Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
los?«
Lizzie hatte Messer und Gabel hingelegt und starrte mich aus großen Augen an.
»Hast du gesagt Marchwood? Es kann nicht die Gleiche sein … Aber du sagst, sie war Mrs. Benedicts Gesellschafterin? Es muss die Gleiche sein!«
»Du kennst sie?«, fragte ich erstaunt.
»Nein, nein, ganz und gar nicht. Ich habe nur von ihr reden gehört. Aber Bessie kennt sie sehr gut.«
»Bessie!«, rief ich so laut, dass Bessie erschien und sich erkundigte, was ich wollte.
»Bessie«, sagte Lizzie zu ihr. »Die Dame, die normalerweise sonntags zu euren Temperenzversammlungen kommt und beim Tee hilft – sie heißt Miss Marchwood, habe ich das richtig verstanden?«
»Das ist richtig, Missus«, antwortete Bessie. »Nur, dass sie letzten Sonntag nicht da war, als Sie mitgekommen sind. Ich war wirklich traurig deswegen. Sie ist immer da, zusammen mit Mrs. Scott und Mrs. Gribble. Miss Marchwood bringt immer Kekse mit. Ich glaube nicht, dass sie sie selbst macht. Wahrscheinlich die Köchin in dem Haushalt, wo sie lebt. Es sind jedenfalls sehr leckere Kekse.«
»Die Kekse spielen keine Rolle!«, unterbrach ich sie. »Kennst du den Namen von Miss Marchwoods Herrin? War sie schon einmal mit bei euren Versammlungen? Weißt du, wo sie wohnen?«
»Nicht in London, so viel weiß ich«, antwortete Bessie. »Sie kommt immer mit dem Zug. Ich meine Miss Marchwood. Die Lady, für die sie arbeitet, war noch nie dabei.«
»Sie muss eine sehr schöne Frau sein, eine Italienerin«, sagte ich zu Bessie.
Bessie war gebührend beeindruckt. »Man denke nur! Und dann Miss Marchwood, so nichtssagend!«
Ich war jetzt sicher, dass wir von der gleichen Frau redeten. Marchwood, so hatten wir im Haus der Benedicts erfahren, kam am besten von allem Personal mit der Köchin aus. Jener gleichen Köchin, der es nichts ausmachte, Kekse für die Gesellschafterin zu backen, die diese nach London zu ihren Gebetsstunden mitnahm. »Der Name Benedict sagt dir nichts, Bessie?«
Bessie schüttelte den Kopf. »Ich kenne niemanden, der so heißt. Möchten Sie, dass ich diese Schale mit Gemüse mitnehme?«
Als Bessie wieder gegangen war, sah ich Lizzie an. »Scheint so, als wäre das Verschwinden von Mrs. Benedict am Samstagabend der Grund dafür, dass du Miss Marchwood am Sonntag nicht kennengelernt hast. Der Haushalt war in hellstem Aufruhr.«
»Aber vielleicht ist sie diesen Sonntag wieder da«, sagte Lizzie. »Ich dachte mir, dass ich noch einmal mit Bessie hingehe und mir eine Predigt von Mr. Fawcett anhöre. Es war recht unterhaltsam«, fügte sie beiläufig hinzu.
»Lizzie!«, sagte ich so streng ich konnte im sicheren Wissen, dass jeder Einwand von meiner Seite sinnlos war. »Ich möchte nicht, dass du dich in die Ermittlungen einmischst!«
»Aber du möchtest doch sicher wissen, ob Miss Marchwood sich am Sonntag auf der Versammlung zeigt und in welchem Gemütszustand sie ist, falls sie kommt, oder etwa nicht?«, entgegnete Lizzie.
»Würde sie wissen, wer du bist?«, fragte ich nach kurzem Zögern. »Ich meine, würde sie wissen, dass du mit einem Polizeibeamten verheiratet bist? Mit mir?«
»Wenn sie es bis jetzt noch nicht weiß, werden Mrs. Scott oder Mr. Fawcett es ihr ganz bestimmt erzählen, könnte ich mir denken. Ich glaube, Mrs. Scott weiß, wer du bist. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich recht misstrauisch beobachtet hat.«
»Also schön, aber tu alles, um nicht noch mehr Misstrauen zu erwecken, hörst du? Überzeug dich nur, ob Miss Marchwood da ist und welchen Eindruck sie macht. Keine Fragen an sie, hörst du? Keinerlei direkte Erwähnung des Mordfalles!«
»Als würde ich so etwas tun!«, sagte meine Ehefrau entrüstet. »Also wirklich, Ben.«
»Ja, sicher. Ich weiß, du bist taktvoll«, beeilte ich mich zu sagen. »Aber ich möchte nicht, dass Miss Marchwood noch mehr verängstigt wird, als es ohnehin schon der Fall ist.«
Lizzies scharfer Verstand bemerkte meine Wortwahl sofort. »Verängstigt? Du glaubst, sie ist verängstigt? Nicht schockiert oder in Trauer?«
»Ja«, sagte ich. »Ich habe lange darüber nachgedacht, und ich bin sicher, Isabella Marchwood ist sehr verängstigt. Ich weiß allerdings nicht, was dahintersteckt.«
KAPITEL FÜNF
Inspector Benjamin Ross
Zum großen Ärger von Superintendent Dunn hatten die Gentlemen von der Presse schon am nächsten Morgen von unserem unheimlichen Flussphantom erfahren. Sowie von der Entdeckung der Leiche einer wunderschönen Frau, die erdrosselt im Green
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