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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ergänzte Mary-Maus. »Wer war es nun?«
    »Welcher ist denn überhaupt Brian Murphy?«, fragte Quetschi. »Der Rothaarige oder der mit der Halbglatze?«
    Ich verdrehte die Augen, machte so schnell ich konnte meinen Kaffee und bahnte mir einen Weg durch das Gedränge. »Egal, wer das gesagt hat, es heißt doch, dass es wieder Entlassungen gibt, oder nicht?«, sagte ich, ohne jemanden direkt anzusprechen. Und es antwortete auch keiner direkt, alle starrten ins Leere, machten sich ihre eigenen Gedanken und versuchten ihr eigenes Risiko einzuschätzen.
    »Alles wird gut, ganz bestimmt«, sagte Zwinker-Quentin. »Wir sollten uns keine Sorgen machen.«
    Aber alle waren bereits schwer damit beschäftigt, also ging ich zu meinem Schreibtisch, um mein Kreuzworträtsel zu lösen, und überließ die anderen ihren Spekulationen.
    Abgedroschen, ohne Originalität oder Witz.
    Ich schaute mich um.
    Banal.
    Als ich die Bürotür aufgehen hörte, versteckte ich das Kreuzworträtsel schnell unter meiner Arbeit und tat so, als konzentrierte ich mich voll und ganz auf die neuen Anleitungen, während Fischgesicht an mir vorbeiwackelte, gefolgt von einer Geruchswolke, in der sich Leder und Parfüm mischten. Edna Larson war die Chefin unserer Abteilung und sah einem Fisch wirklich sehr ähnlich. Sie hatte eine hohe Stirn mit entsprechend hohem Haaransatz, hervorquellende Augen, ihre Wangen wirkten wie eingesogen, und ihr Bronzing-Puder betonte noch die hohen Backenknochen. Fischgesicht ging in ihr Büro, und ich rechnete fest damit, dass gleich die Jalousien zu unserem Großraumbüro hochgehen würden. Aber sie blieben unten, und als ich mich umschaute, merkte ich, dass die anderen in die gleiche Richtung starrten wie ich. Nachdem wir eine ganze Weile vergeblich auf unser Meeting gewartet hatten, begriffen wir endlich, dass heute nichts Besonderes geschehen würde und das Gerücht lediglich ein Gerücht gewesen war, auch wenn es eine kleine Debatte über die Zuverlässigkeit von Bryan Kelly und Brian Murphy ausgelöst hatte.
    Also begannen wir mit der üblichen Morgenroutine. Ich machte ein Zigarettenpäuschen im Treppenhaus beim Notausgang, weil ich nicht ganz nach unten vor die Tür wollte, und obwohl ich Nichtraucherin war, musste ich rauchen, weil Graham mich begleitete. Er lud mich erst zum Lunch und dann zum Dinner ein, was ich beides ablehnte, und als hätte er verstanden, dass diese beiden Aktivitäten für mich viel zu verbindlich waren, schloss er noch ein Gegenangebot an, nämlich zu unverbindlichem Sex, was ich ebenfalls von mir wies. Dann brütete ich mit Zwinker-Quentin eine Stunde über der Anleitung für den neuen supertollen Dampfgarer, den sich keiner von uns beiden leisten konnte, selbst wenn wir dafür alle unsere anderen Haushaltsgeräte verpfändet hätten. Edna hatte die Jalousien immer noch nicht hochgezogen, und Louise hatte ihre Tür selbst beim Telefonieren keine Sekunde aus den Augen gelassen.
    »Es muss was Persönliches sein«, sagte Louise plötzlich, ohne einen von uns anzusehen.
    »Was?«
    »Edna. Sie hat bestimmt ein persönliches Problem.«
    »Oder sie tanzt nackt und singt Playback zu
Footloose
auf ihrem iPod«, schlug ich vor. Graham starrte hoffnungsvoll auf die heruntergelassenen Jalousien und plante in Gedanken sicher neue Angebote.
    Dann klingelte Louises Telefon, und ihre Stimme, die gerade noch eher monoton gewesen war, wurde zu ihrer munteren Telefonstimme, verlor aber bald wieder ihren Elan, und uns wurde schnell klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Wir hörten alle auf zu arbeiten und starrten Louise an. Ganz langsam legte sie auf und sah mit großen Augen in die Runde. »Die anderen Abteilungen sind gerade fertig mit den Meetings. Bryan Kelly ist weg.«
    Ein langes Schweigen trat ein.
    »Das kommt davon, wenn man so viel Scheiß erzählt«, sagte ich leise.
    Natürlich war Graham wieder der Einzige, der den Scherz kapierte. Obwohl ich nicht vorhatte, mit ihm ins Bett zu gehen, wusste ich es durchaus zu schätzen, dass er sich immer noch die Zeit nahm, über meine Witze zu lachen – das nötigte mir eine gewisse Hochachtung ab.
    »Es ist aber Brian Murphy, der Scheiß erzählt«, korrigierte er dann. »Das hab ich euch doch vorhin erklärt.«
    Ich spitzte die Lippen.
    »Wer war denn das am Telefon?«, erkundigte sich Steve die Wurst.
    »Brian Murphy«, antwortete Louise.
    Das war zu viel – wir prusteten los, und zum ersten Mal in dieser unangenehmen Zeit ihres Lebens verband uns etwas,

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