Ein mörderisches Komplott (German Edition)
schellte es an der Haustür. Dann trat sie
ans Fenster und sah durch die Gardinen nach unten. Stand jemand Fremdes vor der
Tür, machte sie nicht auf, denn es könnte jemand von der Zeitung sein. Sollte
sie unterwegs angesprochen werden, dann würde sie um Ausflüchte nicht verlegen
sein. Aber sie war fest entschlossen, keine weiteren Informationen zur
Aufklärung des Unglücks zu geben. Womöglich käme dann noch die Polizei und
stellte weitere Fragen und ihr Verhältnis zu Oliver geriete an die
Öffentlichkeit. Für die Presse wäre das ein gefundenes Fressen und in Gedanken
las sie bereits die Boulevardblätter mit der fett gedruckten Titelzeile: ›Jane
McNiven – sie war die Geliebte des Autogangsters‹ . Doch da geschah etwas
ganz anders:
Jane hatte ihren freien Tag und langweilte sich. Zum Abend
erwartete sie Matthew von einer längeren Reise zurück. Eigentlich legte sie
keinen besonderen Wert mehr auf sein Kommen. Inzwischen war es ihr egal, was er
unterwegs so trieb. Sie war auch nicht mehr auf ihn angewiesen, denn sie hatte
ja ihren Job und kam auch finanziell ganz gut zurecht. Matthew pflegte einen
Koffer voll schmutziger Wäsche mitzubringen, die er frisch gewaschen und
gebügelt für seine nächste Tour zurückhaben wollte. Ansonsten legte er Wert auf
gutes Essen und pflegte viel zu schlafen, wenn er nicht gerade am PC saß.
Inzwischen war in ihr der Plan zu einer endgültigen Trennung von diesem
egoistischen Weiberhelden gereift.
Zu Janes Freude kam Grace Baird auf einen Sprung vorbei.
Sie lud ihre Freundin zu einer Tasse Tee ein. Auch Grace hatte heute dienstfrei
und so verbrachten beide Frauen die Zeit mit einem ausgiebigen Tratsch über
alles Mögliche. Jane erwähnte dabei ihr Gespräch mit der Redaktion des Inverness
Report und dass sie zu weiteren Aussagen nicht bereit sei, falls man sie
befragen sollte. Grace missbilligte diese Verhaltensweise, denn es sei eine
Bürgerpflicht, alles für die Ermittlung dieses unfallflüchtigen Verkehrsrowdys
zu tun. Aber Jane blieb bei ihrer starren Haltung.
Gerade als Jane zur Toilette gegangen war, läutete das
Telefon. Grace nahm den Hörer ab und rief laut: »Jane, eine Frau von der
Zeitung ist dran, beeile dich!«.
J ane eilte zurück und warf ihrer Freundin wütende Blicke
zu. Doch Grace drückte ihr den Hörer in die Hand. Nun konnte sich Jane nicht
mehr verleugnen. Die Lokalredakteurin Jenny Symon sagte erfreut:
»Endlich erreiche ich Sie, habe es schon tagelang
versucht. Sie waren wohl verreist?«
»Nein, ich war eine Weile krank und konnte nicht
telefonieren«, log Jane. »Aber jetzt geht es wieder.«
»Dann hoffe ich, dass Sie uns weiter unterstützen. Wären
Sie wohl bereit, morgen Vormittag in die Redaktion des Inverness Report zu kommen, um uns bei der Erstellung eines Phantombildes behilflich zu sein?«
Jane zögerte einen Augenblick. ›Warum eigentlich
nicht‹ , dachte sie. ›Ich denke mir irgendein Phantasiegesicht aus und
werde von denen dann in Ruhe gelassen‹. »Wo soll denn das gemacht werden?
Ich will nämlich mit der Polizei nichts zu tun haben, ich hatte Ihnen ja
neulich bereits alles gesagt, was ich weiß.«
»Seien Sie ganz unbesorgt, Mrs McNiven. Wir beide fahren
zum CID, das ist das Criminal Investigation Department. Dort bringe ich Sie zu
einem Herrn, der sich auf die Herstellung von Phantombildern spezialisiert hat.
Anschließend lade ich Sie zu einer Tasse Kaffee ein, danach begleite ich Sie
bis zur Bushaltestelle.«
»Na gut. Und wann soll ich kommen? Ich besitze nämlich
kein Auto.«
»Das habe ich vermutet. Könnten Sie den Bus nehmen, der
um 9:31 Uhr bei Ihnen wegfährt und um 10:25 Uhr hier eintrifft?«
»Kein Problem, mit dem fahre ich auch, wenn ich in
Inverness zu tun habe. Und wo erwarten Sie mich?«
Jenny nannte ihr die Haltestelle. »Sie können mich nicht
übersehen. Ich werde die neueste Ausgabe des Inverness Report in der
rechten Hand hochhalten.«
Grace hatte alles mit angehört. Jane hatte ihr später
erklärt, worum es ging und dass sie nichts als ihre Ruhe vor den Zeitungsleuten
haben wolle.
Bald nachdem Grace gegangen war, klingelte es an der
Haustür und Jane dachte schon, es wäre Matthew, der wieder einmal seinen
Hausschlüssel verkramt hätte. Jedoch als sie nach unten sah, stand dort ein ihr
unbekannter Mann mit dunkelgrauem vollem Haar, der erwartungsvoll zu ihrem
Fenster hochschaute. Nur wenige Meter neben ihm stand
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