Ein Moment fürs Leben. Roman
gekocht.«
»Ja, und ich koche sie nicht nur nach, ich gebe ihnen dazu noch meine ganz persönliche Note, und genau das ist die Idee des Kochbuchs. Die Blake-Note, der Blake-Geschmack, so was in der Art. Ich glaube, das wird der Titel.
Der Blake-Geschmack.
Der Verlag ist begeistert und meint, man könnte es vielleicht sogar fürs Fernsehen aufbereiten, dann hätte ich noch eine Sendung neben
Ich wollte, du wärst hier
, einfach auf der Grundlage dessen, was ich esse, wenn ich reise.« Sein Gesicht leuchtete, er redete wie ein Wasserfall, er war so begeistert, dass die Worte sich beinahe überstürzten. Ich beobachtete ihn und war hingerissen, dass ich ihn vor mir hatte, dass er sich kein bisschen verändert hatte, dass er noch genauso leidenschaftlich, dynamisch und schön war wie immer. »Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn du ein paar von meinen Rezepten ausprobieren würdest, Lucy.«
»Wow, danke, das würde ich natürlich gern«, strahlte ich.
»Ehrlich?«
»Na klar, Blake, und wie. Ich würde selbst gern wieder öfter kochen. Irgendwie hab ich damit aufgehört, hab’s mir wohl abgewöhnt. Ich bin in eine kleinere Wohnung umgezogen, und da ist die Küche nicht so toll wie die, die wir …«
»O Mann, unsere Küche!« Er schüttelte den Kopf. »Die war nicht schlecht, aber du solltest mal die Küche sehen, die ich jetzt habe. Ich benutze diesen super Herd, mit Multifunktions-Edelstahl-PyroKlean-Ofen. Der hat vierzig verschiedene Programme für frische und tiefgefrorene Lebensmittel – man gibt einfach das Gewicht der Sachen ein, und der Herd wählt automatisch die beste Einstellung und kontrolliert dann …«
»… die Garzeit und stellt sich automatisch ab, wenn alles fertig ist, wobei er die Restwärme nutzt, um Energie zu sparen«, fiel ich ihm ins Wort.
Ihm blieb der Mund offen stehen. »Woher weißt du das?«
»Weil ich es geschrieben habe«, antwortete ich stolz.
»Das verstehe ich nicht – du hast es geschrieben?«
»Ja, die Gebrauchsanweisung. Ich hab einen Job bei
Mantic
, das heißt, bis gestern hab ich da gearbeitet und die Anweisungen übersetzt.«
Er starrte mich weiter an, mit einem seltsamen Blick, den ich nicht von ihm kannte, und ich drehte mich sicherheitshalber um, weil ich mich vergewissern wollte, ob er nicht jemand ganz anderen ansah.
»Was ist los?«
»Was ist mit
Quinn & Downing
passiert?«
»Da arbeite ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr«, antwortete ich lachend und fügte etwas ernster, aber möglichst locker hinzu: »Hat Adam dir denn nichts von mir erzählt?« Es war mein Ernst – ich war immer sicher gewesen, Blake würde alles erfahren, was ich machte. Die ganze Zeit hatte ich in dem Bewusstsein meine Entscheidungen getroffen und meine Lügen erfunden, dass sie irgendwie bei Blake landeten, und nun wusste er nicht mal das, was gleich am ersten Tag passiert war, an dem Tag, als er mich verlassen und ich meinen Job verloren hatte.
»Adam? Nein«, sagte er verwirrt, aber dann lächelte er, und sein Gesicht hellte sich auf. »Aber ich erzähl dir jetzt mal von dieser marokkanischen Pastete …«
»Adam glaubt, dass ich dich betrogen habe«, unterbrach ich ihn. So kompliziert ich auch manchmal dachte und so detailliert ich alles plante – das zu sagen, hatte ich ehrlich nicht vorgehabt, es kam einfach so aus meinem Mund.
»Was?« Er hatte über Safran reden wollen, und ich hatte ihm eine ganze Ladung Sand ins Getriebe gestreut.
»Das glauben alle.« Ich bemühte mich, das Zittern in meiner Stimme zu verscheuchen, kein nervöses Zittern, sondern ein wütendes, denn die Wut baute sich wieder auf, und ich musste mich anstrengen, sie zu unterdrücken.
»Blake«, ertönte in diesem Moment eine Stimme, und ein Mann streckte den Kopf zur Tür herein. »Wir müssen los.«
»Ich komme«, sagte Blake und packte rasch die Ausrüstung zusammen. »Gehen wir.« Er grinste, meine Wut verpuffte, und ich merkte, wie sich ein verstrahltes Lächeln auf meinem Gesicht breitmachte.
Im Flugzeug war Platz für sechs Personen, also drei Tandems. Harry war an Blake geschnallt und die fruchtbare junge Dame, die Babys von Blake bekommen wollte, an Jeremy, den zweiten Tandem-Master, dessen rechtzeitiges Auftauchen mich davor bewahrt hatte, Blake im Ausrüstungsraum an die Gurgel zu gehen. Sie starrte Harry eifersüchtig an, weil sie die Niete gezogen hatte. Mein Leben trug einen orangefarbenen Overall und eine Schutzbrille, saß mit dem Rücken zu mir zwischen
Weitere Kostenlose Bücher