Ein mörderisches Komplott (German Edition)
fühlte. Sie wollte noch um
Hilfe rufen, aber der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. ›Lieber Gott,
steh mir bei!‹ , betete sie im Stillen. Den Schuss hörte sie nicht mehr und
brach leblos auf dem Teppichboden zusammen.
Henry Forster hatte sich zu diesem Überraschungsbesuch
entschlossen. Zunächst hatte er gar nicht beabsichtigt, sie umzubringen; er
hätte ihr sogar ein Schweigegeld angeboten. Aber konnte er denn wissen, über
welche Interna sie noch verfügte? Vielleicht hatte Gordon ihr sogar erzählt,
wem der Rover gehörte. Nein, das Risiko war viel zu groß, sie am Leben zu
lassen. Er legte seine Visitenkarte auf den Tisch, nachdem er davon seine
Fingerabdrücke abgewischt hatte. Für die Herstellung dieser Karte pflegte er
einen speziellen Glanzkarton zu verwenden, von dem sich verräterische Spuren
leicht entfernen ließen. Die Polizei würde eine Weile damit zu tun haben, um
einen Staatsanwalt Goldman in Edinburgh ausfindig zu machen. Dieser Vorsprung würde
ihm genügen.
Mit Jane McNiven hätte auch er sich gern eingelassen.
Ihr leichter Silberblick hatte etwas seltsam Verführerisches an sich. Auch ihre
kleine Stupsnase verlieh ihr eine erotische Ausstrahlung, von der er sich
gleich angezogen fühlte. Und auf junge Frauen mit langen Haaren stand er schon
immer. Doch soeben musste er eine Aufgabe erfüllen, ganz im Sinne Gordons. Es
ging nur noch darum, die eigene Haut zu retten. Daher durfte er keine Gedanken
an nebensächliche Dinge verschwenden.
Henry Forster versteckte den Schussapparat wieder unter
seinem Mantel. Darauf achtend, niemandem zu begegnen, ließ er das Haus hinter
sich.
Im Auto nahm er erleichtert die graue Perücke wieder ab,
die er sich eigens für diesen Zweck zugelegt hatte. Seine Glatze hätte ihn
sonst verraten.
Kapitel 23
Paul O’Brien und eine Gruppe von Experten waren jetzt mit
der Aufklärung des Mordes an Gordon Bayne vollbeschäftigt.
»Die Öffentlichkeit erwartet von uns, dass wir diesen
skrupellosen Verbrecher bald hinter Schloss und Riegel bringen«, forderte Sir
Anthony McKenzie immer wieder. »Setzen Sie alle Hebel in Bewegung, O’Brien, Sie
erhalten von mir jede nur erdenkliche Vollmacht – auch zur Durchführung
ungewöhnlicher Maßnahmen.«
Paul O’Brien wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand.
Schon seit Tagen hatte er sich nicht mehr mit Jenny treffen können und sogar
das letzte Wochenende im Büro zugebracht. Umso erfreuter war er, als ihn ihr
Anruf erreichte, gerade als er in der Kantine beim Mittagessen saß.
»Bitte kommen Sie heute Abend, bat Jenny. »Ich habe eine
Überraschung für Sie!«
Er konnte es kaum erwarten, Jenny wiederzusehen. Als er zur
Tür hereinkam, fiel sie ihm spontan um den Hals. Zunächst wusste er nicht, wie
ihm geschah, aber als er ihren warmen Körper spürte und sich ihre vollen Brüste
an ihn pressten, überfiel ihn ein noch nie gekanntes Verlangen. Er suchte ihre
Lippen und küsste sie. Und Jenny erwiderte seine Küsse mit der gleichen
Leidenschaft. Paul umgriff ihr Gesäß und drückte seine Oberschenkel zwischen ihre
Beine, die sie weit öffnete und ihn dadurch ihre Bereitschaft zu einer intimen
Vereinigung mit ihm erkennen ließ.
Als sie sich schließlich voneinander lösten, strahlte
sie ihn an: »Endlich hast du mich geküsst, Paul! Ich hatte schon lange darauf
gewartet. Ich weiß nicht, was da eben in mich gefahren ist, aber als du vor der
Tür standest, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Die Tage ohne dich waren
grausam. Du verzeihst mir hoffentlich, dass ich mich soeben wie ein kleines,
dummes Mädchen benahm?«
Paul strahlte vor Freude und hob Jennys Kinn an.
Erstmals bemerkte er ihre graugrünen Augen, die in einem wunderbaren Kontrast
zu ihrem rotblonden Haar und ihrem zarten Teint standen. Erneut küsste er sie.
Dann sah er sie nachdenklich an und sagte: »Soeben wurde mir klar, was mir
bislang fehlte. Eine Freundschaft allein ist doch nicht alles, es gehört noch
etwas mehr dazu. Als ich deinen Körper so ganz dicht an mir fühlte, wurde mir
bewusst, wie sehr ich dich begehre. Nur mochte ich mir das bislang nicht eingestehen.
Ich dachte schon, ich sei für weibliche Reize unempfänglich.«
Beide mussten über dieses Eingeständnis lachen. Jenny
nahm Paul an der Hand und zog ihn in das Wohnzimmer. Paul fragte schmunzelnd:
»War das eben vielleicht die tolle Überraschung, wovon du heute Mittag
sprachst?«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Das
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