Ein mörderisches Komplott (German Edition)
»Der normalerweise wie ein dicker Vogel in einem dunklen
Nest hockt!«, ergänzte Paul in Anspielung auf sein unmodernes Büro. Beide
lachten lauthals über diesen trefflichen Vergleich.
Sie saßen noch bis kurz vor Mitternacht beisammen und kamen
zwangsläufig wieder auf Jack Packard zu sprechen. Paul wurde plötzlich ernst.
»Setzen Sie sich mit dem Mann am besten sofort in Verbindung und bringen Sie
ihn zu mir, und zwar so schnell wie möglich. Wir dürfen in diesem Fall keine
Zeit mehr verlieren.«
Als sie sich später mit herzlichem Händedruck
verabschiedet hatten, stand Jenny noch eine Weil am Fenster und sah Paul ins
Auto steigen und wegfahren. ›Ob er wohl etwas für mich empfindet?‹ ,
waren ihre Gedanken. Sie hatte gehofft, zum Abschied von ihm umarmt zu werden,
wenn auch nur freundschaftlich. Die wenigen Männer, zu denen sie eine kurze
Beziehung hatte, wollten nur das Eine . Aber wenn sie sich nicht gleich
zu sexuellen Handlungen bereitfand, war es aus mit der Freundschaft.
Nein, ein vorsichtiges Herantasten an einen sympathischen Mann wie Paul O’Brien
erschien ihr als der richtigere Weg. Vielleicht war er etwas scheu und getraute
sich nicht, ihr seine Gefühle schon so bald zu offenbaren. Sie wünschte sich
nur, dass sie darauf nicht mehr lange warten müsse.
Unterwegs dachte Paul über sein Verhalten Jenny
gegenüber nach. War seine Verabschiedung nicht etwas zu förmlich gewesen? Er
hätte Jenny am liebsten in seine Arme geschlossen. Aber die Erfahrung sagte
ihm, dass das zarte Pflänzchen einer aufkeimenden Liebe sorgfältig gehegt und
gepflegt werden sollte, um es nicht durch eine allzu stürmische Leidenschaft zu
beschädigen. Er musste also ganz behutsam vorgehen um das, was sich jetzt
anzubahnen schien, nicht leichtsinnig aufs Spiel zu setzen.
Jack Packard war zu Hause, als ihn Jenny Symons Anruf
erreichte. Er machte sich sofort auf den Weg zum Redaktionsbüro des Inverness
Report und fuhr mit seiner Gönnerin zum CID, wo sie von Paul O’Brien
bereits erwartet wurden.
Im Vernehmungsraum des ersten Stocks setzten sie sich um
einen runden Tisch und Jack Packard gab nochmals einen detaillierten
Situationsbericht, der sich haargenau mit dem deckte, was er bereits Jenny
Symon geschildert hatte. Paul O’Brien hörte aufmerksam zu und machte sich
eifrig Notizen. Dann sah er Jack Packard kopfschüttelnd an: »Hier wurde ein
teuflischer Plan ausgeheckt. Aber ich versichere Ihnen, dass wir schon bald
wissen, wer dahintersteckt. Wir werden den Täter oder die Täterin kurz über
lang schnappen, darauf können Sie sich verlassen.«
Er wandte sich nun an Jenny Symon: »Könnten Sie nicht
Ihre Zeitung einschalten? Vielleicht gelangen wir über diesen Kanal an Zeugen.
Es ist schließlich denkbar, dass irgendjemand das Geschehen nach dem Unfall
beobachtet hat und gar nicht weiß, wie wichtig seine Aussage für uns ist.«
Jenny überlegte einen Augenblick. »Das wäre immerhin
einen Versuch wert. Ich könnte einen Leseraufruf veröffentlichen. Eine
schlagkräftige Titelseite würde unserer Zeitung vielleicht sogar neue Leser
zuführen.«
Jack Packard bedankte sich für die ihm zugesagte
Unterstützung; Paul und Jenny begleiteten ihn noch bis zum Ausgang. Danach
berieten sie sich über den Text eines Leseraufrufs. Dieser erschien bereits auf
der Titelseite der Morgenausgabe des Inverness Report :
Zeugen
zu dem Unfall bei Aviemore gesucht
Wir
berichteten bereits ausführlich über den Verkehrsunfall in Aviemore, bei dem
eine Frau mit ihren beiden Kindern ums Leben kam. Weder die Polizei noch die
Staatsanwaltschaft haben sich anscheinend mit ganzer Kraft um eine Aufklärung
dieses mysteriösen Vorfalls bemüht. So z.B. existiert nicht einmal eine
Unfallakte. Kaum zu glauben ist es, dass es keinen Zeugen geben soll, der auch
nur den geringsten Hinweis zum Unfallhergang geben könnte. Ist wirklich
niemandem eine Person aufgefallen, die an jenem Sonntag in einem silbergrauen
Rover Streetwise nahe Aviemore unterwegs war? Vertraulich behandelte Hinweise
erbitten wir an die Lokalredaktion dieser Zeitung. J. S.
Nur eine knappe Stunde später erhielt Jenny Symon einen
Telefonanruf, der ihr verdeutlichte, dass sich hier ein ähnliches Problem
entwickeln könnte, wie seinerzeit in Ullapool:
»Miss Symon? Ja? Also hier spricht Henry Forster, ich
bin – wie Sie wohl wissen – der im Fall Packard ermittelnde Staatsanwalt. Ich
habe mich mit ganzer Kraft
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