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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Das ist okay, wir wissen Bescheid, Lucy ist einfach kein Morgenmensch. Sogar nach ein Uhr mittags ist sie manchmal noch ein bisschen schwierig.«
    Aber Don lachte nur. »Ich finde sie wunderschön«, sagte er und gab mir noch ein bisschen Toast.
    Mir war das alles peinlich. Mein Leben erwiderte nichts auf Dons Bemerkung, sondern schaute mich nur aufmerksam an.
    »Danke«, sagte ich leise und nahm den Toast, aber mir war der Appetit gründlich vergangen. Don machte alles richtig, aber genau zur falschen Zeit. Je netter er war, desto unbehaglicher fühlte ich mich.
    »Bedeutet das denn nun, dass unser kleiner Ausflug abgesagt ist?«, fragte mein Leben. Offenbar hatte er meine Stimmung gespürt und legte den Finger prompt in die offene Wunde.
    »Nein«, antwortete ich unbeholfen und ärgerlich, weil er das Thema in Dons Gegenwart ansprach. »Kannst du uns bitte wieder allein lassen?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete er trotzig.
    »Wenn du uns nicht allein lässt, wirst du es bereuen.«
    »Drohst du mir etwa?«
    »Ja.«
    Er biss in seinen Toast, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    »Na gut«, sagte ich, warf die Decke weg und marschierte splitterfasernackt ins Bad, während mein Leben an seinem Toast halb erstickte und Don johlte wie ein Teenager.
     
     
    Dann stand ich im hellerleuchteten Badezimmer unter der Dusche. Dass mein Leben und mein One-Night-Stand zusammen da draußen saßen, gefiel mir überhaupt nicht, und am liebsten wäre ich ewig unter dem Wasserstrahl geblieben. Meine Fingerspitzen waren schon ganz schrumpelig und das Bad so voller Dampf, dass ich kaum die Tür sehen konnte, aber ich war unfähig, mich zu rühren. Ich konnte Don nicht gegenübertreten und wünschte mir, das Wasser würde mein schlechtes Gewissen wegwaschen, samt der Verwirrung über meine Gefühle für Blake, die das, was ich in der vergangenen Nacht empfunden hatte, auf einmal so unwichtig erscheinen ließen. Als ich mich zum dritten Mal einseifte, hatte ich einen Gedanken: Was machte mich denn so sicher, dass Don mehr von mir wollte? Womöglich war er mit dem One-Night-Stand ganz zufrieden. Das gab mir Hoffnung, und ich stellte mutig das Wasser ab. Draußen war es still. Ich kletterte aus der Badewanne. Jetzt hörte ich wieder Stimmen, ein gedämpftes Murmeln, aber ich konnte kein Wort verstehen. Ich wischte das Kondenswasser vom Spiegel und starrte in mein rotes, fleckiges Gesicht.
    Und seufzte.
    »Komm schon, Lucy«, flüsterte ich mir zu, »bring’s hinter dich, du willst zu Blake.«
    Aber selbst bei diesem Gedanken spürte ich ein leises Grauen. Wieder einmal gefiel mir mein momentaner Zustand nicht, aber ich hatte keine Ahnung, was ich stattdessen wollte, und mir fehlte jede Orientierung. Als ich – vollständig bekleidet – in die Küche trat, verstummten die beiden Männer, die nebeneinander an der Theke saßen, Kaffee tranken und ein Omelett vertilgten. Sie schauten mich an – Dons Augen wanderten zärtlich über mich hinweg, mein Leben musterte mich durchdringend vom Scheitel bis zur Sohle, schien aber nicht sonderlich beeindruckt. MrPan schaute von seinem Schuhlager am Fenster auf, und auch er starrte mich an, als wüsste er Bescheid über alle meine Missetaten, genau wie ich ihn anstarrte, wenn er auf die Post gepisst hatte.
    »Hm, ihr habt offensichtlich über mich geredet«, sagte ich und ging zum Wasserkocher.
    »Ich bin dein Leben, und er hat gerade mit dir geschlafen, worüber sollten wir denn wohl sonst reden? Er hat dir übrigens vier von zehn Punkten gegeben.«
    »Hör nicht auf ihn.«
    »Das mach ich nie.«
    »In der Kanne ist noch Kaffee«, sagte mein Leben.
    »Du lässt mir Kaffee übrig, aber du machst mir kein Frühstück?«, fragte ich mein Leben.
    »Ich hab kein Frühstück gemacht.«
    »Oh.« Ich sah Don an.
    »Dein Omelett ist im Ofen«, sagte er. »Damit es warm bleibt.«
    »Oh. Danke.« Wenn er mich wirklich nicht wiedersehen sollte, war das ein eher ungewöhnliches Verhalten. Aber ich hatte noch Hoffnung. Ziemlich unsicher öffnete ich die Backofentür.
    »Vorsicht, heiß!«, warnte Don, aber bis mein Hirn seine Botschaft entziffert hatte, war es leider schon zu spät. Meine Hand klebte am Teller. Ich kreischte, Don sprang von seinem Hocker und packte meine Hand.
    »Lass mal sehen«, rief er mit besorgter Stimme und besorgtem Gesicht. Einen Moment lenkte mich sein Gesicht sogar von dem Schmerz ab, und ich merkte, wie schön es war, so betroffen und fürsorglich. Aber dann gewann der Schmerz die

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