Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
wollte – nachdem wir uns noch in der Nacht davor geliebt hatten.
    Auf einmal wurde ich wütend, denn ich erinnerte mich daran, wie er mir das Frühstück ans Bett gebracht, sich ans Fußende gesetzt und mir sein ganzes kompliziertes, turbulentes Inneres erklärt hatte. So verlegen war er gewesen, hatte sich so offensichtlich unwohl gefühlt und mir nicht in die Augen schauen können, dass ich einen Moment dachte, er wollte mir einen Heiratsantrag machen. Ich
befürchtete
, dass er mir einen Antrag machen würde, aber als er dann fertig war, hätte ich alles darum gegeben, wenn es so gewesen wäre. Und während ich dann im Bett saß, das schwere Tablett mit Kaffee und Brötchen auf den Beinen, hatte er vor dem Schrank gestanden, sich am Kopf gekratzt und überlegt, welche Klamotten er für sein neues Leben als Single einpacken sollte. Wenn es denn wirklich ein Leben als Single war, das er anstrebte, und er sich nicht hinter meinem Rücken schon in den ersten Drehwochen der Reisesendung mit Jenna getroffen hatte. Später an dem Tag, an dem mein Freund mich verlassen hatte, trank ich zu viel Wein, verlor meine Arbeitsstelle, meinen Führerschein und kurz darauf, als wir die Wohnung verkauften, auch mein Zuhause.
    Und nun, zwei Jahre, elf Monate und einundzwanzig Tage später, drückte er mich an sich, und plötzlich war all die Liebe, die ich seither an jedem einzelnen Tag für ihn empfunden hatte, mit einem Schlag verflogen, und an ihre Stelle trat eine große Wut. Ich schlug die Augen auf und sah, dass mein Leben mich beobachtete, lächelte und sich allem Anschein nach über unsere Umarmung freute. Verwirrt über meinen plötzlichen Gefühlsumschwung machte ich mich von Blake los.
    »Ich kann noch gar nicht glauben, dass du wirklich hier bist«, sagte er und hielt mich an den Oberarmen fest. »Du siehst toll aus, schön, dass du gekommen bist.« Er lachte, meine Wut ließ nach, und ich entspannte mich etwas unter seinem Blick.
    »Blake, ich möchte dir einen speziellen Freund von mir vorstellen.«
    Langsam und offenbar etwas verdutzt wandte er sich von mir ab. »Ja, klar. Hey, wie geht’s?« Er schüttelte meinem Leben eilig die Hand, als würde er es nur aus Gefälligkeit tun, und wandte sich dann rasch wieder mir zu. »Ich freue mich so, dass du da bist.«
    »Ich auch«, lachte ich.
    »Wie lange bleibst du denn?«
    »Ich wollte nur kurz vorbeischauen und sehen, wie du den Traum verwirklicht hast.«
    »Bleib doch und mach einen Absprung mit uns.«
    »Okay, wir bleiben gern.«
    Erneut verwirrte ihn das
Wir
, er schaute kurz zu meinem Leben, wieder zu mir und meinte: »Na klar, sicher.« Dann ging er zu seinem Platz zurück, stellte sich vor die Gruppe und begann, die Körperhaltung im freien Fall zu erklären. Wofür ich inzwischen Expertin war.
    »Tut mir leid«, sagte ich zu meinem Leben, während ich ihm zuschaute, wie er die Positionen auf dem Boden nachmachte.
    »Kein Problem«, erwiderte er. »Er scheint sich echt gefreut zu haben, dich zu sehen. Das ist doch großartig, Lucy.«
    »Ja«, antwortete ich nervös. »Willst du wirklich springen?«
    »Nein«, antwortete er und krümmte sich in die nächste Position. »Aber die Aussicht von hier gefällt mir.«
    Erst jetzt bemerkte ich, dass direkt vor ihm die süße Blonde den Hintern in die Luft streckte, und verdrehte die Augen. »Komm doch wenigstens mit ins Flugzeug.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Hast du auch Angst vorm Fliegen?«
    »Nein, ich finde es nur schrecklich, mit astronomischer Geschwindigkeit auf die Erde herunterzurasen.«
    »Du musst ja nicht springen. Ehrlich, komm mit uns rauf, ich möchte, dass du wenigstens mal zuschaust. Der Flug dauert nur zwanzig Minuten, die Aussicht ist toll, und dann kannst du auf traditionelle Weise zusammen mit dem Piloten wieder landen.«
    Er blickte zum Himmel empor. »Na schön«, sagte er schließlich entschlossen.
    Ich folgte Blake in die Flugzeughalle, um die Gerätschaften zu holen.
    »Springt deine Freundin auch mit?«, fragte ich ihn und gab mir Mühe, möglichst locker und nicht neugierig zu klingen, obwohl in Wirklichkeit meine geistige Gesundheit und mein Lebensglück von der Antwort abhingen.
    »Meine Freundin?« Er sah mich verwundert an. »Welche Freundin denn?«
    Um ein Haar hätte ich einen Freudentanz aufgeführt. »Die Frau, die im anderen Container den Papierkram erledigt«, sagte ich. Ihren Namen wollte ich nicht aussprechen, weil ich Angst hatte, dass er mich für eine Stalkerin halten

Weitere Kostenlose Bücher