Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
Leviten lesen würde, wenn man ihn nur aus seinem Gefängnis freiließe.
Seine Herrin hegte offensichtlich mehr oder weniger die gleichen Gefühle für mich, doch sie saß kerzengerade und steif in einem Korbsessel und hatte die Hände im Schoß verschränkt. Die Haushälterin hatte mich eingelassen. Auch sie hatte sich an mich erinnert und mich beklommen angesehen, während sie sich wahrscheinlich gefragt hatte, welches Chaos ich nun schon wieder über das Haus bringen würde.
»Sie werden wahrscheinlich wissen, warum ich hier bin«, sagte ich zu Mrs. Scott. »Wir haben Mr. Owen Pritchard ausgiebig verhört, und er hat seine Taten in aller Ausführlichkeit geschildert – und uns über Ihren Anteil daran informiert.«
Sie antwortete nicht, sondern hob fragend eine Augenbraue.
Ich deutete auf den Raum ringsum. Der Papagei packte mit dem Schnabel einen Drahtbügel seines Käfigs und kaute darauf herum, um zu demonstrieren, was er gerne mit mir getan hätte. »Allegra Benedict und Joshua Fawcett – unter diesem Namen kennen Sie den Mann – haben sich hier in Ihrem Haus kennengelernt, ist es nicht so? In Ihrem Salon, während einer ihrer Soireen, bei der Fawcett geredet hat?«
Mrs. Scott atmete tief durch. »Miss Marchwood brachte sie mit. Ich denke, sie hegte die Hoffnung, ihre Herrin würde sich ebenfalls für unsere Sache interessieren und uns helfen. Stattdessen jedoch besudelte sie alles! Von dem Augenblick an, als die Benedict Mr. Fawcett zum ersten Mal sah, wusste ich, dass sie ihn für sich wollte. Sie war eine unbescheidene Kreatur ohne jeglichen natürlichen Anstand und ohne Manieren. Er war wehrlos gegen ihre Tricks. Wie so viele Männer, deren Geist auf höhere Ziele gerichtet ist, war Joshua unerfahren und hilflos gegen diese Art von Frauen.«
Wohl eher nicht! , schoss es mir durch den Kopf, aber ich schwieg und wartete ab.
Mrs. Scott schürzte die Lippen. »Sie kam zwei Mal vorbei, wenn ich mich nicht irre. Danach kam sie nicht wieder her, und zuerst war ich sehr erleichtert darüber. Ich dachte, die Gefahr wäre vorbei. Doch dann kam Isabella Marchwood in großer Not zu mir.« Mrs. Scott schüttelte den Kopf. »Marchwood war auf ihre Weise eine gutmütige Person, jedoch alles andere als besonnen. Zu meinem Entsetzen erfuhr ich von ihr, dass Joshua Fawcett von dieser Benedict verführt worden war und die beiden nun eine geschmacklose Affäre hatten, die letztendlich zu seinem Ruin führen würde. Diese Person Benedict war ohne jede Scham und ohne Diskretion, und Marchwood fürchtete, der gehörnte Ehemann würde bald herausfinden, dass sie ihn betrog. Marchwood selbst war von der Benedict überredet worden, als Vermittlerin zu agieren und Botschaften zwischen den beiden zu befördern. Wie ich bereits sagte, Isabella Marchwood war alles andere als eine intelligente Person. Trotzdem kann ich nicht begreifen, was sie dazu gebracht hat zuzustimmen. Ich kann nur mutmaßen, dass sie Allegra Benedict irgendwie genauso verfallen war wie jetzt auch Joshua Fawcett. Jedenfalls, Marchwood wusste nicht mehr ein noch aus. Sie wandte sich an mich.
Ich begriff, dass drastische Maßnahmen erforderlich waren. Ich erkundigte mich, wo sich die beiden trafen, und erfuhr, dass sie häufig eine alte Eiche im Green Park als Treffpunkt benutzten. ›Also schön‹, sagte ich zu Marchwood. ›Sagen Sie Mrs. Benedict, dass Mr. Fawcett sie am Samstagnachmittag dort sehen möchte. Ich werde mit Mr. Pritchard dort warten, als Repräsentanten unserer kleinen Gruppe.‹ Ich erklärte ihr, dass wir ein sehr ernstes Wort mit Mrs. Benedict reden und ihr sagen würden, dass ihre Affäre weithin bekannt und es nur noch eine Frage sehr kurzer Zeit wäre, bevor ihr Ehemann davon erfahren würde. Die Tatsache, dass Pritchard und ich bereits Bescheid wussten, würde ein Übriges tun, um sie genug zu erschrecken, sodass sie die Liaison abbrach. Marchwood akzeptierte den Plan und war nur allzu bereit, mir zu vertrauen – und Pritchard.«
Sie verstummte. »War es das, was Sie wirklich vorhatten?«, hakte ich nach. »Mit Mrs. Benedict zu reden, weiter nichts? Oder war das die Version, die Sie Miss Marchwood erzählten, damit sie bei Ihrem Plan mitspielte und sich nicht weigerte?«
»Selbstverständlich war das alles.«, sagte Mrs. Scott gelassen.
Ich bemerkte, dass ich gegen meinen Willen fasziniert war von dieser grässlichen Person. Sie redete völlig kühl und gleichmütig von ihrem verschlagenen Plan. Sie hatte
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