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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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brennend interessant.
    Er wandte sich wieder seinem Brötchen zu.
    »Ist doch wirklich wunderschön«, sagte Mum, wobei sie mich mit Knautschgesicht und hochgezogenen Schultern anstarrte – viel zu lange. »Mutter zu werden.«
    »Ich war mit zwanzig verheiratet«, verkündete meine Großmutter, als wäre das eine Heldentat. Dann unterbrach sie sogar das Buttern ihres Brötchens und sah mir tief in die Augen. »Mit vierundzwanzig hatte ich mein Studium fertig und mit siebenundzwanzig drei Kinder.«
    Ich nickte mit gespielter Ehrfurcht. Ich hörte das alles ja nicht zum ersten Mal. »Hoffentlich haben sie dir eine Medaille verliehen.«
    »Eine Medaille?«
    »Das ist nur so ein Ausdruck. Wenn jemand etwas … etwas Erstaunliches leistet.« Ich bemühte mich, den Sarkasmus zurückzuhalten, der darauf brannte, endlich in Aktion treten zu dürfen. Er stand an der Seitenlinie, wärmte sich auf und war absolut erpicht darauf, als Ersatzspieler für Höflichkeit und Toleranz eingewechselt zu werden.
    »Das ist keine Leistung, sondern schlicht das Richtige, Lucy.«
    Jetzt kam Mum mir tatsächlich zu Hilfe. »Heutzutage bekommen manche Mädchen eben erst mit Ende zwanzig ein Kind.«
    »Aber Lucy ist dreißig.«
    »Erst in ein paar Wochen«, entgegnete ich und setzte ein Lächeln auf. Der Sarkasmus zog die Trainingsjacke aus und machte sich bereit, aufs Spielfeld zu laufen.
    »Na ja, wenn du meinst, du kannst in vierzehn Tagen ein Baby kriegen, hast du noch viel zu lernen«, sagte Großmutter und biss in ihr Brötchen.
    »Manchmal sind sie heutzutage sogar noch älter«, sagte Mum.
    Meine Großmutter gab tadelnde Schmatzgeräusche von sich.
    »Sie machen Karriere, weißt du«, fuhr Mum fort.
    »Aber Lucy macht keine Karriere. Und was meinst du eigentlich, womit ich mich im Labor beschäftigt habe? Mit Brotbacken?«
    Jetzt war Mum ernsthaft pikiert, denn sie hatte das Brot und die Brötchen auf dem Tisch selbst gebacken. Das tat sie immer, und alle wussten es, natürlich auch meine Großmutter.
    »Jedenfalls nicht damit, dein Baby zu stillen«, murmelte ich leise, aber alle hörten mich und sahen mich an, und die Blicke waren nicht freundlich. Ich konnte nichts machen, der Ersatzspieler war auf dem Platz, und ich fühlte mich genötigt, meinen Kommentar zu erläutern. »Vater kommt mir nicht vor wie ein Mensch, der gestillt worden ist.« Wenn Riley die Augen noch weiter aufgerissen hätte, wären sie ihm glatt aus dem Kopf gesprungen, und sosehr er sich auch bemühte, er konnte das Lachen nicht zurückhalten. Mit einem skurrilen Geräusch platzte es aus ihm heraus, ein Schwall fröhlicher Luft. Wortlos griff Vater nach der Zeitung, schlug sie mit einer entschlossenen Schüttelbewegung auf – einer Art Schauder, der ihm sicherlich über den Rücken lief – und verschanzte sich dahinter. Wir hatten ihn verloren. Er war weg, wieder einmal verschwunden hinter einer Wand von Papier.
    »Ich schau mal nach der Vorspeise«, sagte Mum leise und erhob sich anmutig.
    Von Mums Grazie hatte ich nichts geerbt, Riley aber schon. Weltmännisch und kultiviert verströmte er seinen Charme, und obwohl er mein Bruder war, war mir völlig klar, dass er mit seinen fünfunddreißig ein echt guter Fang war. Er war in Vaters juristische Fußstapfen getreten und anscheinend einer unserer besten Strafverteidiger. Das hatte ich schon öfter gehört; am eigenen Leib hatte ich sein Talent bisher noch nicht erlebt, aber das war für die Zukunft bei mir nicht völlig auszuschließen. Für mich war es ein angenehmer, prickelnder Gedanke, dass mein Bruder immer eine »Du kommst aus dem Gefängnis frei«-Karte für mich in der Hinterhand bereithielt. Immer wieder sah ich in den Nachrichten, wie er gerade das Gerichtsgebäude verließ oder betrat, meist in Begleitung von Männern, die sich die Jacke über den Kopf gezogen hatten und mit Handschellen an einen Polizisten gefesselt waren. Es war mir ein bisschen peinlich, wie oft ich an öffentlichen Orten schon alle damit zum Schweigen gebracht hatte, dass ich stolz auf den Fernseher zeigte und verkündete: »Das ist mein Bruder!« Wenn ich dann böse Blicke erntete, musste ich natürlich klarstellen, dass ich nicht den Jackenvermummten meinte, dem man irgendein unmenschliches Verbrechen zur Last legte, sondern den hochattraktiven jungen Mann in dem schicken Anzug daneben, aber meistens interessierte das niemanden mehr. Ich bin überzeugt, dass Riley die Welt zu Füßen liegt; er steht nicht unter Druck zu

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