Ein mörderisches Komplott (German Edition)
ein silbergrauer Rover
des gleichen Typs, den Oliver Robinson fuhr. ›Merkwürdig‹ , dachte sie, ›was
mag der wollen? Ob das ein Freund von Oliver ist?‹ Sie überlegte, ob sie
den Fremden einlassen sollte. ›Vielleicht hat er für mich eine Botschaft von
Oliver? Ob der Rover wohl ihm gehört? Komisch, dann besitzt er das gleiche
Modell‹. Sie musste wieder an den Vormittag denken, wo sie durch Oliver in
höchste Ekstase versetzt worden war. Sie überlegte eine Weile, aber als es
erneut läutete, betätigte sie den Türöffner.
Kurz darauf stand der Mann vor ihr. Sie mochte keine
dürren Männer wie diesen, dessen Gesicht außerdem von einer unförmigen, dicken
Nase beherrscht wurde. Der Fremde reichte ihr die Hand, in die sie nur
zögerlich einschlug. Dann übergab er ihr seine Visitenkarte. Verwundert las
sie:
Dr. Gregor Goldman
Public Prosecutor
14 Abercromby Place
Edinburgh, Scotland
Der Mann sah sie zwar verlegen, aber durchaus freundlich
an:
»Sie sind doch Mrs Jane McNiven – oder?«
»Ja, natürlich! Was verschafft mir die Ehre?« Sie
schaute wieder auf die Karte. »Oh, ein Staatsanwalt!«
»Nur keine Bange! Darf ich kurz eintreten? Es dauert
bestimmt nicht lange.« Ohne Janes Zustimmung abzuwarten, trat er ein.
Jane ließ zwar nur ungern Fremde in ihre Wohnung, aber
in diesem Fall erwartete sie eine Nachricht von Oliver Robinson. Sie fragte:
»Möchten Sie ablegen?« Dabei sah sie missbilligend auf Dr. Goldmans schwarzen
und viel zu weiten Mantel, der gar nicht zu seiner sonstigen Erscheinung
passte.
»Nein, nur keine Umstände. Aber vielleicht sollten wir
uns kurz zusammensetzen, denn ich habe ein paar Fragen an Sie.«
»Da bin ich aber neugierig.« Jane bot ihm einen Stuhl
an, und setzte sich ebenfalls. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
Dr. Goldman musterte Jane und rieb seine dicke Nase
zwischen Daumen und Zeigefinger. »Sie hatten sich an den Inverness Report gewandt, weil sie etwas über den Vorfall in Aviemore – äh, Sie wissen schon –
aussagen wollten. Diese Zeitungsmenschen hatten über die Staatsanwaltschaft
Inverness Unwahrheiten verbreitet und ich wurde darum gebeten – gewissermaßen
als unparteiischer Kollege – Klarheit in die Anschuldigungen zu bringen. Bei dieser
Gelegenheit erfuhr ich, dass Sie sich als Zeugin zur Verfügung stellen wollten.
Ist dem so?«
Jane fühlte Ärger in sich aufsteigen, denn man hatte ihr
strengste Vertraulichkeit zugesichert. »Ja, aber wodurch erhielten Sie Kenntnis
von meinem Anruf bei der Zeitung? Und was habe ich mit der Staatsanwaltschaft
zu schaffen?« Argwöhnisch schaute sie den Mann an.
»Dazu darf ich Ihnen nichts sagen, mein Informant
genießt Vertrauensschutz. Ich möchte Sie nur fragen: Was hatten Sie an jenem
Sonntag beobachtet?«
›Gut, dass ich mich auf solche Fragen vorbereitet habe‹ , dachte Jane. Sie brauchte nicht lange zu überlegen und
erwiderte: »Ich ging die Straße entlang, als mir ein Auto entgegenkam, das von
einem Kerl mit schwarzem Vollbart gefahren wurde. Der Typ raste wie ein Irrer
an mir vorbei und hätte mich beinahe gestreift.«
»Was war das für ein Fahrzeug?«, fragte Dr. Goldman.
»Und welche Farbe hatte es?«
»Ich kenne mich mit Autos nicht besonders gut aus, habe
selber keins. Ich glaube, die Farbe war beige. Jedenfalls war es ein helles
Auto. An mehr erinnere ich mich nicht.«
»Na, das ist ja schon eine ganze Menge«, lobte Dr.
Goldman. »Ja, das wär’s schon!« Er erhob sich. »Ach, darf ich mal bei Ihnen
austreten?«
Jane zeigte ihm den Weg zum Badezimmer und setzte sich
wieder. Es wunderte sie einerseits, dass die Befragung von so kurzer Dauer war,
andererseits fühlte sie sich nun erleichtert.
Nach einer Weile vernahm sie das Rauschen der
Toilettenspülung, danach das Schließen der Badezimmertür und die sich nähernden
Schritte des ungebetenen Besuchers. Sie wollte sich gerade erheben, um ihn
hinauszubegleiten, als Dr. Goldmann vor sie trat. ›Was will er von mir‹ ,
dachte sie und bekam es jetzt mit der Angst zu tun. Mit seltsam funkelnden
Augen blickte Dr. Goldman auf sie herab und seine gewaltige Nase schien sich
bedrohlich auf sie zu richten. Er öffnete seinen Mantel und Jane sah mit
Erstaunen, wie er einen unter dem Arm geklemmten, rohrartigen Gegenstand
hervorzog. Es ging alles so rasch und Jane erstarrte vor Schreck, als sie
plötzlich ein kühles Metallrohr auf ihrer Stirn
Weitere Kostenlose Bücher