Ein mörderisches Komplott (German Edition)
der
Westküste der Highlands gäbe es jedenfalls genügend Platz für die Errichtung
solcher Fischfarmen. Die Voraussetzungen wären dort ideal, das Gebiet verfügt
über unzählige, großflächige Lochs mit direktem Zugang zum Meer. Allerdings
werden Sie bei allen im Landesinnern liegenden, reinen Süßerwasser-Lochs nicht
fündig werden; die dortigen Fischereirechte sind nämlich schon seit
Generationen vergeben. Aber verraten Sie mir bitte: Können Lachse auch im
Salzwasser leben?«
»Eine gute Frage, die mir oft gestellt wird. Bei dem
Atlantischen Lachs, die lateinische Bezeichnung lautet Salmo salar ,
handelt es sich um einen sogenannten Wanderfisch . Er schwimmt bald nach
seiner Geburt aus der Süßwasserzone ins offene Meer, wächst heran und kehrt
später zum Laichen wieder in seine Ursprungsgewässer zurück. Diese Fische
müssen sich bei ihrer Wanderung vom Süß- zum Salzwasser und umgekehrt den
unterschiedlichen Salzkonzentrationen anpassen, man nennt das Osmoseregulation .«
»Sie wissen ja wirklich gut Bescheid«, bemerkte Charles
Foreman anerkennend.
Ronald Donaldson freute sich über das Lob und meinte
dann: »Nur, was nützt mir alles Wissen, wenn ich überall auf Unverständnis
stoße. Falls Sie sich aber als Vermittler betätigen könnten, würde das
meine Gesellschaft großzügig honorieren.«
Im weiteren Verlauf des Gesprächs zeigte sich Charles
Foreman an einer Zusammenarbeit mit der Leegaard Society durchaus
interessiert, zumal ihm eine lukrative Provision im Falle eines Zustandekommens
von Nutzungsverträgen mit Gemeinden oder Grundbesitzern winkte. Zum Abschied
tauschten die Männer ihre Visitenkarten aus und Charles Foreman versprach, sich
intensiv um das Aufspüren geeigneter Plätze zu bemühen.
Zu Charles Foremans Bekanntenkreis zählen sowohl Anwälte
und Politiker, als auch Geschäftsleute und Grundbesitzer. Über diese Kontakte
gelang es ihm schon bald, Interessenten für die Errichtung von Fischfarmen zu
finden, nachdem er die Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze in Aussicht
stellte. Die daraufhin einsetzenden, warnenden Proteste der Umweltschützer
ließen ihn allerdings kalt, er wollte sich seinen lukrativen Nebenverdienst von
den ›verrückten Grünen‹ , wie er sie bezeichnete, nicht verderben lassen.
Und weil ihm die Provision mehr einbrachte als sein eigentlicher Beruf, zeigte
er sich einflussreichen Leuten gegenüber nicht kleinlich.
In Ullapool hatten Foremans Empfehlungen, am Loch Broom
eine der größten Fischfarmen Schottlands zu errichten, offene Ohren gefunden.
Alles war bereits gut vorbereitet und bald sollte mit dem Aufbau begonnen
werden. Da erschien in der regionalen Postille The Ross&Cromarty
News ein Artikel der Lokalredakteurin Jenny Symon, durch den seine ganze
Vorarbeit zunichtegemacht werden konnte. Und tatsächlich wurden kurz darauf
überall Stimmen des Protestes laut. Es formierte sich eine Bürgerinitiative,
die zu Hunderten vor das Rathaus strömte und eine sofortige Einstellung des
ganzen Vorhabens verlangte. ›Wir brauchen also noch Zeit‹ , überlegte
Foreman. ›Aber zunächst muss diese Zeitungsschmiererin verschwinden‹.
Tatsächlich hatte er Erfolg mit seinem Drohbrief und dem
Zettel, den er eines Nachts hinter den Scheibenwischer von Jenny Symons Auto
klemmte. Und für ein gutes Trinkgeld fand er zwei Hafenarbeiter, die die
Grobarbeiten erledigten, also alle vier Reifen am Auto der verhassten
Journalistin zerstachen. Er selber wollte keine Hand anlegen, so etwas überließ
er lieber andern. Nun hatte er wenigstens erreicht, dass diese Dame eiligst
Ullapool verließ. Infolgedessen wurde der Bürgerinitiative das Antriebselement
entrissen. Bereits wenige Wochen später begannen die Arbeiter mit dem Aufbau
der Fischfarm, nachdem es einigen Gemeinderäten gelang, ihre Kollegen und die
Bevölkerung von der Notwendigkeit derartiger Lachsaufzuchtanlagen zu
überzeugen. Es gab nun niemand mehr, der die Menschen vom Gegenteil und über
die damit verbundenen Umweltprobleme aufklärte.
Eine Zeit lang lief
alles gut, weitere in Planung befindliche Projekte versprachen Charles Foreman
einen beachtlichen Nebenverdienst. Er erwägte bereits, seinen eigentlichen Job
an den Nagel zu hängen, als ein weiterer Störenfried auftauchte:
Am Ostufer des Loch
Ness, zwischen den winzigen Ansiedlungen Dores und Whitefield, sollte eine noch
größere Fischfarm als in Ullapool entstehen. Auch dieses Projekt war
Weitere Kostenlose Bücher