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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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mich.
    »Echt?«
    »Ja. Inzwischen hat sie ihren Mann verlassen und lebt in New York.« Ednas Gesicht veränderte sich völlig, als sie von ihrer Familie sprach, obwohl sie immer noch aussah wie ein Fisch. »Ihr Mann war ein Mistkerl. Jetzt ist sie glücklich.«
    »Freut mich für sie. Hat sie mal ein Interview mit einer Zeitschrift gemacht?«
    Edna runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht. Warum?«
    »Ach, war nur so eine Frage. Vergessen Sie’s.«
    »Wenn es etwas gibt, was ich tun kann, damit Sie sich hier … wohler fühlen, sagen Sie es mir bitte, in Ordnung?«
    Jetzt runzelte ich die Stirn. »Ja, selbstverständlich. Mir geht es gut, danke, Edna. Vermutlich war der Brief bloß ein Computerirrtum oder so.«
    »Na gut.« Sie wechselte das Thema. »Nun, warum ich Sie sprechen wollte – Augusto Fernández, der Oberboss unseres deutschen Büros wird uns morgen besuchen, und ich wollte fragen, ob Sie das vielleicht in die Hand nehmen und ihn unserem Team hier vorstellen könnten. Ich fände es schön, wenn wir dafür sorgen könnten, dass er sich hier willkommen fühlt und merkt, wie hart wir hier alle arbeiten.«
    Verwirrt sah ich sie an.
    »Er spricht nicht besonders gut Englisch«, erklärte sie.
    »Oh. Ich dachte schon, ich soll mit ihm schlafen.«
    Es hätte auch anders ausgehen können, aber sie warf den Kopf zurück und lachte herzlich. »Ach, Lucy, Ihr Humor ist genau das, was ich im Moment brauche. Danke. Ich weiß ja, dass Sie in der Mittagspause gern für sich sind, aber ich bitte Sie, morgen erreichbar zu sein, für den Fall, dass er vorbeikommt. Natürlich führt Michael O’Connor ihn im Haus herum, aber es wäre doch nett, ihn mit unserer kleinen Gruppe bekannt zu machen. Ihm zu erklären, was hier jeder so macht und wie wir uns alle bemühen. Verstehen Sie?« Sie starrte mich beschwörend an.
Helfen Sie mir, dass nicht noch jemand gefeuert wird!
Mir gefiel es, dass ihr das wichtig war.
    »Ja, ich hab verstanden, kein Problem.«
    »Wie geht es denn den anderen da draußen?«
    »Als hätten sie grade einen Freund verloren.«
    Edna seufzte tief, und ich hörte in diesem Seufzer den ganzen Stress, unter dem sie stand. Als ich wieder aus dem Büro trat, standen alle um Mary-Maus’ Schreibtisch, wie Pinguine, die sich gegen die Kälte zusammenkuscheln und Angst haben, ihre Eier abzulegen. In gespannter Erwartung starrten mich alle an, blass vor Sorge, dass ich womöglich gefeuert worden war.
    »Kann jemand eine Pappschachtel entbehren?«
    Ein Chor entsetzter Stimmen antwortete.
    »War nur ein Witz – ich freue mich, dass es euch nicht egal ist.« Ich lächelte, und die anderen entspannten sich, waren aber auch ein bisschen verärgert. Aber dann fiel mir plötzlich etwas ein, und ich wurde nervös. Hastig klopfte ich noch einmal an Ednas Tür und ging wieder hinein. »Edna«, sagte ich mit dringlicher Stimme.
    Sie blickte von ihrem Papierkram auf.
    »Augusto, ist er …«
    »Vom Hauptbüro, in Deutschland. Erzählen Sie den anderen aber nichts davon, ich möchte nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen machen.«
    Erleichterung. »Ach so. Nur weil Augusto ja eigentlich kein typisch deutscher Name ist …« Ich lächelte, ging und wollte schon ihre Tür hinter mir schließen.
    »Sorry, Lucy, jetzt verstehe ich endlich, was Sie meinen«, rief sie. »Augusto ist Spanier.«
    Ich erwiderte ihr Lächeln, aber innerlich weinte ich. Ich machte mir Sorgen, ich machte mir große Sorgen, denn ich konnte zwar genug Spanisch, um eine Runde Slippery Nipples zu bestellen und nach der nächsten Limbo-Bar zu fragen, aber ansonsten war mein Wortschatz mehr als dürftig, und auch wenn die anderen noch nichts davon wussten, war unser Team darauf angewiesen, dass ich sie mit irgendwelchem Geschleime vor der nächsten Entlassungswelle bewahrte. Erst als ich mich setzte und die Briefe sah, die immer noch auf meinem Schreibtisch lagen, ergab die Sache einen Sinn.
    Mein Leben und seine Metaphern – er hatte mir einen Curveball zugeworfen.

Kapitel 9

    »Letzte Woche war er auf dem Inka-Trail, habt ihr den Bericht gesehen?«, fragte mein Freund Jamie in die Runde.
    Wir saßen im Wine Bistro in der City, wo wir uns regelmäßig trafen, und wurden vom üblichen schwulen Kellner mit dem falschen französischen Akzent bedient. Sieben der üblichen Verdächtigen hatten sich zu Lisas Geburtstag hier eingefunden. Bevor Blake so viel unterwegs gewesen war, waren wir meistens zu acht versammelt, aber heute Abend hätte man meinen

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