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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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hatte sein Phantomkostüm mitgebracht und die Maske, weil er später an jenem Abend vorgehabt hatte, auf dem Heimweg nach Clapham die Straßenmädchen zu erschrecken und zu verjagen. Aber er hatte die Schnur nicht mitgebracht, und das war ein Segen gewesen.
    Alles hätte schrecklich anders verlaufen können. Noch immer erstarrte mir das Blut in den Adern bei dem Bild, das mir immer wieder vor Augen stand: Pritchard in seiner Verkleidung, wie er sich mit einem Stück Schnur in den Händen von hinten an die ahnungslose Lizzie heranschlich …
    Doch so weit war es nicht gekommen. Lizzie hatte sich gerade noch rechtzeitig umgedreht, und Pritchard war gezwungen gewesen, die bloßen Hände zu benutzen. Und er hatte noch nicht mit bloßen Händen getötet. Er hatte keine Gelegenheit gehabt zum Üben, wie er es bei der armen Clarrie Brady getan hatte, vor dem Mord an Allegra Benedict. Lizzie hatte sich mit aller Kraft zur Wehr gesetzt … und Bessie und Daisy waren rechtzeitig hinzugekommen.
    All das weiß ich und sage es mir auch immer wieder, aber das Bild hat mich nie verlassen. Manchmal träume ich noch heute, dass es geschieht. In meinem Albtraum stehe ich dabei, ein von Grauen geschüttelter Zuschauer, außerstande, die Tat zu verhindern. Ich will eine Warnung rufen, doch meine Stimme bleibt mir im Hals stecken, und heraus kommt bloß ein Flüstern. Ich will zu ihnen rennen, Pritchard packen und Lizzie retten. Doch meine Beine sind wie angewurzelt. Das ist der Augenblick, in dem ich schweißgebadet und voller Angst aufwache. Lizzie wacht meistens ebenfalls auf und fragt mich, was denn los ist, und ich sage ihr, es sei lediglich ein Traum gewesen, und schiebe die Schuld auf das Bier, das ich zum Abendessen getrunken habe.
    Ein Knäuel Schnur, wie wir es in Pritchards Wohnung gefunden hatten, findet sich in zahlreichen Haushalten, und kein Gericht hätte dies als einen Beweis für seine Schuld zugelassen. Doch wir hatten noch mehr gefunden. Versteckt unter einem Dielenbrett in seinem Schlafzimmer lag Allegras pinkfarbener Wildleder-Pompadour, und in ihm war noch die vollständige Summe Geldes, die der Juwelier Tedeschi ihr für die Brosche gezahlt hatte.
    Der Pompadour war es, der Pritchard an den Galgen bringen würde. Benedict hatte ihn als den seiner Frau identifiziert, und auch der Juwelier hatte sich erinnert. Der Witwer war durch eine telegrafische Nachricht nach London bestellt worden, um die Identifikation vorzunehmen. Dunn hatte ausgerechnet, dass die Kosten geringer waren, als wenn ich erneut in einen Zug nach Egham gestiegen wäre.
    Benedict war sichtlich bewegt gewesen beim Anblick der Handtasche, doch seine Stimme hatte bitter geklungen, als er gesagt hatte: »Ja. Diese Tasche hat meiner Frau gehört.«
    Bevor er wieder ging, blieb er vor mir stehen und sah mich an. »Sie haben ihn also gefunden, Ross«, sagte er, und es gelang ihm nicht ganz, die Erleichterung aus seiner Stimme zu halten. Er wusste, dass auch er ein Verdächtiger gewesen war, bis zu dem Moment, wo wir den Richtigen gefasst hatten.
    »Das ist richtig, Sir«, sagte ich.
    Er bedachte mich mit einem Blick, dem ich deutlich entnahm, dass er an unsere letzte Begegnung dachte, auf der Straße beim Ansprechen einer Dirne. Es war ein Stück Information über ihn, für das er mich für alle Zeit hassen würde. Ich fragte mich, ob er noch mehr sagen würde, aber er nickte nur und marschierte hinaus. Es war alles, was Scotland Yard oder ich jemals als Dank von ihm erhalten würden.
    Dunn zeigte Pritchard im Verhörzimmer die kleine Handtasche.
    »Die haben Sie Ihrem Opfer geraubt, Mrs. Allegra Benedict«, beschuldigte ihn der Superintendent. »Sie hatte sie bei sich, als sie zum Green Park ging, und wir haben seither nach dieser Handtasche gesucht.«
    Pritchard hörte vorübergehend auf zu zucken und erklärte mit überraschendem Nachdruck, dass er kein Dieb sei. »Wie können Sie es wagen, das zu behaupten? Ich habe nichts gestohlen!«
    »Und wie kommt es, dass Sie im Besitz dieser Tasche sind?«, brüllte Dunn.
    Pritchard ließ die Schultern hängen und blickte missmutig drein. »Es war reines Pech! Es geschah nicht mit Absicht, bestimmt nicht! Sie muss sie fallen lassen haben, und ich bin mit dem Fuß dagegengetreten, als ich wegwollte. Ich habe sie aufgehoben, ohne darüber nachzudenken. Ich wollte nur weg, weiter nichts. Ich habe sie eingesteckt, und als ich nach Hause kam, stellte ich fest, dass ich das elende Ding immer noch bei mir trug. Ich

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