Ein mörderisches Komplott (German Edition)
bis
dahin unbekannten Materie befassen.«
»Aber wie wollen wir an ein solches Gerät drankommen?
Das kann man nicht um die Ecke kaufen.« Bayne schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Vielleicht sollten wir besser auf ein Bolzenschussgerät zurückgreifen, wie es
im Baugewerbe Verwendung findet. So etwas bekommt man in jedem Baumarkt.«
»Diese Dinger sind mir zu unsicher. Nein, wenn schon,
dann kommt nichts anderes als ein Schlachtschussapparat in Betracht, wie er für
die Betäubung von Großvieh unmittelbar vor dem Schlachten eingesetzt wird. Beim
Menschen würde ein Schuss daraus zum sofortigen Tod führen. Ich will versuchen,
ein solches Gerät über eBay zu ersteigern. «
»Nun gut, wenn du meinst. Du hast ja schon einiges übers
Internet gekauft und kennst dich da besser aus als ich. Aber wir dürfen keine
Zeit mehr verlieren!«
»Dann sind wir uns also einig!«, meinte Henry. »Ich
werde mich gleich danach umsehen! Vom Kaufpreis musst du aber die Hälfte
übernehmen. Wenn alles klappt, dann wird Jane McNivens und Harry Colemans letztes
Stündchen geschlagen haben und wir sind beide Zeugen ein und für alle Mal los.«
Noch bis in die Nacht saßen die Komplizen beisammen und
berieten sich über die weitere Vorgehensweise. Schließlich musste alles bis ins
letzte Detail geplant werden. Sollte man nicht besser ein Gewehr mit
Zielfernrohr zum Einsatz bringen? Immer wieder erwogen sie auch diese
Alternative. Allerdings konnte ein Gewehrschuss Nachbarn aufschrecken, außerdem
war er nicht dem Kopfschussmörder anzulasten. Andererseits musste der
Schussapparat dem Opfer unmittelbar auf die Stirn gesetzt werden, was das
größte Problem war. Aber Henry versicherte, dass er schon eine Idee hätte, wie
man das bewerkstelligen könne.
Kapitel 20
Die Tatsache, dass er erneut mit der Aufklärung der Mordfälle
beauftragt wurde, war für Paul O’Brien Grund genug, seinen restlichen Urlaub
abzubrechen und vorzeitig ins CID zurückzukehren. Für heute morgen war er mit
Gordon Bayne wegen einer weiteren, als äußerst dringlich deklarierten
Besprechung verabredet.
Als er pünktlich zum vereinbarten Termin eintraf,
erklärte ihm Baynes Sekretärin Clara Gilroy bereits an der Tür, dass ihr Chef
seit zwei Tagen nicht zum Dienst erschienen wäre. Sie fände dafür keine
plausible Erklärung, denn Bayne hätte sie über seine Dienstreisen stets
informiert.
Da Bayne sich auch am folgenden Tag nicht blicken ließ,
rief O’Brien in dessen Wohnung an, doch wiederum ohne Erfolg. Das kam ihm
seltsam vor, denn es stand im Widerspruch zu den Gepflogenheiten seins
normalerweise äußerst pedantischen Chefs.
Paul O’Brien bat daher DCS Anthony McKenzie, den Mann an
der Spitze des CID, um ein vertrauliches Gespräch. Sir Anthony zeigte sich gern
dazu bereit, nachdem er von der unerklärlichen Abwesenheit Baynes erfuhr.
»Kommen Sie sofort, O’Brien«, sagte er. »Und bringen Sie
Miss Gilroy gleich mit.«
Zu diesem asketischen, hochgewachsenen und stets modisch
gekleideten Endfünfziger mit vollem, grauem Haar hatte Paul O’Brien bislang nur
sporadischen Kontakt. ›Sir Anthony‹ , wie dieser sich gern titulieren
ließ, kümmerte sich weniger um die aktuellen Probleme seiner Behörde, sondern
pflegte lieber Kontakte zu Kollegen in anderen Regionen Schottlands, Englands
und Nordirlands. Er galt als liebenswürdig und feinfühlig und schien eher den
schönen Künsten, als den Aufgaben eines Leiters dieser Behörde zugetan zu sein.
Sir Anthony war schon vor Jahren wegen seiner Dienste für die britische Krone
in den Adelsstand erhoben worden, als er sich erfolgreich mit der Aufdeckung
eines Skandals im Umfeld des britischen Königshauses befasst hatte. Jetzt
erwartet er sehnsüchtig die Berufung als Abgeordneter ins House of Lords (Britisches Oberhaus) , um endlich den Niederungen der Arbeitsroutine im CID
entgehen zu können. Als seinen Nachfolger hatte er bereits DSupt Gordon Bayne
vorgesehen.
Fünf Minuten später saßen Paul O’Brien und Clara Gilroy
auf bequemen Polsterstühlen vor Sir Anthonys gewaltigem, mit den Flaggen
Schottlands und Großbritanniens dekoriertem Schreibtisch. Der oberste Chef des
CID zeigte sich zutiefst besorgt, als ihm Miss Gilroy den Tränen nahe von
Baynes außergewöhnlichem Fernbleiben berichtete.
»Sie dürften Mr Bayne besser als jeder andere kennen,
Miss Gilroy. Wann haben Sie ihn denn zum letzten Mal gesehen? Ist es schon
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