Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Utensilien dekorierten Schreibtisch sitzen. Sein
mächtiger Körper war in sich zusammengesunken und sein sonst so kräftiger
Schnauzbart hing schlaff unter der Nase herab.
»Gut, dass Sie gekommen sind!«, rief Bayne aus und erhob
sich – ganz gegen seine sonstige Gewohnheit – aus seinem Sessel und streckte
O’Brien die Hand entgegen. »Stellen Sie sich vor: Walter Adams wurde ermordet!
Er wurde gestern Abend in der Picnic Area an der A82 südlich von Fort William
tot aufgefunden. Durch einen Genickschuss regelrecht hingerichtet, einfach
grauenvoll! Anscheinend war er diesem Mordgesellen bereits auf den Fersen
gewesen, aber der ist ihm zuvorgekommen.«
Paul O’Brien war fassungslos. Zwar hatte er Adams, den
Schützling Baynes, nicht besonders geschätzt. Andererseits hatten sie hin und
wieder zusammenarbeiten müssen, was aber völlig problemlos ablief. Jedenfalls
hätte er ihm ein solches Ende nie gewünscht. Er biss sich auf die Unterlippe,
wiegte nachdenklich seinen Kopf und meinte dann:
»Ich denke, Sir, dass wir endlich Scotland Yard
einschalten sollten, ehe der Mörder weiteres Unheil anrichtet. Allein werden
wir da wohl nicht weiterkommen.«
»Sind Sie verrückt geworden? Ausgerechnet Scotland Yard?
Diese arroganten, vermaledeiten Eng ... Oh, verzeihen Sie! Aber die kommen mir
nicht hierher! Damit müssen wir schon alleine fertig werden. Das sind wir Adams
schuldig, war er doch einer meiner besten Leute! Und Sie, O’Brien, übernehmen
den Fall ab sofort wieder! Ihren Urlaub müssen Sie leider abbrechen. Ich hoffe,
Sie sehen die Notwendigkeit dafür ein. Außerdem sind Sie doch ein alter Hase
von Scotland Yard, nicht wahr?« – schmeichelte Bayne jetzt – »Zeigen Sie also,
was Sie dort gelernt haben!«
Nach dem entsetzlichen Mord an Walter Adams fiel es
DSupt Bayne zunächst schwer, den verabscheuten Engländer erneut mit der
Aufklärung der Kopfschussmorde zu beauftragen. Aber nichts fürchtete er
so sehr wie die Presse und es gab für ihn keine Alternative zur
Wiedereinsetzung Paul O’Briens.
Eine Sache beschäftigte DSupt Bayne schon den ganzen Tag.
Um sich nicht zu blamieren, hatte er O’Brien nichts davon erzählt. Wie konnte
nur er, der erfahrene Kriminalbeamte Gordon Bayne, auf einen üblen Trick dieses
Kopfschussmörders hereinfallen? Gestern Abend ertönte plötzlich sein Handy. Er
nahm an, es sei der entführte Police Constable, als der sich im Flüsterton
meldete:
» Hier
Constable Gardner. Hi Chef, nur ganz kurz! Der Typ ist eben ausgestiegen, wohl
mal kurz pinkeln. Ich belauschte soeben ein weiteres Telefonat. Neuerdings soll
die Drogenübergabe auf einem Rastplatz zwischen Ballachulish und Oban
stattfinden, also nicht an der Stelle, die ich zuerst nannte. Die Kerle waren
sich wohl nicht ganz einig gewesen. Er kommt zurück, Ende. «
Warum war er nicht misstrauisch gewesen? Gardner hätte ihn
nie mit ›Hi Chef‹ angesprochen, denn er kannte den Mann gar nicht. Er
hätte also ahnen müssen, dass der Anrufer nichts anderes bewirken wollte, als
dass sich Adams ohne jede Rückendeckung allein in der Picnic Area aufhielt.
Die zu Adams Schutz eingesetzten Polizisten hielten sich
seit dem frühen Abend auf einer nicht einsehbaren Kiesbank am Ufer des Loch
Linnhe versteckt. In bester Absicht hatte Bayne nach diesem Anruf alle Hebel in
Bewegung gesetzt und die Polizeieinheit kurzfristig umdirigieren lassen. Noch
bevor Adams eintraf, war an die kleine Truppe der Befehl ergangen, an der A82
auf ihren Weitertransport zu warten. Kurz darauf waren die Beamten von einem
Mannschaftswagen übernommen und zu dem neuen Einsatzort gebracht worden. Dort
hatten sie solange in Deckung gelegen, bis sie wieder abgezogen wurden. Wie
sich leider zu spät herausstellte, war man einer Falschinformation aufgesessen.
Gordon Bayne war verzweifelt, denn er fühlte sich
mitschuldig an Adams Tod. Hatte er ihn doch angewiesen, das Handy ausgeschaltet
zu lassen. Darum konnte er ihn nicht erreichen und zum Verlassen des Geländes
auffordern. So war der arme Mann seinem Schicksal schutzlos ausgeliefert. Die
Rechnung des Mörders war also in jeder Hinsicht aufgegangen. Es war ihm
gelungen, der Polizei ein Schnippchen zu schlagen und sogar einen aus ihrer
Reihe zu ermorden. Der Mann wurde immer gefährlicher. Nur, was wollte er mit
dieser unsinnigen Tat erreichen? Warum hatte er es auf einen so unbedeutenden
Beamten wie Adams abgesehen? Darauf würde es wohl kaum eine
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