging wieder zügiger voran.
       Die meisten Fahrgäste stiegen bereits in Inverness aus,
nur ein älteres Ehepaar fuhr noch bis zur Endstation mit. Beim Aussteigen
bemerkte der sich auf einen Stock stützende Mann: »In Aviemore hat’s mal wieder
tüchtig gekracht. Ich hatte auch mal so ’nen Austin Mini, aber ’nen grünen. Das
da war ein roter. Von den Insassen dürfte wohl keiner überlebt haben,

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