Ein Moment fürs Leben. Roman
wieder«, murmelte er und küsste mich noch intensiver.
Und obwohl meine Gefühle protestierten und ich wegen meiner Liebe zu Blake innerlich mit mir haderte, reagierte mein Körper auf Don, ob ich wollte oder nicht, und ich verlor mich erneut in seiner Zärtlichkeit.
Er schnarchte nicht. Er schlief so ruhig, dass ich kaum merkte, dass er da war. Seine Haut war warm, nicht heiß wie die von Blake. Er blieb auf seiner Seite des Betts, kein Fuß, kein Knie mogelte sich über die Mittellinie. Seine Haut roch nach Marshmallows und schmeckte salzig vom Schweiß. Und obwohl ich dalag und überlegte, was ich noch in meinen halbvollen Koffer packen wollte, der zwischen unseren auf dem Boden verstreuten Kleidern stand, und mir ausmalte, was ich tun und sagen würde, wenn ich Blake wiedersah, tastete ich unter seinem warmen Laken nach seiner Hand, und er schloss sie um meine. So hielten wir uns an den Händen, und kurz darauf schlief ich ein. Irgendwann klopfte mein Leben an – das heißt, in meinem besonderen Fall öffnete es mit seinem eigenen Schlüssel die Wohnungstür.
Kapitel 19
Ich erwachte vom Scheppern des Schlüssels, der auf der Küchentheke landete. Neben mir zuckte Don heftig zusammen, erschrocken, wahrscheinlich desorientiert, setzte sich auf und machte sich zur Verteidigung bereit.
»Alles okay«, beruhigte ich ihn verschlafen. »Ist nur er.«
»Wer?«, fragte Don alarmiert, als hätte ich ihm einen Lover verheimlicht – was ja eigentlich auch stimmte –, nur würde der nicht mit seinem eigenen Schlüssel in meine Wohnung poltern und dabei den »Earthsong« von Michael Jackson trällern.
»Mein Leben«, erklärte ich und versuchte, mit geschlossenem Mund zu sprechen, weil ich ihm meinen Morgenatem nicht ins Gesicht hauchen wollte. Dann lächelte ich ihn entschuldigend an. Wobei sich die Entschuldigung auf mein Leben bezog, nicht auf meinen Atem.
»Um sechs Uhr früh?« Er schaute auf seine Uhr.
»Er ist rund um die Uhr aktiv.«
»Stimmt.« Er lächelte. »Natürlich. Meinst du, er hat etwas dagegen?«
Plötzlich hatte mein Leben aufgehört zu singen, und auch das Rascheln seiner Plastiktüten war verstummt.
»Höre ich da Stimmen?«, fragte mein Leben im Singsangton. »Höre ich die Stimme eines
Mannes
in Lucys Bettchen?«
Ich verdrehte die Augen und versteckte mich schnell unter der Decke. Don kicherte und wahrte den Anstand, indem er das Laken über die Taille hochzog.
»Oh, Luuuucy«, säuselte mein Leben, und seine Stimme wurde lauter, weil er näher kam. »Warst du etwa ein ungezogenes Mädchen? Hey, du bist das also«, stellte er fest, als er am Fußende des Bettes angekommen war. »Jawohl!«
Ich musste lachen, denn es klang wie ein Jubelruf.
»Ich nehme das mal als Zustimmung«, sagte Don.
»Zustimmung? Aber selbstverständlich. Kriegt sie jetzt die Teppichreinigung womöglich umsonst? Denn wenn es so ist, dann ist dein Plan aufgegangen, Lucy. Sie hätten sehen sollen, was sie mit dem Fensterputzer angestellt hat.«
Ich kam unter der Decke hervor. »Ich hab nicht mit ihm geschlafen, um für den Teppich zu bezahlen«, rief ich beleidigt und wandte mich dann Don zu. »Obwohl es eine echt nette Geste wäre, Don.«
Don lachte, und mein Leben setzte sich auf die Bettkante. Ich schubste ihn weg, und er machte sich ohne Gegenwehr davon, kam aber kurz darauf mit einem Tablett zurück, das er auf Dons Schoß ablud. »Ich wusste nicht, ob Sie Orangenmarmelade oder normale Marmelade oder Honig mögen, also hab ich alles drei mitgebracht.«
»Und ich?«
»Du kannst dir selbst was holen.«
Don lachte. »Das ist toll. Machen Sie das für alle Männer von Lucy?«
Mein Leben machte es sich auf dem Fußende des Betts bequem. »Don, es gibt nicht genug Brot auf der Welt, um alle Liebhaber von Lucy durchzufüttern.«
Wieder lachte Don.
»Es stört dich also nicht, dass er da ist?«, fragte ich ihn überrascht.
»Er ist ein Teil von dir, oder nicht?«, meinte Don und gab mir die Hälfte von seinem Toast ab.
Mein Leben sah mich an und zog die Augenbrauen hoch. Ich hätte ihn gern weggeschickt, und ich wollte auch, dass Don verschwand, ganz egal, wie süß und wundervoll er sein mochte. Schließlich musste ich zu Blake und ihm meine wiederentdeckte Liebe gestehen.
»Du siehst ganz schön zerknautscht aus«, sagte mein Leben zu mir und kaute auf seinem Toast herum. Dann warf er Don einen »Wir-verstehen-uns«-Blick zu. »Sie denken bestimmt,
beschissen
wäre zutreffender, stimmt’s?
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