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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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noch fester um die Gestalt gewickelt, während sie sich von einer Seite zur anderen warf in dem vergeblichen Bemühen, den Schlägen zu entkommen. Es stieß unartikulierte Schreie unter seiner Maske aus, und die ganze Zeit über war es den gnadenlosen Faustschlägen der beiden wütenden Frauen ausgesetzt.
    Schließlich erkannte ich, dass sie im Begriff standen, die Kreatur ernstlich zu verletzen. »Wartet! Aufhören!«, rief ich.
    Bessie zögerte. Sie hob den Kopf und sah mich fragend an. »Alles in Ordnung, Missus?«
    Daisy für ihren Teil machte ihre Beute allein dadurch bewegungsunfähig, dass sie sich einfach auf sie setzte. Jetzt konnte die Kreatur sich nicht einmal mehr hin und her rollen, sondern lag grausig ächzend und röchelnd auf dem Rücken. Lediglich Kopf und Füße waren unter Daisys Röcken noch zu sehen.
    »Alles in Ordnung, Bessie«, schnaufte ich. »Aber wieso bist du hier? Ich dachte, du wärst nach Marylebone gefahren?«
    »Wollte ich auch«, erklärte Bessie. »Aber bevor ich eine Kutsche fand, hab ich Daisy getroffen und ihr erzählt, was mit Mr. Fawcett passiert ist. Dann meinte sie, sie wollte herkommen und sich bei Ihnen bedanken, weil der Herr Inspector nicht nach Clarrie gesucht hätte, wenn Sie Daisy nicht an jenem Abend mit nach Hause genommen hätten. Also bin ich mit ihr zurückgekommen, und hier sind wir.«
    »Ich bin euch beiden sehr dankbar«, sagte ich aus tiefstem Herzen.
    Das Ding kreischte und wand sich. »Ich kann nicht atmen!«
    »Vielleicht sollten Sie sich lieber nicht auf seine Brust setzen, Daisy«, schlug ich vor.
    »Keine Sorge«, antwortete sie. »Wir nehmen ihm die Maske ab und sehen, ob er blau wird. Wenn nicht, atmet er noch.«
    Sie packte das Gebilde aus Pappmaschee und riss es herunter.
    »Ei, ei!«, rief ich aus. »Das ist ja Mr. Pritchard!«
    Seine Schmalzlocken waren zerzaust; das Fett war geschmolzen und rann ihm über das hassverzerrte Gesicht. Er funkelte mich an.
    »Es ist alles Ihre Schuld!«, schnarrte er. »Sie haben Ihren Mann auf den Pastor angesetzt! Sie haben das Werk des Teufels getan!«
    »Du bist ein Teufel!«, fauchte Daisy ihn außer sich vor Wut an. »War es nicht schlimm genug, dass du rumgelaufen und die Mädchen in Todesangst versetzt hast? Du hast die arme Clarrie umgebracht! Was hat sie dir je getan?«
    »Eine Hure!«, krächzte Pritchard. »Ein sündhaftes Frauenzimmer! Genau wie du, mit deinen gefärbten Haaren, deinem bemalten Gesicht und deinem unanständigen Kleid! Ich hätte dich längst suchen und töten sollen! Ihr seid alle gleich. Töchter der Sünde!«
    »Was?«, rief Daisy. »Meine Haare sind nicht gefärbt und auch nicht mit einem halben Pfund Schmalz an den Kopf geklatscht!« Sie packte ihn bei den Ohren, riss seinen Kopf hoch und knallte ihn auf den Küchenboden, dass es krachte.
    »Du gehst besser los und suchst einen Constable, Bessie!«, sagte ich hastig.

KAPITEL SIEBZEHN
     
    Inspector Benjamin Ross
     
    Ich habe alle möglichen Arten von Mördern gesehen. Manche waren arrogant, manche finster, andere trotzig, einige wenige reuig. Manche gestehen ihre Taten, andere bestreiten sie noch auf dem Schafott. Hin und wieder scheint der ein oder andere befremdet, wie er überhaupt in eine solch traurige Lage kommen konnte. Dieser hier jedoch war einer der eigenartigsten von allen. Ein unbedeutender kleiner Mann mit Schmalzlocken und einem nervösen Tick im Mundwinkel, der ständig die Augen rollte und dessen Hände unablässig zuckten. Abwechselnd überheblich und selbstmitleidig war er vor allem anderen überzeugt von der Rechtmäßigkeit seiner grausigen Taten.
    Dies war in der Tat unser Mörder: Owen Pritchard, von Beruf Metzger. Es war ein Fehler von mir gewesen, die Möglichkeit nicht weiter zu verfolgen, dass das Phantom und der Mörder von Allegra Benedict ein und dieselbe Person sein könnten. Es würde mir eine Lektion sein, sinnierte ich. Solange man seinen Mann nicht kennt und nicht weiß, wie sein Gehirn funktioniert, darf man keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    Inzwischen hatten wir die Räume durchsucht, in denen Pritchard wohnte, über seinem Metzgerladen in Clapham, und dort hatten wir ein Knäuel jener dünnen Kordel gefunden, mit der Clarissa Brady, Allegra Benedict und Isabella Marchwood erdrosselt worden waren. Vielleicht hätte er die gleiche Kordel auch benutzt, um meine Frau zu erdrosseln, hätte er sie an jenem Sonntagnachmittag vor dem Saal der Temperenzbewegung dabeigehabt, doch das hatte er nicht. Er

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