Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
Nur Mr. Howell blieb die ganze Zeit über bei dem Geschehen und kümmerte sich darum, dass der Schaden für das Hotel möglichst gering blieb – doch als mein Vater ihm bestätigte, dass er Francis’ Vergehen nicht weitererzählen würde, entspannte sich der Hotelbesitzer für den Moment.
Patrick und Elle wurden in einen der beiden Wagen gesetzt, und es wurde unter den Polizisten vereinbart, dass die beiden zunächst einem örtlichen Richter vorgeführt werden sollten, ehe dieser zu entscheiden hatte, wo der Prozess gegen den Mörder und seine Beihelferin stattfinden sollte. Oliver und mein Vater sahen dem Treiben zu, gaben mehrfache Angaben zu Protokoll und nicht selten kam es vor, dass mein Vater zu mir und meiner Mutter herüberblickte und sein Lächeln verriet mir, wie glückliche er war, dass am Ende alles gut ausgegangen war.
Als die Polizisten aus Penzance bereit waren abzufahren, nahm mein Vater den Anführer der Fünf beiseite und erklärte diesem im Stillen etwas, was nicht nur dem Anführer, sondern auch Oliver in Erstaunen versetzte. Ich hätte dabei gerne Mäuschen gespielt, denn ich konnte mir beileibe nicht vorstellen, was die beiden so sehr in Erstaunen versetzte – nicht nach allem, was geschehen war. Doch gleich nach dem Ende des Berichtes meines Vaters instruierte der Anführer die anderen vier, die sich um das Hotel verteilten, was mir den Eindruck gab, dass die Geschichte doch noch nicht vollständig vorbei war.
„Wen wollen die jetzt noch festnehmen?“ fragte ich mich und auch meine Mutter fragte sich, was der ganze Aufruhr bedeutete.
Doch erst als Pete von Oliver aus dem Hotel in Handschellen abgeführt wurde, ahnte ich, was der Hintergrund war – und irrte so sehr, wie selten in meinem Leben. Denn nicht der Diebstahl war der Grund der Festnahme, nein, die Anzeige gegen Pete lautete Mord!
„Mord?!“ dachte ich mir und brauchte einige Momente, ehe ich verstand, was mein Vater vermutete. Später erfuhr ich dann, dass Pete den Mord, der vor Jahren geschehen war, und bei dem er scheinbar nur ein ehrbarer Zeuge gewesen sein sollte, gestanden hatte. Die ermordete Frau, die angeblich in der Nacht geflohen war und in dem abgeschlossenen Raum vorgefunden wurde, hatte Pete beim versuchten Diebstahl entdeckt. Als sie aus dem Zimmer fliehen wollte, war Pete schneller gewesen, bekam die Frau zu fassen, tötete sie, verriegelte die Türe von innen und verschwand im Anschluss daran durch die Falltür im Boden, aus der er in das Zimmer gekommen war. In der folgenden Ermittlung gab er dann vor, dass er gesehen habe, wie die Frau des Nachts das Hotel fluchtartig verließ, und alle glaubten dem alten Pete, der bis zum Erscheinen meines Vaters kein Wässerchen trüben konnte.
„Aber wir werden nie einen Beweis finden“, sagte mein Vater, als er Oliver und seinen Partner verabschiedet hatte, leise zu mir, „dass Mrs. Worthington mit Pete unter einer Decke steckte. Nicht, wenn Pete sie weiterhin deckt, wie er es bisher getan hat!“
„Mrs. Worthington soll was?“ fragte ich verwundert.
„Erinnerst du dich, wo Pete das Collier deiner Mutter versteckt hatte?“
„Im Zimmer von Mrs. Worthington!“ sagte ich und erahnte, was mein Vater dachte.
„Es ist die alte Leier mit den Dieben – ein Collier dieser Art würde in Petes Händen immer auffallen, während es um Mrs. Worthingtons Hals keine Verwunderung auslösen würde.“
„Du meinst, er hat für sie geklaut?“
„Entweder das oder sie hat den Schmuck für beide verkauft!“
„Aber wenn Pete sie nicht belastet, wird sie mit ihrem Verbrechen davon kommen!“ sagte ich.
„Das ist der Preis, wenn man alles zusammenhat, aber für gewisse Verbindungen den Zufall braucht“, meinte mein Vater und blickte zu seinem Kollegen aus Plymouth rüber, der nunmehr mit seinem Partner fertig zur Abfahrt war.
Somit fuhren Oliver, sein Partner und der Polizeitrupp aus Penzance mit vier Gefangenen zurück. Mein Vater, meine Mutter und ich aber blieben im Hotel am Ende der Welt – mit vier gelösten Fällen!
Wir blieben noch einige Tage an diesem Ort, und ich ließ mir von Mr. Howell den Sinn oder Unsinn der nach indischem Vorbild geschmückten Eingangshalle erklären. Wir genossen die Tage, an denen wir nichts weiter taten, als an den rauen Klippen entlang zu spazieren und den Wind zu spüren, der unsere Gesichter umspielte. Im Gleichklang schlugen die Wellen an die Felsen und spielten für uns das raue Lied Cornwalls.
Den ersten Tag hatten wir uns
Weitere Kostenlose Bücher