Ein mörderisches Komplott (German Edition)
angezeigte Richtung,
konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Für den Bruchteil einer Sekunde
verspürte etwas Kaltes in seinem Nacken. Das von den schallenden Bässen des
Autoradios übertönte metallische ›Klack‹ vernahm er nicht mehr und sein
Körper sackte leblos in sich zusammen.
Charles Foreman hatte von seinem Versteck aus mit
Befriedigung beobachtet, wie die drei Polizisten von einem Streifenwagen wieder
abgeholt und dann in Richtung Ballachulish weiterfuhren. Eine knappe Stunde
später sah er einen alten Toyota in die Picnic Area hinunterfahren.
Bereits von Weitem leuchtete die Heckscheibe mit dem Schild ›No Drugs – No
Alcohol‹. Adams war also tatsächlich eingetroffen.
In dem Wagen, der stark aufgeblendet an Adams vorbeifuhr,
befand sich niemand anderes als Foreman. Er war überzeugt, dass es nur Adams
sein konnte, der in dem alten Toyota saß und auf seinen Einsatz wartete. Alles
schien nach Plan zu verlaufen, denn der Inspektor war jetzt völlig schutzlos. Foreman
hoffte nun, mit etwas Glück seinen teuflischen Plan zum Abschluss bringen zu
können. Er fuhr weiter und parkte direkt am Ufer des Loch Linnhe. Dort
verharrte er solange, bis ein weiteres Auto von der Straße herunterkam. Dessen
lautes Auspuffgeräusch nutzend pirschte er sich an Adams heran, den
Schussapparat hinter seinen Rücken haltend. Die von lauten Bässen begleitete
Musik aus einem vorbeifahrenden, mit grölenden Jugendlichen besetzten Auto kam
ihm gerade recht.
Die bittere Erkenntnis, soeben selber zum Mörder
geworden zu sein, blieb nicht aus. Noch vor Kurzem hatte er die Kaltblütigkeit
bestaunt, mit der Henrik Jörgensson seine Opfer umbrachte. Doch jetzt stellte
er zu seiner Überraschung fest, wie wenig Skrupel auch er dabei empfunden
hatte, einen Menschen zu töten. Aber schließlich tröstete er sich damit, dass
ihm keine andere Wahl geblieben war.
Foreman schleifte Adams neben den Toyota und hob ihn auf
den Fahrersitz. Dann sah er sich noch einmal um und entdeckte Adams’ Handy; es
war ausgeschaltet. Vermutlich hatte Adams deswegen nichts vom Wechsel des
Übergabeorts erfahren und vergeblich auf die angeblichen Drogenhändler
gewartet. Er war zufrieden. Sein Anruf im CID hatte also Erfolg gehabt und mit
ein wenig Glück war es ihm gelungen, einen möglichen Tatzeugen auszuschalten.
Und nur das zählte.
Hungrig und nassgeschwitzt fuhr Charles Foreman über nur
wenig befahrene Nebenstrecken heimwärts. Zwar quälte ihn doch die Erinnerung an
den gerade begangenen Mord, aber es war nun mal geschehen. Nur durfte er keine
Spuren hinterlassen. Vielmehr musste er sich – für den Fall eines Falles – ein
astreines Alibi verschaffen. Aber als Jurist kannte er alle dafür
erforderlichen Schliche. Außerdem war er davon überzeugt, dass man auch diesen
Mordfall wieder dem mysteriösen Kopfschussmörder anlasten würde. Er amüsierte
sich bei dem Gedanken an die bereits jetzt zum Scheitern verurteilten,
vermutlich aufwändigsten Ermittlungen der schottischen Kriminalgeschichte.
Sofort informierte er Mr Donaldson über seinen jüngsten
Erfolg.
»Wie haben Sie das nur wieder geschafft?«, lobte der
Mann von der Leegaard Society. »Auch in Inverewe am Loch Ewe konnten wir
inzwischen – dank Ihrer Bemühungen – die Lachsfarm in Betrieb nehmen. Unser
dortiges Personal kann den massenhaften Andrang der vielen Besucher kaum
verkraften. Einen Mann wie Sie könnten wir hier in Lillehammer gut gebrauchen!
Falls Sie mal arbeitslos werden sollten« – Foreman vernahm Donaldsons Lachen –
»dann kann ich Ihnen bestimmt einen guten Posten verschaffen. Aber unsere Suche
nach geeigneten Arealen in Schottland ist nun endgültig abgeschlossen. Leider
tauchen immer wieder neue Probleme auf und ich habe allmählich die Nase voll.
Ach übrigens, BBC berichtete über einen grauenvollen Mord am Loch Eil. Besteht
da womöglich ein Zusammenhang mit Ihren Aktivitäten?«
»Gut möglich, aber niemand weiß etwas Genaues. Die
Polizei tappt noch immer im Dunkeln. Infolge meiner Überredungskünste war es
mir allerdings gelungen, die Protestbewegung allein mit wirtschaftlichen
Argumenten aufzulösen«, rühmte sich Foreman. »Ich kam ins Gespräch mit Leuten,
die erst über die Lachsfarm eine neue Existenz fanden, nachdem sie jahrelang
arbeitslos und ohne jegliche Perspektive waren. Möglicherweise hat einer von
ihnen den Anführer der Protestbewegung umgebracht. Das hat der arme Mann nun
davon!«
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