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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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jemals wieder etwas von meinen Freunden hörte.
    »Vielleicht hat er dich verlassen, weil er schwul ist, schon mal überlegt?«, fragte mein Leben.
    Ich knirschte mit den Zähnen und kämpfte gegen den Impuls, ihn vom Hocker zu schubsen. Aber das wäre sinnlos gewesen, ungefähr so, als würde ich mir die Nase abschneiden, um mein Gesicht zu ärgern, und gerade als ich darüber nachdachte, veränderte sich mein Leben für immer. Die nächste Einstellung war schnell, so schnell, dass ein ungeübtes Auge es vielleicht übersehen hätte, aber ganz sicher nicht meines. Nicht einmal mein schlechtes Auge, mit dem ich nicht mehr so gut sehe, weil Riley mir, als ich acht war, einmal eine Stiftbombe reingeschossen hat. Ich hoffte und betete, dass ich mir das, was nun kam, aufgrund meiner noch nicht diagnostizierten, aber vorhandenen psychotischen Tendenzen lediglich einbildete. Die Kamera zoomte weg, ich drückte auf Pause und suchte. Und da war sie. Jenna. Das Miststück. Aus Australien. Jedenfalls glaubte ich das. Die Reisegruppe, mindestens ein Duzend Leute, saß in einem vollen, lauten Café, an einem mit Essen beladenen Tisch. Es sah aus wie das letzte Abendmahl. Ich sprang von meinem Hocker und stellte mich direkt vor den Bildschirm. Wenn sie es war, dann würde ich dafür sorgen, dass es tatsächlich ihr letztes Abendmahl war.
    »He, pass auf, der Teppich«, sagte mein Leben.
    »Scheiß auf den Teppich«, entgegnete ich giftig.
    »Wow.«
    »Diese kleine …« Ich wanderte vor dem Fernseher auf und ab und beobachtete, wie Blake und Jenna sich im Standbild zuprosteten, ihre Gläser vielsagend nah beieinander, und sich dabei in die Augen schauten. Zumindest sah sie ihn an, und er starrte auf etwas hinter ihrer Schulter, aber trotzdem, die Richtung stimmte. »Schlampe«, stieß ich schließlich noch hervor. Dann ließ ich die Szene laufen, die ganze Zuprosterei, spulte zurück, betrachtete sie noch mal und richtete mein Augenmerk jetzt besonders auf den Blick der beiden. Ja, sie schauten sich eindeutig an, als ihre Gläser zusammenklimperten. Hatte das eine tiefere Bedeutung? War es ein Code? Sagten sie wortlos zueinander:
Komm, lass uns heute Abend zusammen anstoßen, wie wir es damals auf dem Gipfel des Everest getan haben?
Bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um. Dann analysierte ich die Körpersprache und das Essen auf ihren Tellern. Ein paar Gerichte teilten sie sich, ekelhaft. Mein Herz pochte schwer in meiner Brust, und ich hatte das Gefühl, als wollte mein Blut meine Venen sprengen. Ich musste durch den Fernseher in ihre Welt kriechen, damit ich sie auseinanderreißen und ihnen die marokkanischen Fleischbällchen um die Ohren hauen konnte.
    »Was in aller Welt ist denn los mit dir?«, fragte mein Leben. »Du siehst aus, als wärst du besessen, und außerdem ruinierst du den Teppich.«
    Ich drehte mich um und fixierte ihn mit dem entschlossensten Blick, den ich zustande brachte. Was nicht sehr schwer war, denn ich fühlte die Entschlossenheit überall in mir. »Ich weiß, warum du hier bist.«
    »Warum denn?«, fragte er mit besorgtem Gesicht.
    »Weil ich immer noch in Blake verliebt bin. Und jetzt weiß ich, was mein Traum ist, was ich wirklich, wirklich will, was ich tun würde, wenn ich den Mut hätte und es mir egal wäre, was die anderen denken. Er ist es! Blake! Ihn will ich. Ich muss ihn wiederhaben.«

Kapitel 17

    »Ich muss zu ihm«, verkündete ich und wanderte unruhig auf und ab.
    »Nein, musst du nicht.«
    »
Wir
müssen zu ihm.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Doch, deshalb bist du hier.«
    »Nein …« Sehr langsam fügte er hinzu: »Ich bin hier, weil du spinnst.«
    »Ich bin in ihn verliebt«, sagte ich, ohne stehen zu bleiben, und meine Gedanken rasten, während ich mir den Kopf zerbrach, wie ich Blake zurückgewinnen konnte.
    »Du bist dabei, den Teppich zu ruinieren, das bist du.«
    »Ich wusste, dass diese Schlampe hinter ihm her ist. Ich hab es gewusst, seit ich ihr begegnet bin und sie ihn gefragt hat, ob er Eis und Zitrone in seinem Drink möchte. Wie sie das gesagt hat – da wusste ich sofort Bescheid.
›Eis‹
«, imitierte ich sie. »›Möchtest du ein bisschen
Eis
dazu?‹«
    »Halt, halt, halt, von wem redest du denn jetzt?«
    »Na, von ihr.« Endlich hörte ich auf herumzurennen und deutete mit der Fernbedienung wie mit einer Waffe auf die angehaltene Szene. »Von Jenna. Jenna Anderson.« Ich spie den Namen voller Verachtung aus.
    »Und das ist …?«
    »Die

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