Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
tanzen.
Doch dann geschah plötzlich etwas, was mich erschaudern ließ. Ich konnte es zunächst nicht fassen und glaubte, dass ich mich versehen hatte, doch dann geschah es erneut und dann noch mal und dann…
Ich musste mit mir hart ins Gericht gehen, dass ich stehen blieb und nicht zu meinem Vater rannte, wie es meine Beine mir befahlen.
„Du musst dich geirrt haben“, sagte ich mir und zwang mich, erneut in die Richtung der beiden Bäume zu blicken, doch da war es schon wieder…
Ich zuckte zurück, stolperte über meine eigenen Beine, fiel nach hinten und wurde von der steifen Gardine aufgefangen, die jedoch soweit standhielt, dass ich sanft zu Boden glitt. Auf dem Boden sitzend blickte ich zum Fenster hinauf, in dem ich nur einen Streifen des Himmels sah und wollte nicht mehr aufstehen, doch bald würde mich mein Vater abholen kommen und dann sicher wissen wollen, was mit mir los sei.
„Ich kann doch meinen Vater nicht anlügen!“ sagte ich mir und kämpfte eine gefühlte Ewigkeit in meinem Innern, ehe ich den Mut fand, um mich an der Gardine nach oben zu ziehen. Tapfer warf ich einen letzten Blick zu den beiden Bäumen am Eingang der Einfahrt, aber dort war nichts mehr zu sehen von den zwei Gestalten, die eben noch unter den Bäumen standen, wobei eine Gestalt der anderen ein Messer in den Leib rammte.
Ich kam hinter der Gardine wieder hervor. Als mein Vater an mein Zimmer anklopfte und ich ihn hereinrief, klopfte ich gerade mein Kleid ab, denn ein Teil des Gewichtes der Gardine kam von dem Staub, der sich wahrscheinlich über die Jahre im Gewebe gesammelt hatte. Um meinen Vater keine Sorgen zu bereiten, setzte ich eines meiner besten Lachen auf, das ausreichte, um meinen Vater zu täuschen. Womöglich war es auch nur deswegen so einfach, weil es so dunkel in meinem Zimmer war.
Zusammen verließen wir das Zimmer, in dem es meiner Meinung nach irgendwie spukte. Ich befand mich in einem Dilemma, denn eigentlich sträubte sich etwas in meinem Innern dagegen, in diesem Zimmer zu übernachten, in dem ich sowieso kein Auge würde zumachen können, und der Tatsache, dass ich meinem Vater kein Recht geben wollte, dass dieser glauben konnte, dass ich ein verängstigtes Mädchen wäre.
„Ich kann ja jederzeit zu meinen Eltern gehen“, sagte ich mir, „wenn es mir in meinem Zimmer zu viel wird. Dann kann ich immer noch klein beigeben!“
Ich setzte also ein täuschend echtes Lächeln auf, ließ mir von meiner Mutter einen Blumenhut aufsetzen und zusammen gingen wir die Treppe hinab. Unten an der Rezeption standen die beiden Angestellten des Hotels, Francis und Teresa, mit dem Besitzer, Mr. Howell, zusammen und unterhielten sich über irgendetwas, von dem ich nur einen Ausschnitt mitbekam. Doch das abrupte Schweigen, als die drei uns entdeckten, verriet mir, dass es in diesem Hotel mehr Geheimnisse zu entdecken gab, als es auf den ersten Blick den Anschein machte.
„Entschuldigen Sie“, meinte mein Vater und blickte fest in das Gesicht von Mr. Howell. „Wann wird das Abendessen aufgetragen?“
„Eine gute Frage, Mr. McAllister“, antwortete Mr. Howell, „denn wir haben es uns zur Aufgabe gesetzt, unsere Gäste zu dem Zeitpunkt zu bedienen, wann es Ihnen gefällt. Wir bitten nur darum, uns am Vortag mitzuteilen, wann Sie am Folgetag speisen wollen – und Sie werden sehen, dass wir Sie bestens verköstigen! Da Sie heute jedoch erst angereist sind, haben wir Sie für sechs Uhr eingeplant. Oder wünschen Sie eine andere Zeit?“
„Nein“, entgegnete mein Vater, „sechs Uhr ist absolut in Ordnung!“
Mit einem geübten Griff hatte er eine Uhr aus seiner Tasche gezogen, diese aufspringen lassen, und ich sah aus den Augenwinkeln, dass es kurz vor fünf Uhr war.
„Meine Damen“, fuhr er fort, „wir haben die Wahl zwischen einem Fünf-Uhr-Tee und anschließendem Abendessen oder wir setzen heute mit dem Tee aus und trinken diesen nach dem Abendessen!“
„Ich würde gerne die Umgebung ein wenig erkunden“, platze es vorlaut und ungefragt aus mir heraus, doch mein Vater nahm es mit einem wohlwollenden Lächeln hin.
„Was sagst du, Maria?“
„Von mir aus! Den Strand haben wir schon gesehen – vielleicht gehen wir ein bisschen ins Land hinein!“ erwiderte meine Mutter.
„Gut, dann bis um sechs Uhr“, sagte mein Vater zu Mr. Howell und den beiden Bediensteten, zog zum Abschied kurz an seinem Hut, ging voran und wir beiden Frauen hinterher.
Kaum dass wir draußen vor dem Hotel waren, kam
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