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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Container. Es gab einen Automaten mit Chips und Süßigkeiten, einen für Tee und Kaffee, und an der Wand waren Stühle aufgereiht.
    »Das ist gut, vielleicht kann ich einen Arzt nach meinem Ausschlag sehen lassen, wenn ich schon mal hier bin«, begann mein Leben wieder zu spotten.
    An den Wänden hingen gerahmte Fotos von Blake, eins neben dem anderen, einige stark vergrößert. Sie stammten alle aus seiner Fernsehsendung, und auf den meisten sah er aus wie Ethan Hunt aus
Mission Impossible
, Standbilder von muskelschwellenden Action-Sequenzen, Bizeps, Waschbrettbauch, knackige Pobacken, Blake beim Absprung aus dem Flugzeug, Blake beim Wildwasserkanufahren, Blake beim Klettern am Kilimandscharo, Blake beim Bergsteigen in den Rocky Mountains (mit deutlich zur Schau gestellten Muskelpaketen), Blake beim Duschen unter einem Wasserfall. Ich betrachtete den sensationellen Körper eingehend, und alle anderen jungen Frauen im Container taten das Gleiche. Erst jetzt fiel mir auf, dass hauptsächlich Frauen hier waren, junge Frauen, die meisten hübsch, braungebrannt und sportlich. Einen Moment erwischte mich diese Erkenntnis auf dem falschen Fuß: Alle diese jungen Dinger waren hier, um Blake, den Fernsehstar, zu sehen. Wahrscheinlich bekam er diese Art von Aufmerksamkeit die ganze Zeit, in jeder Bar, in jeder Stadt, in jedem Land. Wahrscheinlich warfen sich ihm alle an den Hals, und er konnte sich eine aussuchen – oder gleich alle nehmen. Nur um mich zu foltern, stellte ich ihn mir mit diesen Mädchen vor, als Hahn im Korb, wie sie ihre nackten jungen Körper auf ihm räkelten. Na gut, vielleicht war ich zehn Jahre älter als die meisten, aber dafür hatte sich sein nackter Körper auf
mir
geräkelt, wann immer ich wollte, und bei dem Gedanken fühlte ich mich sofort besser.
    Ich überflog noch die Wände mit Blakes Heldentaten, als ich sie entdeckte. Sie. Jenna die Schlampe. Sie saß hinter einem kleinen behelfsmäßigen Schreibtisch, blätterte Formulare und Ausweispapiere durch, nahm Geld in Empfang und managte alles.
    Ich kam mir vor wie RoboCop, untersuchte sie automatisch und ging ihre Vitalstatistiken durch, ihre Stärken und Schwächen als Mensch, noch schlimmer, als Frau. Haare: naturblond, am Haaransatz hippie-leger geflochten. Körper: sportlich, gebräunt, lange Gliedmaßen – nicht so lang wie meine vielleicht, aber zierlicher. Augen: braun, groß und ehrlich, treuer Hundeblick – jeder Mann würde sie mit sich nach Hause nehmen wollen –, eine kleine Narbe zwischen den Augenbrauen. Klamotten: weißes Top, das ihre Bräune betonte und ihre Zähne zum Strahlen brachte, Jeans und Turnschuhe. Eigentlich waren wir gleich angezogen, nur dass ich ein hellblaues Top trug, weil ich Hellblau getragen hatte, als Blake und ich uns kennengelernt hatten und er eine Bemerkung gemacht hatte, wie das meine Augen hervortreten ließ – natürlich nur ihre Farbe, meine Augen traten nur vor, wenn ich Meeresfrüchte aß.
    »Mach halt ein Foto«, sagte mein Leben neben mir und öffnete geräuschvoll eine Tüte Chips – Salt and Vinegar –, die er sich aus dem Automaten geholt hatte.
    »Das ist sie«, sagte ich.
    »Die Frau aus Marokko?«
    »Ja«, flüsterte ich.
    »Wirklich?« Er war überrascht. »Vielleicht ist ja doch was dran an deinen psychotisch paranoiden Tendenzen.«
    »Das nennt man Instinkt«, entgegnete ich giftig, und jetzt war ich sicher, dass ich jedes Mal, wenn ich paranoid wurde, völlig richtig damit lag – einschließlich dessen, dass der Typ aus meinem Apartmenthaus im US -Zeugenschutzprogramm war.
    »Trotzdem – vielleicht sind sie ja gar nicht zusammen«, sagte er und steckte sich die nächste Handvoll Chips in den Mund.
    »Ach, schau sie doch an«, entgegnete ich bitter. »Sie ist genau Blakes Typ.«
    »Und was für ein Typ ist das?«
    Ich beobachtete sie, wie sie mit der Gruppe verhandelte, wie sie ihr Grübchenlächeln lächelte, wie sie lachte, Witze machte, Interesse zeigte und diejenigen beruhigte, die sich Sorgen machten.
    »Der nette Typ«, antwortete ich bitter. »Diese Schlampe.«
    Mein Leben erstickte fast. »Na, das wird bestimmt lustig heute.«
    In diesem Moment blickte Jenna auf, als hätte ihr inneres Radarsystem sie gewarnt, dass ein Feind in der Nähe war, und sah mich direkt an. Ihr Lächeln verblasste nicht, aber ihre Augen wurden hart, verloren für einen Moment ihr Strahlen, und mir war klar, dass sie wusste, weswegen ich hier war. Ich wusste, dass sie etwas für Blake

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