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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Körpersprache hatte sich verändert, er hatte sich abgewandt, und sein Rücken war ganz steif.
    »Du magst ihn echt nicht, stimmt’s?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Was passiert denn, wenn er und ich, du weißt schon – wenn wir wieder zusammenkommen?« Allein der Gedanke versetzte meinen Magen in Aufruhr, und jede Menge Schmetterlinge begannen zu tanzen. Ich stellte mir vor, wie Blake mich mit seinen perfekten Lippen küsste, überallhin. »Wie würdest du damit umgehen?«
    Er verzog den Mund und dachte nach. »Wenn du glücklich wärst, dann würde es mir wahrscheinlich nichts ausmachen.«
    »Dann müsstest du doch auch glücklich sein, oder nicht? Denn wenn ich glücklich bin, dann bist du auch glücklich, nicht wahr? Aber wenn ich mit ihm zusammen wäre und du wärst nicht glücklich, tja, das würde dann wohl bedeuten, dass ich ihn nicht wirklich liebe, stimmt’s?«
    »Nein, es würde nicht bedeuten, dass
du
ihn nicht liebst. Es würde bedeuten, dass es auf irgendeine Art nicht richtig ist, nicht so, wie es sein soll.«
    »Ich bin nervös. Zuerst war ich nervös, ihn wiederzusehen. Ich meine, es ist so lange her, und außer in der Fernsehsendung war ich nie in seiner Nähe. Ich hab ihn nie auf der Straße gesehen, ich bin ihm nie in einer Bar begegnet. Ich hab seine Stimme nicht gehört und auch – o mein Gott, was, wenn er mich hier nicht haben will? Was, wenn er einen einzigen Blick auf mich wirft und sich freut, dass er mich los ist? Was, wenn er dieses Mädchen wirklich liebt und den Rest seines Lebens mit ihr verbringen will?« Ich sah mein Leben an, entsetzt und verängstigt von all diesen neuen Gedanken. »Was, wenn ich nach all der Zeit immer noch nicht gut genug für ihn bin?« Tränen traten mir in die Augen, aber ich blinzelte sie schnell weg.
    »Lucy«, sagte mein Leben ganz sanft. »Wenn es nicht funktioniert, heißt das nicht, dass du nicht gut genug bist.«
    Aber es fiel mir schwer, das zu glauben.

Kapitel 23

    In dieser Nacht schlief ich nicht sehr viel. Zwar schnarchte mein Leben nicht, aber es verfolgte mich trotzdem mit tausend Fragen und Ängsten und überhaupt nicht hilfreichen Gedanken. Als es Zeit war aufzustehen, war ich zu dem Schluss gekommen, dass, wenn es heute nicht gut lief, alle Vorwürfe meines Vaters gerechtfertigt waren. Nur wenn ich Blake zurückbekam, hatte ich die Chance, mein Leben wieder in Ordnung zu bringen. Als ich ihn verloren hatte, war ich aus der Bahn geraten, folglich würde ich meinen Weg wiederfinden, wenn er zu mir zurückkam. Obwohl Blake keinem festen Job nachgegangen war, hatte mein Vater ihn immer gemocht, und so fremd mir diese Vorstellung jetzt war, hatte mein Vater tatsächlich an einigen Dinner-Partys in unserer umgebauten Brotfabrik teilgenommen. Ihm gefiel Blakes zupackende Art, seine Einstellung, seine Energie, er wusste, dass Blake sich immer für etwas interessierte und alles dafür tat, um erfolgreich zu sein. Es war ihm sympathisch, dass sich Blake Ziele setzte, dass er auf Berge stieg, Marathon lief, sich ständig persönliche körperliche Höchstleistungen abforderte. Und obwohl es ihm natürlich nicht passte, dass ich nicht Ärztin oder Anwältin oder Kernphysikerin geworden war, mochte er meine Einstellung früher auch. Aber dann hatte ich mich verändert, und die Dinge, die mein Vater an mir liebte, waren verschwunden, und so verschwand auch seine Liebe.
    Obwohl ich den größten Teil der Nacht wach gewesen war, stand ich als Letzte auf, duschte und ging dann den Korridor hinunter zum Frühstücksraum, immer den Stimmen nach. Hinten im Haus, in einem hellen, luftigen Wintergarten saß mein Leben zusammen mit vier anderen Leuten an einem Tisch, vor sich einen reichlich beladenen Teller.
    »Morgen«, sagte er und sah zu mir auf, ehe er sich eine Ladung Baked Beans in den Mund schaufelte.
    »Hoppla«, sagte ich, als ich ihn sah, und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ehe er sich wieder über seine Riesenportion hermachte, sah er die anderen am Tisch etwas verlegen an.
    Ich setzte mich neben ihn und wünschte den anderen einen guten Morgen. Es waren drei Jungs und ein Mädchen im College-Alter, bestimmt nicht älter als zwanzig und nicht jünger als siebzehn, die Surfer-Variante, die drei Jungs mit langen, das Mädchen mit kurzen Haaren. Sie quatschten in rasender Geschwindigkeit und nahmen sich ziemlich handfest auf den Arm. Wahrscheinlich lagen gerade mal zehn Jahre zwischen uns, aber ich fühlte mich, als lebte ich auf einem anderen

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