Ein Moment fürs Leben. Roman
Leben.«
Ich stöhnte. »Das ist aber ein sehr ernsthaftes Bettgesprächsthema.«
»Ach, ich meine doch bloß den Typen, der vorhin hier war. Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich für dich
interessiere
?«
»Ach was«, gab ich lachend zurück. »Ich bin sicher, dass es dir nur um meinen Körper geht.«
»Richtig.« Er rückte näher.
»Was weißt du denn über das Thema?«
»Nur dass man kontaktiert wird, und dann trifft man sich und muss was verändern. Ich hab ein Interview mit einer Frau gelesen, in einer Zeitschrift beim Zahnarzt.«
»Hatte die Frau eine total überstylte Föhnfrisur und stand neben einer Schale mit Zitronen und Limetten?«
Er lachte. »An die Details erinnere ich mich nicht mehr. Aber nach dem Treffen war sie jedenfalls glücklich, so viel weiß ich noch.« Er musterte mich aufmerksam, und ich wartete, dass er mich wie alle anderen auch fragen würde, ob ich unglücklich war. Aber er tat es nicht – vielleicht, weil er merkte, dass ich neben ihm steif wie ein Bügelbrett geworden war. »Ich bin noch nie jemandem begegnet, der sich tatsächlich mit seinem Leben getroffen hat. Du bist die Allererste.«
»Da bin ich aber stolz.«
»Na ja, stolz oder nicht, du solltest dich jedenfalls deswegen nicht schämen.«
Ich schwieg.
»Ist es dir peinlich?«
»Erzähl mir bitte einen Furzwitz oder so. Dieses Thema ist mir echt zu ernsthaft.«
»Ich setz sogar noch einen drauf.« Ich spürte, wie er sich neben mir bewegte, dann stieg mir ein ekelhafter Gestank in die Nase.
Trotzdem fing ich an zu kichern. »Danke sehr.«
»Für dich tu ich doch alles.« Er küsste mich auf die Stirn.
»Sehr aufmerksam von dir. Jetzt sind wir praktisch verheiratet.«
»Wenn wir verheiratet wären, hätte ich’s dir rübergewedelt.«
Obwohl ich das ekelhaft fand, musste ich wieder lachen. Ich genoss seine Nähe, ich genoss die Behaglichkeit, aber ich machte mir auch Sorgen. Es war lange her, seit ich das letzte Mal mit einem attraktiven Mann im Bett gewesen war. Es war lange her, dass ich überhaupt mit einem Mann im Bett gewesen war – diesem Börsenmakler vor zehn Monaten, der meine Titten gut fand –, aber dass ich mich mit einem attraktiven Mann wohlgefühlt hatte, war noch viel länger her. Und ich hatte noch nie einen Mann in meine Wohnung gelassen. Don hatte meine Welt gesehen, er hatte mein Schneckenhaus betreten, das ich ausschließlich für mich gebaut hatte, und obwohl ich jede Sekunde mit ihm genossen und kein einziges Mal an Blake gedacht hatte, wollte ich jetzt, wo er mich so anschaute, mit diesen Augen, die viel besser auf mein Handy-Display passten, nur noch, dass er verschwand. Ich glaubte, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Auf einmal wurde die Erkenntnis von vorhin wieder lebendig – es war ja nur ein paar Stunden her, dass ich meine wahren Gefühle für Blake wiederentdeckt hatte. Ich dachte an Jenna, die Schlampe aus Australien, und fragte mich, ob die beiden wohl auch so beieinanderlagen, nackt und zusammengekuschelt, und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Don behutsam.
»Ja.« Widerwillig erwachte ich aus meiner Grübelei. Ich wollte allein sein, aber es war dunkel, zehn Uhr an einem Sonntagabend, und ich hatte keine Ahnung, ob Don vorhatte zu bleiben oder ob er gleich aus dem Bett springen und mir für den netten Abend danken würde.
»Hast du vorhin nicht gesagt, dass du zu spät dran bist für einen Termin?«, fragte ich.
»Nein, das ist okay, es war kein wichtiger Termin.«
»Ich würde es dir jedenfalls nicht übelnehmen«, beteuerte ich ihm. »Wenn du noch was zu erledigen hast, dann kannst du ruhig gehen.«
»Ich sollte zum Essen zu meinen Eltern kommen, aber du hast mir echt einen Gefallen getan. Sex mit einer Fremden ist natürlich viel wichtiger.«
Ich überlegte, wie ich ihn loswerden konnte, ohne grob zu werden. Sonst reichte es doch eigentlich immer, wenn man sich wünschte, dass ein Mann blieb.
»Worüber hast du vorhin nachgedacht?«
»Wann?«
»Du weißt doch, wann.«
Ich antwortete nicht.
»Ich hab dich verloren, du bist einfach weggedriftet«, sagte er zärtlich und strich mir mit hypnotisch langsamen, unglaublich entspannenden Bewegungen über die Haare. Ich musste mich anstrengen, die Augen offen zu halten. »Gerade noch warst du da, und dann warst du auf einmal weg.« Er redete so sanft, so melodiös, dass ich auf einmal wieder zu ihm zurückkam. Er rückte näher und küsste mich. »Ah, da bist du ja
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