Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
den Schlüssel in der Tür, und mein Leben kam herein. Er trug ein neues Jackett.
    »Woher hast du denn den Schlüssel?«
    »Den hab ich nachmachen lassen, als du geschlafen hast«, antwortete er, zog das Jackett aus und warf den Schlüssel auf die Theke, als wohnte er schon immer hier.
    »Danke, dass du mich gefragt hast.«
    »Das war nicht nötig, deine Familie hat schon das Formular unterschrieben.«
    »Vorsicht!«, rief ich, als er auf den Teppich treten wollte. »Schuhe aus, er ist gerade gereinigt worden.«
    »Was schaust du da?«, fragte er, während er tat, was ich gesagt hatte. Ich hatte auf Pause gedrückt, und auf dem Standbild sah man eine Schlange, die aus einem Korb emporstieg.
    »Blakes Reisesendung.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und musterte mich. »Echt? Ich dachte, du guckst die Sendung nie.«
    »Manchmal schon.«
    »Wann denn?«
    »Ach, nur sonntags.«
    »Sie kommt doch auch nur sonntags.« Er holte sich einen Hocker und stellte ihn neben meinen. »Der Teppich sieht kein bisschen anders aus als vorher.«
    »Weil er nass ist. Wenn er getrocknet ist, wird er sauberer aussehen.«
    »Wie waren sie denn?«
    »Wer?«
    »Die Teppichleute.«
    »Es war nur einer.«
    »Und?«
    »Und er war sehr nett und hat den Teppich saubergemacht. Kannst du bitte eine Weile den Mund halten? Ich möchte mir die Sendung ansehen.«
    »Was bist du denn so zickig?«
    MrPan hüpfte auf seinen Schoß, und so saßen wir unbequem auf unseren Hockern und sahen uns an, wie Blake in einem felsigen Gebirge herumkletterte, in einem dunkelblauen ärmellosen Shirt voller Schweißflecken, unter dem seine Rückenmuskeln schwollen. Unwillkürlich musste ich an den Teppichmann denken. Es war ungewöhnlich, dass ich beim Anblick von Blake, dem allerperfektesten Mann des Universums, an einen anderen Mann denken musste, und das auch noch mit einem positiven Unterton. Als ich mich einigermaßen von meinem Schock erholt hatte, verglich ich ihre Muskeln.
    »Benutzt er Selbstbräuner?«
    »Halt den Mund.«
    »Macht er seine Stunts selber?«
    »Halt den Mund.«
    Ich drückte auf Pause und suchte nach Jenna, konnte sie aber nicht entdecken.
    »Was machst du denn da?«
    »Halt den Mund.«
    »Warum bist du eigentlich so besessen von Blake?«
    »Ich bin nicht besessen.«
    »Gestern Abend beispielsweise. Ich weiß, du hast gesagt, du willst nicht darüber reden, aber ich glaube, das sollten wir. Ich meine, ihr habt euch vor drei Jahren getrennt. Was ist los mit deinen Freunden? Warum müssen sie so genau wissen, was mit dir und ihm passiert ist?«
    »Weil Blake ihr Gravitationszentrum ist«, antwortete ich und sah zu, wie mein Exfreund ohne Handschuhe über die Klippen kraxelte. »Genaugenommen wir beide, ob du es glaubst oder nicht. Wir haben alles organisiert, bei uns hat man sich versammelt. Jede Woche haben wir ein großes Essen gekocht, wir haben Partys veranstaltet, Urlaube geplant, Ausgeh-Abende, Ausflüge, all so was.« Ich drückte wieder auf Pause, studierte die Szene, ließ die Sendung weiterlaufen. »Blake kann Leute begeistern, er macht süchtig, alle mögen ihn.«
    »Ich nicht.«
    »Wirklich?« Überrascht sah ich mein Leben an, dann wandte ich mich schnell wieder dem Fernseher zu. »Na ja, du bist voreingenommen, das zählt nicht.«
    Wieder hielt ich an und ließ dann weiterlaufen.
    »Was genau machst du da eigentlich?«
    »Halt den Mund.«
    »Hör auf damit.«
    »Dann quatsch nicht dauernd dazwischen.«
    Den Rest der Sendung sah er sich größtenteils schweigend an, nur ganz gelegentlich machte er eine spitze Bemerkung. Dann war Blake fertig mit dem Feilschen in den Souks und den Schlangenbeschwörungen – wozu mein Leben die sehr erwachsene Bemerkung machte, dass Blake selbst auch so eine beschwörende Schlange sei –, setzte sich in ein Café auf dem Djemaa el Fna, dem großen zentralen Platz in der Altstadt von Marrakesch, und sprach den Abschlusstext direkt in die Kamera.
    »Ein kluger Mensch hat mal gesagt, die Welt ist ein Buch, und wer nicht reist, liest nur eine einzige Seite davon.«
    Mein Leben stöhnte und steckte sich den Finger in den Mund, als wollte er sich übergeben. »Was für ein peinlicher Schwachsinn!«
    Ich war überrascht, denn mir hatte der Spruch gefallen.
    Dann das übliche Augenzwinkern, und ich genoss hingebungsvoll meine letzten Sekunden mit ihm in dieser Staffel. Nun war ich für eine Weile auf die Propaganda der Blake-Partei angewiesen, wenn ich etwas über ihn erfahren wollte – falls ich überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher