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Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Titel: Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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er muss es sogar gewesen sein! So wie Sie ihn beschreiben“, sagte Mrs. Pennymaker sichtlich erregt.
    „Sehen Sie sich vor“, mahnte Mr. Pennymaker und machte eine verschwörerische Geste, lehnte sich zu meinem Vater vor und raunte ihm herüber: „Manche von den hier Anwesenden sollen sogar schon Geister gesehen haben!“
    „Das halte ich gänzlich für ausgeschlossen“, gab mein Vater laut und mit Nachdruck zurück.
    „Sie werden es sehen – oder vielmehr hören!“ meinte Mrs. Pennymaker, ehe sie mit ihrem Mann im Hotel verschwand.
    Als sich die Türe hinter den beiden schloss und nur noch der Wind, der leise um das Hotel pfiff, zu hören war, verspürte ich wiederum das seltsame Gefühl, das ich auch im Zimmer verspürt hatte – eine gewisse Vorahnung, die sich noch seltsam wandeln sollte.
     

5. Kapitel
    Wir gingen nicht sehr weit ins Land hinein. Meinen Eltern war nach dem Kennenlernen der Pennymakers und den wirren Geistererzählungen der Spaß am Erkunden vergangen. Indem sie sich bei mir entschuldigten, meinte ich, dass ich jetzt auch hungrig sei, was beide ein wenig die Sorgen aus den Gesichtern weichen ließ.
    Wir machten uns langsam auf zum Hotel zurückzukehren und suchten einen Weg an den beiden Bäumen vorbei, durch welche wir in die Einfahrt treten wollten. Und als ob sich die Ereignisse, die ich aus meinem Zimmer beobachtet hatte, wiederholen wollten, beugten sich die beiden Bäume  plötzlich unnatürlich gegen den Wind, sodass ich kurz aufschrie, mein Vater sich zu mir umdrehte und ich tat, als hätte ich mich vor einem großen Käfer auf dem Boden erschrocken, den ich glücklicherweise im letzten Moment zu sehen bekam.
    Mein Vater hatte ob der Situation gut lachen, denn damit war ich wiederum seine Kleine, die selbst vor einem großen Käfer Angst hatte. Aber das Allererstaunlichste für mich war, dass weder meine Mutter noch mein Vater mitbekommen hatten, dass sich die Bäume widernatürlich verhielten. Ich kämpfte in meinem Innern mit mir, ob ich die beiden darauf ansprechen sollte, doch wie zuvor im Zimmer entschied ich mich zum Schweigen, da ich erst auf eigene Faust herausfinden wollte, warum ich die seltsamen Begebenheiten sah, während andere diese nicht wahrzunehmen schienen. Falls es sie überhaupt gab!
    Mit weichen Knien trat ich unter den beiden Bäumen durch den Eingang in die Einfahrt und glaubte jeden Moment, dass die Äste mich gleich umschlingen und nach oben ziehen würden. Doch nichts Sonderbares geschah, außer dass der Wind, aus der Nähe betrachtet, die Äste mit den Blättern stark durchschüttelte. Erst als ich mich außerhalb der vermeintlichen Reichweite der Äste wähnte, atmete ich auf und konnte es trotz eines Gefühls der Unsicherheit vermeiden, andauernd nach hinten zu blicken, was über kurz oder lang einem meiner beiden Eltern bestimmt aufgefallen wäre.
    Als wir uns dem Hotel näherten, hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, es von der anderen Seite näher in Augenschein zu nehmen. Zwangsläufig blickte ich in den ersten Stock, hoch zu meinem Fenstern und erschrak bis ins Mark, blieb stehen und begann zu zittern. Mein Vater bemerkte, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte, drehte um und kam zu mir.
    „Ist alles in Ordnung, Alexandra?“ fragte er. „Du zitterst ja am ganzen Leib? Was ist los?“
    „Ich – da…“, stammelte ich und zeigte auf das Fenster meines Zimmers, in dem ich eindeutig die Schatten eines Menschen gesehen hatte, doch als ich zusammen mit meinem Vater zum Fenster hochblickte, war der Schatten verschwunden.
    „Was, meine Kleine? Ich sehe nichts!“ sagte mein Vater verwundert, da er nicht wusste, wohin er blicken sollte.
    „Ach nichts, Vater!“ sagte ich und zwang mich innerlich zur Ruhe, was mir erstaunlicherweise auch einigermaßen gelang. „Ich dachte nur…“
    „Was dachtest du?“
    „Ach nichts! Ich glaube einfach nur, dass ich großen Hunger habe und anfange, mich sehr unwohl zu fühlen. Schließlich habe ich seit dem späten Morgen nichts mehr gegessen!“
    „Und dazu kommt die Meeresluft“, pflichtete mir meine Mutter bei, und ich erkannte, dass ich mit dieser Notrettung für den Moment sicher war. „Die Luft ist hier, am Ende Englands, anders als in Plymouth. Da kann es schon mal vorkommen, dass man vor Hunger zu zittern beginnt!“
    Oh wie dankte ich meiner Mutter für diese Hilfe, denn mein Vater blickte weiterhin skeptisch in mein Gesicht, das ich, wie zuvor in meinem Zimmer, versuchte, zu einem Lächeln

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