Ein Moment fürs Leben. Roman
Leben lachte laut und klatschte Beifall. »Sehr gut getroffen. Stimmt doch, Lucy, oder nicht?«
Ich funkelte ihn wütend an.
»Der Mann ist ihr Exfreund«, erklärte mein Leben, worauf Donal sofort aufhörte zu lächeln und ein besorgtes Gesicht machte.
»Oh, tut mir leid, ich hätte lieber nichts sagen sollen.«
»Ach, keine Sorge«, beruhigte mein Leben ihn und winkte großzügig ab. »Oder wie Blake sagen würde: ›Nichts, was sich zu wissen lohnt, kann gelehrt werden‹.«
Donal fing an zu lachen, aber mir zuliebe unterdrückte er es und hustete stattdessen.
»Wir können uns ja morgen über unsere große Reise unterhalten. Aber jetzt gib dem armen Mann doch endlich dein Telefon, er muss seinen Vater anrufen.«
»Mein Akku ist fast leer«, entgegnete ich.
Mein Leben sah mich streng an und wiederholte warnend: »Lucy, gib dem Mann dein Telefon.«
»Ak-ku le-heer«, sagte ich bedeutungsvoll. Warum verstand er meine Andeutung denn nicht?
»Na gut, du zwingst mich dazu.« Er wandte sich an Donal. »Donal, ich bin kein Freund von Lucy. Ich bin Lucys Leben. Ich habe mit ihr Kontakt aufgenommen, weil ich ihr helfen wollte, das Chaos, das sie angerichtet hat, wieder auf die Reihe zu kriegen. Sie haben bei ihrem Teppich wunderbare Arbeit geleistet. Ich verbringe Zeit mit Lucy, weil sie mich braucht, obwohl ich in diesem Augenblick schwer überlege, ob eine medikamentöse Behandlung nicht doch der aussichtsreichste Weg wäre.«
Ich war sprachlos.
»Das mit dem Akku war gelogen«, rechtfertigte er sich.
Ich machte den Mund auf und zu, aber es kam kein Ton heraus. Schließlich griff ich in die Tasche und überreichte Donal widerwillig mein Handy.
»Ich bring dich zur Tür«, sagte ich dann zu meinem Leben, und als wir den kurzen Weg zurückgelegt hatten und Donal außer Hörweite war, fügte ich leise hinzu: »Ich dachte, du kannst das als Spesen abrechnen. Ich hab nicht mal genug Geld für meine eigene Rechnung, geschweige denn für die Telefonate von anderen Leuten.«
»Ich gebe dir die fünfzig Cent«, sagte mein Leben und grinste mich frech an, wobei er seine neuerdings leuchtend weißen Zähne entblößte. Dann ging er den Flur hinunter. Als ich mich umwandte, sah Donal mich so entsetzt an, als hätte er einen Geist gesehen.
»Was ist los?«, fragte ich. »Was ist denn passiert?«
»Woher haben Sie dieses Foto?« Er hielt mir das Telefon hin und zeigte mir Don Lockwoods Augen auf meinem Bildschirmschoner.
»Der Mann, dem die Augen gehören, hat es mir geschickt«, antwortete ich verwirrt. »Warum?«
Man sah förmlich, wie ihm ein Licht aufging. »Weil das meine Augen sind.«
Kapitel 18
»Wie bitte?« Ich lehnte mich an die Tür, und verschiedene Erklärungsmöglichkeiten huschten mir durch den Kopf. Aber ein Gefühl zog sich durch alle Szenarios, nämlich Wut. Okay, ich kannte Don Lockwood nicht, er war eine falsche Verbindung, aber ich war immer ehrlich mit ihm gewesen, obwohl ich mit niemandem sonst ehrlich gewesen war – einschließlich mir selbst –, und das mindestens die letzten zwei Jahre, vielleicht mein ganzes Leben. Deshalb tat es besonders weh, dass er mich reingelegt hatte. »Warum sollte er ein Foto von Ihren Augen machen und es mir schicken?«
Er grinste breit und lachte über einen Witz, den ich nicht verstand. »Nein,
ich
hab das Foto gemacht.
Ich
hab es dir geschickt. Lucy, ich bin Don.«
»Nein, das sind Sie nicht, Sie sind Donal, das steht auf Ihrem Hemd.« Und ein Hemd konnte nicht lügen, es war ja nur ein Hemd.
»Das hat meine Mutter eingestickt. Sie ist die Einzige, die mich Donal nennt. Lucy …« Er sprach meinen Namen sehr betont aus und lächelte immer noch. »
Natürlich
, du bist eine echte Lucy.«
Ich starrte ihn an, mit offenem Mund wie ein Fisch an Land, und während ich mich noch bemühte, mir einen Reim auf alles zu machen, nahm er seine Kappe ab, wuschelte sich leicht verlegen durch die Haare und sah mich an. Und da – peng – erkannte ich seine Augen. Die Erkenntnis traf mich körperlich, mein Kopf wurde nach hinten gerissen, als hätte mir jemand einen Kinnhaken verpasst. Das waren die Augen, die ich die ganze Woche angestarrt hatte, und jetzt waren sie im gleichen Raum wie ich, bewegten sich, blinzelten, und unter ihnen befand sich auch noch eine perfekte Nase und süße Grübchen. Ich weiß nicht, ob das für einen Menschen wirklich möglich ist, aber ich schmolz dahin.
»Ich bin dein Bildschirmschoner«, stellte er mit einem stolzen Grinsen
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