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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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nämlich unser Lachen. Ich sage ganz bewusst
ihres
Lebens, denn ich hatte dieses Gefühl nicht. Ich machte mir keine Sorgen, ich war nicht nervös, ich hatte keine Angst, denn ich hatte ohnehin nichts zu verlieren. Eine Abfindung wäre schön gewesen – nach meiner letzten Entlassung sogar ein echtes Bonbon. Doch dann ging Ednas Tür endlich doch auf, und sie schaute uns mit rotgeränderten Augen an, mit einem Gesicht, das man nur als zaghaft und verloren bezeichnen konnte. Einen Moment lang forschte ich in meinem Innern, was ich fühlte, aber da war nur Gleichgültigkeit. Edna räusperte sich.
    »Steve, kann ich Sie bitte kurz sprechen?«, sagte sie dann.
    Voller Entsetzen sahen wir zu, wie Steve in ihrem Büro verschwand. Jetzt lachte niemand mehr. Steve zuzuschauen, wie er uns verließ, kam uns später vor, als hätten wir einem langjährigen Partner beim Auszug zugesehen. Wortlos und mit Tränen in den Augen packte er seine Sachen zusammen, seine Familienfotos, seinen Mini-Basketball samt Korb, seinen Becher, auf dem stand
Steve trinkt seinen Kaffee schwarz mit einem Stück Zucker
, und seine Tupperdose mit der Lasagne, die seine Frau ihm zum Lunch eingepackt hatte. Nachdem er Zwinker-Quentin und mir die Hand geschüttelt hatte, nachdem Graham ihm die Schulter geklopft, Mary ihn umarmt und Louise ihm einen Kuss auf die Wange gegeben hatte, war er weg. Zurück blieb ein leerer Schreibtisch, als wäre Steve nie da gewesen. Danach arbeiteten wir schweigend. Edna zog die Jalousien auch den Rest des Tages nicht hoch, und ich machte auch keine Zigarettenpause mehr, teils aus Respekt vor Steve, aber hauptsächlich, weil ich sonst immer seine Zigaretten geraucht hatte. Obwohl ich mich auch fragte, wie lange es dauern würde, bis einer auf die Idee kam, dass an Steves Schreibtisch die Lichtverhältnisse viel besser waren als an seinem eigenen.
    Mittags ging ich wie immer allein in die Pause und brachte mein Auto in die Werkstatt, die zweite Woche in Folge. Nachdem man mir dort einen weiteren Brief von meinem Leben ausgehändigt hatte, kehrte ich noch schlechter gelaunt ins Büro zurück.
    Ich setzte mich und sprang sofort mit einem lauten Fluch wieder auf.
    »Was ist?«, fragte Graham mit amüsiertem Gesicht.
    »Wer hat den hierhergelegt?« Ich hob den Umschlag hoch und wedelte damit in der Luft herum. »Wie kommt dieser Brief auf meinen Tisch?«
    Schweigen. Ich sah Louise an. Sie zuckte die Achseln. »Wir waren alle zum Lunch in der Kantine, niemand hat etwas gesehen. Aber ich hab auch einen. Mit deiner Adresse.« Sie kam mit dem Umschlag auf mich zu.
    »Ich auch«, sagte Mary und gab ihren Brief an Louise weiter.
    »Auf meinem Schreibtisch lag auch einer«, rief Zwinker-Quentin.
    »Ich wollte dir meinen eigentlich später geben«, säuselte Graham vielsagend und zog aus seiner Innentasche ebenfalls einen Brief.
    »Was sind denn das für Briefe?«, fragte Louise, sammelte die Umschläge ein und überreichte sie mir.
    »Das ist privat.«
    »Was für ein Papier ist das denn? Sieht hübsch aus.«
    »Jedenfalls bestimmt zu teuer für deine Hochzeitseinladungen«, blaffte ich.
    Sofort verlor sie das Interesse.
    Mit dem Brief, den ich heute Morgen in meiner Wohnung vorgefunden hatte und dem, den er mir in die Werkstatt geschickt hatte, hatte mir mein Leben an einem einzigen Tag siebenmal geschrieben. Ich wartete, bis sich alle wieder richtig in ihre Arbeit vertieft hatten, dann wählte ich die Nummer auf dem Brief, in der sicheren Annahme, dass ich gleich die fröhliche Stimme von American Pie hören würde. Aber nichts dergleichen. Mein Leben war am Apparat.
    Er wartete nicht mal, bis ich Hallo gesagt hatte, sondern begann sofort: »Hab ich jetzt endlich Ihre Aufmerksamkeit?«
    »Ja, bitte sehr«, antwortete ich und versuchte, mich zu beherrschen.
    »Ich warte seit einer Woche«, sagte er. »Und habe keinen Piep von Ihnen gehört.«
    »Ich hatte viel zu tun.«
    »Was denn?«
    »Sachen erledigen. Mein Gott, muss ich mich jetzt wegen jeder Kleinigkeit rechtfertigen?«
    Er schwieg.
    »Na gut.« Mein Plan war, ihn so zu langweilen, dass er aufgab. »Am Montag bin ich aufgestanden, zur Arbeit gefahren und hab mein Auto in die Werkstatt gebracht. Abends bin ich mit einer Freundin essen gegangen und dann ins Bett. Am Dienstag bin ich zur Arbeit, hab mein Auto abgeholt, bin nach Hause gefahren und ins Bett gegangen. Am Mittwoch bin ich zur Arbeit, wieder nach Hause und ins Bett. Am Donnerstag bin ich zur Arbeit gefahren, hab was

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